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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Autoren: Rebecca Michele
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Sie sehen ja furchtbar aus!“, rief Victor, als er zum Lunch aus der Praxis in die Wohnung heraufkam. „Sie gehören ins Bett.“
    „Das werde ich am Wochenende auch tun“, krächzte Mabel und wurde von einem neuen Hustenanfall geschüttelt.
    Victor packte sie sanft an den Schultern, führte sie zur Tür, drückte ihr den Mantel und die Handtasche in den Arm und sagte: „Nichts da, Sie gehen sofort nach Hause, legen sich ins Bett und bleiben dort, bis Sie wieder gesund sind! Das verordnete ich Ihnen in meiner Funktion als Arzt.“
    Obwohl Mabel sich wirklich schlecht fühlte, brachte sie ein Schmunzeln zustande.
    „In Ihrer Funktion als Arzt?“, wiederholte sie. „Mit welchem Tier vergleichen Sie mich denn? Hoffentlich mit einem netten.“
    Victor ging auf ihren Scherz nicht ein.
    „Mit keinem, Mabel. Man braucht kein Humanmediziner zu sein, um zu erkennen, dass Sie eine schlimme Erkältung ausbrüten. Das wissen Sie als ­Krankenschwester ebenso wie ich. Also, ab ins Bett, viel heißer Tee und machen Sie sich Zwiebelsaftumschläge um den Hals! Ich möchte Sie erst wieder hier sehen, wenn es Ihnen besser geht.“
    „Danke, Victor. Ich fühle mich wirklich nicht gut, dabei war ich seit Jahren nicht mehr krank.“
    Obwohl sie eine pflichtbewusste Frau war, folgte Mabel Victors Anordnung, auch wenn sich der Abwasch in der Spüle stapelte und zwei Körbe mit Wäsche zum Bügeln bereitstanden. Im Moment nutzte es aber niemandem, wenn sie sich quälte. Sie würde die Erkältung nur verschlimmern und Victor womöglich anstecken.

    In ihrem gemütlichen Cottage brühte sich Mabel einen starken Tee auf, in den sie einen Schuss guten Single Malt gab. Mabel trank selten Alkohol und wenn, dann meist nur ein Glas Wein zum Essen. Aber schon Queen Victoria hatte ihren Afternoon Tea mit Whisky angereichert, und die Königin hatte sich bekanntlich bis ins hohe Alter bester Gesundheit erfreut.
    Mabel ging früh zu Bett und schlief bis zum späten Vormittag des folgenden Tages, an dem sie ihr Cottage nicht verließ. Der Kühlschrank und die Speisekammer waren gut gefüllt, außerdem hatte Mabel keinen Appetit. Glücklicherweise bekam sie kein Fieber, auch der Husten setzte sich nicht in den Bronchien fest. Nur ihr Hals war wund, und ein heftiger Schnupfen färbte ihre Nase rot.
    Am Sonntagnachmittag erhielt Mabel Besuch von Emma Penrose, die eine große Schüssel in den Händen trug. „Selbstgemachte Hühnersuppe, das Beste bei einer Grippe“, erklärte sie und machte sich in der Küche gleich daran, die Suppe aufzuwärmen.
    „Eine richtige Grippe habe ich zum Glück nicht“, belehrte Mabel die Verwalterin. „In dem Fall müsste ich unverzüglich ins Krankenhaus, denn damit ist nicht zu spaßen. Es ist nur ein grippaler Infekt, morgen werde ich wieder auf den Beinen sein. Ich freue mich aber sehr, dass Sie mich besuchen.“
    „Keine Ursache, Miss Mabel, außerdem habe ich jetzt alles für Lord Carter-Jones’ Geburtstagsfeier zusammen. Obwohl die Zeit knapp ist, haben alle Lieferanten ihre Zusage gegeben; auch ist es mir gelungen, zwei sehr gute Kapellen zu engagieren.“
    Mabel nickte zufrieden. Auf Emma war eben Verlass. Nachdem sie zwei Teller der heißen und wohlschmeckenden Suppe gegessen hatte, kuschelte Mabel sich wieder in eine Decke und ließ es zu, dass Emma Tee kochte und sie bediente. Seit Mabel mit zwanzig Jahren ihr Elternhaus verlassen hatte, um als Krankenschwester in einer großen Londoner Klinik zu arbeiten, hatte sie immer allein gelebt und sich um sich selbst gekümmert. Somit war es schön, auch einmal umsorgt zu werden. Sie tranken Tee, und Mabel forderte Emma auf, ihr die Unterlagen zu zeigen.
    „Ich habe zwar einen Schnupfen, aber mein Kopf ist fast wieder klar“, sagte sie. „Wir können das Fest jetzt durchsprechen, damit ich Lady Carter-Jones morgen Bescheid geben kann, dass alles wie geplant stattfinden wird.“
    Nach einer Stunde waren sie fertig. Was nun noch fehlte, waren ein paar Kleinigkeiten, die Emma und George Penrose aufgrund ihrer Erfahrungen allein bewältigen konn­ten.
    Nachdem Emma sich verabschiedet hatte, machte Mabel es sich auf dem Sofa gemütlich. Die Hühnersuppe hatte sie gestärkt, und sie war fest entschlossen, am nächsten Tag wieder ihren Pflichten als Haushälterin bei Victor nachzukommen.

    „Na, heiser sind Sie schon noch“, sagte Victor statt einer Begrüßung, als er die Küche betrat und Mabel ihm ein ­fröhliches „Guten Morgen“ zurief. „Ihre Stimme
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