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Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster

Titel: Macabros 017: Dwylup - Stadt der Monster
Autoren: Dan Shocker
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Grund.
     
    *
     
    Er las in dem Buch Enio Merkels und merkte nicht, wie die Zeit
verging.
    Er las sich fest. Was sein Freund hier zu Papier gebracht hatte,
faszinierte ihn.
    Enio Merkel schrieb, wie er zu dem Spiegel gekommen war und was
für eine Bedeutung er angeblich hatte.
    Danach lernte Merkel vor über drei Jahren bei seinen
Gängen durch die in der Nähe liegenden Dörfer und
Ortschaften einen Mann namens Peter Fuerli kennen. Fuerli glaubte an
Geister und Spuk und an Spiritismus und Okkultismus. Wieder mal hatte
Merkel eine verwandte Seele gefunden. Fuerli besaß einen
Spiegel. Damit, so behauptete er, sei es möglich, diese Welt zu
verlassen und Kontakte zu einer jenseitigen Welt aufzunehmen. Ein Tor
in das Jenseits! Er hätte schon mehrere Ausflüge nach dort
unternommen und sie erfolgreich, ohne Gefahr für Leib und Leben,
abgeschlossen. Dennoch sei Vorsicht geboten. Es käme
nämlich ganz darauf an, an welcher Stelle der Spiegel
stünde. Dies würde den Winkel zu den Dimensionen bestimmen.
Würde der Spiegel nur um einen einzigen Millimeter
verrückt, dann würde man einen ganz anderen Teil der
jenseitigen Welt erreichen, die so farbig und so vielschichtig sei,
daß man sich das gar nicht vorstellen könne.
    Und das sei gefährlich. Man wisse nie, was einen erwarte und
ob man überhaupt noch mal zurück könne. Außerdem
würde er, Fuerli, bestimmte Nächte abwarten.
Vollmondnächte, so hatte er herausgefunden, wären die
besten und sichersten, die eine Rückkehr
gewährleisteten.
    Die beiden Männer kamen oft zusammen, nach diesem ersten
Kontakt Tag für Tag. Merkel wollte gern mal dabei sein, wenn
Fuerli einen neuen Versuch unternahm. Aber dazu kam es nicht. In
jener Nacht, als Merkel eingeladen wurde zu kommen, war er
verhindert. Eine fiebrige Erkältung zwang ihn dazu, im Bett zu
bleiben. Erst vier Tage später machte er sich auf den Weg. Da
hatte man Peter Fuerli bereits gefunden.
    Später erfuhr er, daß sein Freund nur noch als Skelett
existierte. Niemand hatte eine Erklärung dafür, wie es dazu
gekommen war.
    Der Hausrat wurde aufgelöst. Fuerli hatte allein gelebt, es
gab keine Erben. Das alte, unbrauchbare Mobiliar wurde zu einem
Scheiterhaufen zusammengestellt und angezündet. Bevor es dazu
kam, konnte Merkel einiges beiseite schaffen. Ein paar alte
Fotografien und Postkarten aus der Zeit vor 1900 konnte er ergattern
und vor allem den einwandfrei erhaltenen, riesigen Spiegel, den kein
Mensch haben wollte.
    Damit fing er an zu experimentieren. Monatelang rührte er ihn
zunächst nicht an und verfolgte statt dessen aufmerksam die
Zeitungsberichte über den rätselhaften Tod seines Freundes.
Aber da kam nicht viel heraus. Eines Tages schrieben die Zeitungen
nichts mehr darüber. Die Leute in dem Ort, wo Fuerli gewohnt
hatte, erzählten sich über das geheimnisvolle Schicksal und
hatten ihre eigenen Theorien. Sie behaupteten, Fuerli hätte die
Welt der Geister beschworen und sei der Spukgestalten nicht mehr Herr
geworden.
    Sie hätten ihn vernichtet.
    Es fiel Hoffner auf, daß Merkel immer von einem intakten
Spiegel sprach. Der geheimnisvolle Spiegel, den er zuerst in seinem
Wohnzimmer und dann im Keller aufgestellt hatte, mußte in jener
Nacht, als Merkel den entscheidenden Schritt wagte, noch ganz gewesen
sein. Doch nun war das Glas zersprungen… Die Frage nach dem
Grund der Geschehnisse beantwortete auch der tagebuchähnliche
Bericht Merkels nicht.
    Die letzten Sätze des alten Mannes lauteten: »Ich kann
mich nicht mehr wehren… ich wollte verhindern, den Spiegel vom
Wohnzimmer in den Keller zu bringen… aber nicht mal das ist mir
gelungen… etwas treibt mich an, jemand oder etwas hat es sehr
eilig… und ich bin das Werkzeug… ich gehe nach
Dwylup…«
    Von dort war er nicht mehr zurückgekehrt – oder nur so,
wie man ihn gefunden hatte: als Skelett.
    Andreas Hoffners Kopf war voll mit Eindrücken. Er versuchte
das Ungeheuerliche und alles, was damit zusammenhing, zu verstehen,
doch dies war ein vergebliches Unterfangen.
    Er entschloß sich, über Nacht in Oberhofen zu bleiben
und rief seine Frau in St. Gallen an, damit sie sich keine
unnötigen Sorgen machte.
    Hoffner trank mehr Wein, als es seine Gewohnheit war, und
fühlte sich leichter, beschwingter. Der Alkohol schien seine
Gedanken zu beflügeln.
    Er spielte mit der Vorstellung, noch mal in das Haus seines toten
Freundes einzudringen. Aber es war riskant. Die Polizei konnte
aufmerksam werden, und dann kam es zu unangenehmen
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