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Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Autoren: Dan Shocker
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sollen.
    Genau in diesem Augenblick machte Pepe eine etwas ungeschickte
Bewegung. Das Brett kippte. Wie ein Ball flog der Junge durch die
Luft und wedelte mit den Armen herum, als wolle er sich in die Luft
erheben.
    Er tauchte unter. Die schaumige Welle rauschte über ihn
hinweg. Das Wellenbrett wurde an Land geschwemmt.
    Pepe tauchte wieder auf, schnaufte wie ein Walroß, prustete
und spuckte Wasser.
    »Es hätte – wunderbar werden können,
Björn!« krächzte er, dann mußte er husten.
Wasser war ihm in die Luftröhre geraten. »Das alles ist
– aber noch – viel zu kurz.«
    »Übung macht den Meister. Du stehst schon ganz gut. Mach
weiter so. Eines Tages machst du das im Schlaf. Dann ist das so, als
ob du einen Krawattenknoten binden würdest.«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Kapier’ ich nicht.
Wie kommst du jetzt auf einen Krawattenknoten? Was hat das mit einem
Surfing-Brett zu tun?«
    »Nichts – und alles. Alles insofern, daß man jede
Sache üben muß, um sie zu beherrschen, nichts in dem Sinn,
daß man in ein Surfing-Brett keinen Knoten machen kann. Das
bringst nicht mal du fertig.«
    Er spielte damit auf die parapsychischen Fähigkeiten des
kleinen Mexikaners an, den er in den Urwäldern von Yukatan
aufgegabelt hatte.
    Dort hielt Pepe sich versteckt und wurde zu einem Waldmensch als
Tarzan, weil er durch seine besonderen Fähigkeiten im Dorf
aufgefallen war und niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte. Man
glaubte, er sei von bösen Geistern besessen, und machte ihm das
Leben zur Hölle.
    Pepe konnte Löffel und Gabeln verbiegen und elektrische
Geräte aktivieren, ohne daß er einen Finger krümmte.
Seine überschüssigen Kräfte waren jedoch derart
massiv, daß er sie oft nicht steuern konnte und sie zum
Ausbruch kamen, ohne daß er das wollte. Dann gab es
Kurzschlüsse. Motoren oder Aufzüge und Rolltreppen in
Kaufhäusern blieben stehen, manchmal platzten sogar
Glühbirnen.
    Björn, der in dieser Sekunde neben seinem kleinen Stiefsohn
auftauchte, den er adoptiert hatte, erblickte im Gesicht die
Anstrengung und die Konzentration.
    Offenbar wollte Pepe das weit hinweggeschleuderte Wellenbrett
durch Gedankenkraft zurückholen. Und das gelang ihm.
    Das Surfing-Brett kippte um, und die Spitze wies direkt auf Pepe.
Rund dreißig Meter entfernt rutschte es durch das seichte
Wasser und hinterließ im feinkörnigen Sand eine
Schleifspur, als würde einer mit der Tarnkappe es an
unsichtbaren Fäden verhältnismäßig schnell
hinter sich herziehen.
    »Pfiffi kommt auf Befehl«, grinste Hellmark. »Den
Trick mußt du mir mal beibringen.«
    »Nur unter einer Bedingung«, sagte Pepe, sich nach dem
Brett bückend und es unter den Arm klemmend.
    »Und die wäre?«
    »Wenn du mir verrätst, wie man sich an zwei Orten
gleichzeitig aufhalten kann.«
    Hellmark lächelte still. »Und warum willst du das auch
können?« Er wußte, daß der Wille es zu
können allein nicht ausreichte. Jeder von ihnen war Spezialist,
und was der eine vermochte, konnte der andere nicht nachmachen.
    »Das erleichtert das Leben doch enorm. Wenn ich da vorn mal
wieder abrutsche, dann brauche ich mir nur selbst zuzurufen,
daß mein Doppelkörper das Brett wieder weiter nach
draußen bringt, damit ich es noch mal versuchen kann.«
    »Du kannst Pfiffi auch über die Wellen, entgegen der
Flutrichtung, zu dir rufen. Das erfüllt den gleichen
Zweck.«
    »Und doch ist es nicht dasselbe. Wellenreiten macht
Spaß. Ich könnte dann gleichzeitig hier und am Strand von
Waikiki oder Australien meinem Hobby frönen. Alles zweifach
erleben, das ist doch eine tolle Sache!«
    Hellmark lachte und klopfte Pepe auf die Schulter. »Na, dann
fröne erst mal einfach. Das ist auch schon etwas wert, und es
kann trotzdem die doppelte Freude sein.«
    Pepe zuckte die Achseln und sagte nichts mehr, sondern marschierte
los und kämpfte gegen die Wellen.
    Der Deutsche blickte dem Jungen nach. »Frönen«,
murmelte er. Pepe schnappte hin und wieder ein neues Wort auf, das er
dann bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten
anwandte, bis er ihm selbst zum Hals raushing und er ein neues
Schlagwort benutzte.
    Björn näherte sich lautlos der still liegenden Carminia,
die eine riesige Sonnenbrille trug. Das zarte, schöne Gesicht
der Südamerikanerin war völlig entspannt. Sie hatte Arme
und Beine ausgesteckt und atmete flach und ruhig, so daß ihre
Brüste sich kaum hoben und senkten.
    Vorsichtig ging Björn neben ihr in die Hocke, blickte die
Geliebte lange und
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