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Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit

Titel: Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
Autoren: Eva Christoff
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David terGorden folgte einem schmalen Waldweg, der dicht mit kurzem Gras und kleinen gelben Blumen bewachsen war. Zu beiden Seiten des Weges erhoben sich mächtige, weit auseinanderstehende Bäume, deren Stämme so dick waren, daß es mehrerer Männer bedurft hätte, sie zu umfassen. Zwischen den Bäumen wucherten dornige Büsche, die sich zu einer undurchdringlichen Mauer verwoben und die neuaufschießenden Baumschößlinge erstickten.
    Die Frage, wie er in diesen Wald gelangt war, kam David nicht in den Sinn. Es war ganz natürlich und richtig, daß er durch einen Wald ging, den es auf der Erde des Jahres 2500 längst nicht mehr gab; daß er warme Sommerluft einatmete und das pausenlose Summen der unzähligen Insekten hörte, die auf der Erde nur noch vereinzelt vorkamen.
    David hatte vergessen, daß er sich vor wenigen Augenblicken noch auf Rorqual, der Stützpunktwelt der Terranauten in Weltraum II, befunden hatte. Durch die dunklen Gänge der Festung der Grünen Flieger war er geflohen, gehetzt von Grünen Fliegern, die von Seelen aus Weltraum II übernommen worden waren. Plötzlich hatte eine Seele Davids Bewußtsein übernommen und sich als Merlin III zu erkennen gegeben. Aber das alles hatte David vergessen.
    Er ging schnell, mit gesenktem Kopf, als hätte er ein bestimmtes Ziel, das er unbedingt erreichen mußte. Als der weiche Waldboden unter seinen Füßen leicht zu vibrieren begann, stutzte er, ging langsamer und sah sich einige Male um.
    Durch die vielen Windungen des Weges, an denen Bäume die Sicht versperrten, konnte David nicht feststellen, wer oder was ihm folgte, obwohl die Schwingungen des Bodens sich zu einem gedämpften, aber wuchtigen Pochen verstärkten. David kümmerte sich nicht darum. Er wußte nur, daß er zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein mußte, alles andere war für ihn unwichtig.
    Und die lautlose Stimme in seinem Innern ließ ihm keine Zeit. Auf bleischweren Beinen watete er durch das hohe Gras den Hügel hinauf. Nach einigen hundert Metern wurde der Hang steiler. Ein schmaler, aber tiefeingeschnittener Bach rauschte über ausgewaschene Felsstufen in einen tiefblauen Teich.
    David kletterte am Ufer entlang weiter nach oben. Der Bach entsprang unter dem felsigen Gipfel des Hügels, der kahl und weiß aus dem Grün herausragte. Ein kleines Stück unterhalb der Quelle fiel das Wasser in einem funkelnden Schleier über einen Felsabbruch.
    David erreichte die ebene Stelle am Fuß der Felswand und beobachtete das Spiel der Sonnenstrahlen auf dem Wasserfall. Seine Erschöpfung und auch der Zwang, immer weiterzugehen, waren verschwunden. Er hatte sein Ziel erreicht.
    Mit schlafwandlerischer Sicherheit trat er in das Bachbett, das den Wasserfall aufnahm, spürte für einen Moment die feinen Tropfen in seinem Gesicht und stand in einem schmalen, hohen Steinbogen, der in eine runde Felskammer führte.
    »Du hast mich gerufen«, sagte er laut. »Wo bist du?«
    »Wo bist du, wo bist du, wo bist du?« antwortete ein gedämpftes Echo, das an den Wänden entlanglief.
    Der Fels war trocken und warm. David kam es vor, als atmete er langsam und regelmäßig wie ein schlafendes Lebewesen.
    Behutsam trat er weiter in die Kammer hinein. Suchend blickte er sich um, aber er fand kein Zeichen, das auf einen Bewohner schließen ließ. Er ging an der linken, gekrümmten Wand entlang, bis er den hintersten Teil der Kammer erreichte, wo es eine kleine Nische gab.
    David berührte den Fels, der an dieser Stelle matt leuchtete, und spürte, wie die scheinbar massive Wand unter seinen Fingern nachgab. Ein leichtes, nicht unangenehmes Prickeln lief über seine Haut, als er sich, ohne zu zögern, durch die watteartige Substanz drängte.
    Grelle Helligkeit schlug gegen seine Augen und blendete ihn für einen Moment. Verschwommen erkannte er teppichbehangene Wände, Tierfelle auf dem Boden und lange Bänke an den Seiten des Raumes, die aus dem Fels herausgearbeitet waren.
    Auf einer dieser Bänke saß ein weißhaariger Mann, reglos wie ein Toter, die Hände auf die Knie gestützt. Er blickte David entgegen aus Augenhöhlen, in denen die Schwärze des Universums glomm.
    »Merlin«, sagte David verstört. »Warst du es, der mich gerufen hat?« Er beugte sich über den starren Körper und berührte ihn mit den Fingerspitzen. Im gleichen Augenblick durchfuhr ein greller Schmerz seinen Kopf. Etwas, das ein Teil von ihm selbst geworden war, riß sich aus seinem Bewußtsein, strömte aus ihm hinaus und
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