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Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster
Autoren: Dan Shocker
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war diesen Weg erst einmal in seinem Leben gegangen. Das
lag zehn Jahre zurück. Seit dieser Zeit war er nicht mehr hier
gewesen.
    Er lächelte und freute sich auf das Wiedersehen.
    Da sah er die Hütte vor sich. Ein Mast stand nicht weit davon
entfernt, von dort aus zweigten dicke Kabel ab. In seiner
Abgeschiedenheit verfügte er wenigstens über elektrischen
Strom. Fließendes Wasser gab es allerdings nicht im Haus.
Dafür existierte eine Pumpe, die kristallklares Bergwasser
förderte.
    Alle Fenster waren geschlossen, auch die Tür.
    Vor der Tür standen drei Milchflaschen.
    Im ersten Moment achtete Hoffner nicht darauf.
    Dann – nach mehrmaligem vergeblichem Klingeln und Klopfen
– wurde er stutzig und stellte fest, daß es sich bei den
Flaschen um volle handelte!
    Seit drei Tagen ließ Merkel seine Milch vor der Tür
stehen?
    Da stimmte doch etwas nicht!
    War ihm etwas zugestoßen?
    »Enio?« Hoffner rief den Namen dreimal laut und
deutlich. Er ging ums Haus herum und rüttelte an den Läden.
Der eine war nur angelehnt. Dahinter war das regenverspritzte
Fenster. Hoffner drückte seine Nase daran platt, um hineinsehen
zu können.
    In der Küche war niemand. Hoffner konnte nicht erwarten,
daß Merkel den ganzen Tag zu Hause hockte und auf gut
Glück auf ihn wartete.
    Vielleicht war er ausgegangen und…
    Unsinn, sagte er sich. Kein normaler Mensch läßt drei
Tage die Milch vor der Tür stehen.
    Enio war alt. Über den Gesundheitszustand des Freundes
wußte Hoffner kaum etwas, doch wenn man Mitte siebzig ist,
muß man jeden Tag damit rechnen, daß etwas passiert.
    Warum dann nicht der Milchmann…
    Hoffner überlegte nicht mehr länger und war bereit, das
Fenster einzuschlagen, um ins Haus zu gelangen.
    Aber die Arbeit brauchte er nicht zu machen, denn das Fenster
ließ sich mit leichtem Druck nach innen schieben. Es war nicht
eingeklinkt.
    Schnell stieg Hoffner über die Brüstung.
    »Enio?!« rief er in die düstere Wohnung. Doch sein
Ruf verhallte.
    In keinem Zimmer fand Andreas Hoffner eine Spur seines
Freundes.
    Unten im Keller raschelte es.
    Vielleicht Ratten? – Aber es konnte auch Enio Merkel sein.
Vielleicht war er gestürzt und hatte keine Hilfe holen
können. Telefon gab es hier nicht.
    Hoffner ging die schmalen Stufen hinab.
    Alles war dunkel. Er drehte am Lichtschalter. Schwach glühte
eine Fünfzehn-Watt-Birne.
    Vor Hoffners Füßen huschte eine Ratte davon, weiter
zurück in die Dunkelheit.
    Ein kleiner Keller stand offen.
    Hoffner warf einen Blick um die Ecke und prallte zurück.
    »Enio!« entfuhr es ihm.
     
    *
     
    War das wirklich Enio Merkel?
    Es konnte nicht sein! Vor drei Tagen hatte er Hoffner noch
geschrieben – und nun sollte er hier liegen… nur noch ein
bleiches, fast fleischloses Skelett?
     
    *
     
    Hoffner schluckte und wirkte grün im Gesicht.
    Was war hier passiert?
    Er blickte sich um, in seinem Innersten aufgewühlt.
    Sein Blick blieb an dem alten Spiegel haften, vor dem das Skelett
lag.
    Der Spiegel war mannshoch und von einem schwarzen, modrig
riechenden Rahmen umschlossen. Im ganzen Haus war Hoffner dieser
Geruch aufgefallen. Er schrieb dies der Tatsache zu, daß die
letzten Tage nicht gelüftet worden war. Aber nun erkannte er,
daß der Geruch dem Spiegel entströmte.
    Er fand es nicht pietätlos, daß er trotz der ihn
bedrängenden Frage und der merkwürdigen Situation seine
Aufmerksamkeit dem Spiegel zuwandte.
    Er hatte nie zuvor ein ähnliches Exemplar gesehen.
    Er mußte uralt sein. Ein dunkles, mottenzerfressenes Tuch
hing seitlich herab und war wie ein Vorhang am Spiegel befestigt. Der
Spiegel selbst war unbrauchbar und völlig zersplittert. Einzelne
Scherben hingen noch im Rahmen. Sie fielen klirrend zu Boden zu den
anderen Scherben, als Hoffner sie vorsichtige berührte.
    War Enio in den Spiegel gefallen?
    Der Boden rund um das Skelett herum war mit Glassplittern
übersät. Es konnte also möglich sein…
    Die Logik allerdings widersprach einem solchen Gedanken. Niemand
konnte innerhalb drei Tagen zum Skelett werden. Eine Leiche ging in
Verwesung über, mehr jedoch nicht.
    Es fror ihn plötzlich. Schaudernd erhob er sich aus der
Hocke. Der seltsame Brieftext kam ihm wieder in den Sinn…
    ›Ich glaube, ich habe das Tor zu einer jenseitigen Welt
gefunden. Komm her! Beobachte mich…!‹
    Es waren Enios Worte, die plötzlich einen Sinn ergaben.
Vorausgesetzt, daß es sich bei dem Skelett um die sterblichen
Überreste seines alten Freundes handelte, mußte hier
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