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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Autoren: Rebecca Michele
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nach dem sie Ausschau hielt, war aber nicht unter ihnen. Sie nahm sich ein Tablett, griff nach einem Krabbensandwich in der Auslage und bestellte einen Kaffee. Das volle Tablett balancierte sie dann geschickt zu einem Tisch an der großen Fensterfront, von wo aus sie den Parkplatz und das langgestreckte, helle Bürogebäude gegenüber im Auge behalten konnte, denn dort war das Polizeirevier von Lower Barton untergebracht.
    Mabel wusste, dass Sergeant Christopher Bourke fast jeden Mittag seinen Lunch bei Morrisons einnahm, sofern ein Einsatz ihn nicht anderweitig beschäftigte. ­Natürlich hätte sie auch einfach das Polizeirevier betreten und nach Bourke fragen können, das Risiko jedoch, dabei auf ­seinen Vorgesetzten zu treffen, wollte sie nicht eingehen. Chefinspektor Randolph Warden war zwar eigentlich ein sympathischer Mann mittleren Alters, Mabel und er waren aber keine Freunde. Bereits zwei Mal hatte sie ihm in seine Arbeit gepfuscht, wie er es ausdrückte, was nicht nur seinen Stolz als Polizist, sondern auch sein männliches Ego gekränkt hatte. Ohne Mabels Hilfe wären die wahren Täter jedoch nie hinter Schloss und Riegel gekommen.
    Vielleicht war es nur Zufall gewesen, dass der Chef­inspektor Mabels Anruf auf Michelles Mobiltelefon ent­gegengenommen hatte, und sie machte sich unnütz Sorgen. In diesem Moment sah Mabel den Sergeant das Büro­gebäude verlassen. Mit großen Schritten überquerte er den Parkplatz und betrat den Supermarkt. Noch hatte er Mabel nicht entdeckt. Erst als er sich, ein volles Tablett in den Händen haltend, im Restaurant nach einem freien Platz umsah, stand Mabel auf und winkte dem jungen Mann.
    „Sergeant, kommen Sie, an meinem Tisch ist noch Platz.“
    Christopher Bourke freute sich über die unerwartete Begegnung. Er mochte Mabel Clarence, die ihn an seine früh verstorbene Großmutter erinnerte. Lächelnd stellte er das Tablett ab und setzte sich.
    „Was für ein Zufall, Miss Mabel“, sagte er. „Ich wusste nicht, dass Sie auch hier essen.“
    „Ach, ich musste einkaufen und hatte plötzlich Lust auf einen Kaffee“, wiegelte Mabel ab. Auf keinen Fall durfte der Sergeant auf die Idee kommen, sie habe bewusst auf ihn gewartet.
    „Sie sind erkältet?“, fragte Bourke und musterte Mabel besorgt. „Sollten Sie nicht lieber im Bett bleiben?“
    „Mir geht es gut, danke“, antwortete Mabel. „Sie wissen doch – ohne Arbeit kann ich nicht sein.“
    Er nickte und widmete sich dann seinem Essen. Mabel wartete, bis er erst eine Schüssel Tomatensuppe und dann eine Portion Fish and Chips mit Erbsen gegessen hatte, obwohl sie vor Ungeduld beinahe platzte. Schließlich holte Christopher Bourke sich einen Kaffee von der Theke und trank diesen genüsslich.
    Mabel fragte scheinbar beiläufig: „Und, Sergeant, was macht die Arbeit? In Lower Barton ist es ja glücklicherweise ruhig geworden.“
    Bourke grinste und zwinkerte Mabel vertraulich zu. „Ja, zwei Morde binnen weniger Monate sind auch genug. Gerade fällt nur das Übliche an – geringfügige Verkehrsdelikte, eine entlaufene Kuh und ein paar Graffitischmierereien an der Gemeindehalle. Das größte Verbrechen, das in diesem Jahr in Lower Barton geschah, war ein Ladendiebstahl im Antiquitätengeschäft in der High Street.“
    Mabel nahm einem Schluck von ihrem inzwischen ­kalten Kaffee. „Aus Ihren Worten schlussfolgere ich, dass es Chefinspektor Warden gut geht.“ Sie sah scheinbar ­desinteressiert nach draußen. „Kommt er auch manchmal zum Essen hierher?“
    Bourke schüttelte den Kopf. „Nur selten, meistens gibt ihm seine Frau etwas zum Lunch mit. Heute ist der Chefinspektor ohnehin unterwegs, Sie brauchen also nicht zu befürchten, ihm zu begegnen.“ Er zwinkerte ihr zu, denn Bourke wusste um das Verhältnis zwischen ihr und ­seinem Chef.
    „Unterwegs?“ Mabels Aufregung stieg. „Ein neuer Fall?“
    „Kaum. Er rief mich vorhin kurz an. Scheint sich um einen Selbstmord zu handeln, vorsichtshalber wurde aber die Polizei informiert. Das ist in solchen Fällen üblich.“
    Ein kalter Schauer lief Mabel über den Rücken. Sie beugte sich vor und flüsterte, obwohl niemand in dem weitläufigen Restaurant von ihr und Bourke Notiz nahm: „Es ist tragisch, wenn jemand keinen anderen Ausweg sieht, als seinem Leben ein Ende zu setzen. Handelt es sich um jemanden aus Lower Barton? Jemand Bekanntes vielleicht?“
    Christopher Bourke war zwar mit Mitte zwanzig noch jung und stand am Anfang seiner beruflichen
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