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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Autoren: Rebecca Michele
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Rücksichtnahme auf moderne politische Sensibilitäten unter diesem Titel natürlich nicht mehr im Buchhandel erhältlich.“ Sie lächelte dünnlippig.
    Richtig. Theo hatte fast vergessen, was für eine reaktionäre Kuh Josies Krimiidol gewesen war. Und dafür schleifte sie ihn nach England. Wieso hatte sie nicht ihren Freund mitgenommen? Sollte der sich doch hier ein­regnen lassen! Josie führte definitiv etwas im Schilde. Warum hatte er auch nur mit ihr gewettet?
    Eine zweite Hand in der Zuhörermenge hob sich, doch die Kuratorin sprach unbeirrt weiter. Sie erzählte von den Millionen Fans, die „unsere Agatha-Christina“ auf der ganzen Welt habe und die sehnsüchtig auf den heutigen Tag gewartet hätten.
    Josies schokoladenbraune Augen leuchteten. Sie hing an den Lippen der Sprecherin und Theos Stift war ihr ­entglitten, ohne dass sie es bemerkt hatte. Er fragte sich, wie sie ohne Notizen den Artikel für Wohn & Stil ­schreiben wollte. Und das nach all der Mühe, mit der sie ihre ­Chefin bearbeitet hatte, um eine Akkreditierung für diese ­Veranstaltung zu bekommen. Irgendetwas war hier faul.
    Wie immer, wenn er nervös war, rezitierte Theo Quadratzahlen still vor sich hin. 1, 4, 9, 16, 25, 36 ... Wenigstens ein paar Dinge blieben beständig und zuverlässig im Chaos des menschlichen Daseins.
    Inzwischen hob sich bereits eine dritte Hand, doch die Kuratorin sprach unbeeindruckt weiter. Sie berichtete von einem schweren Autounfall, den Sotheby 1926 erlitten habe. Dadurch sei eine Amnesie ausgelöst worden und die Autorin, die sich nicht einmal mehr an ihren eigenen Namen erinnert habe, sei für elf lange Tage verschwunden geblieben.
    „Böse Zungen behaupteten damals, sie hätte das alles nur fingiert, um ihren untreuen Ehemann zu bestrafen, der tatsächlich für eine Weile unter Mordverdacht geriet. Manche Zeitungen unterstellten ihr sogar, sie habe mit dieser Aktion nur Publicity gesucht.“
    Die Kuratorin blickte die Journalisten an, als mache sie sie persönlich verantwortlich für das Verhalten ihrer ­Kollegen vor über achtzig Jahren.
    „Sagen Sie uns doch, ob die Gerüchte stimmen“, verlangte eine ungeduldige Männerstimme.
    Theo runzelte die Stirn. Welche Gerüchte? Er stieß Josie an, aber sie wich seinem Blick aus.
    Unbeirrt von der Unterbrechung sprach die Frau davon, wie „unsere Agatha-Christina“ ihr restliches Leben unter diesen ungerechtfertigten Anschuldigungen gelitten habe. Darum freue man sich im Museum besonders, dass es nun gelungen sei, den eindeutigen Beweis für ihre Unschuld zu erbringen.
    Theo grübelte. Josie hatte ihn reingelegt. Wie hatte er nur so dumm sein und wetten können, dass er ihr Türschloss in weniger als fünf Minuten knacken würde? Er baute ­Tresore, sammelte alte Schlösser, aber er war schließlich kein Einbrecher. Zumal sechs Minuten, dreißig ­Sekunden auch keine schlechte Zeit war. Aber statt dass sie sich nun von ihm ein Sicherheitsschloss einbauen ließ, hatte er ­seinen Wetteinsatz einlösen und mit ihr ins Geburtsland des Regenschirms fahren müssen.
    Dabei wusste Josie, wie er es verabscheute, nicht in ­seinem eigenen Bett zu schlafen. Er brauchte kein Ausland, ein Sonntagsausflug in den Bayerischen Wald war ihm Exotik genug.
    „Theo, wir fahren nach London!“, hatte sie grinsend gejohlt. Und seit ihrer Ankunft wartete er nun sorgenvoll, dass sie ihm den Rest ihres Planes enthüllte. 49, 64, 81, 100, 121 ...
    „Sind die Gerüchte, die man sich über den Fund des Manuskripts erzählt, wahr?“, rief ein Mann mit schottischem Akzent.
    Diesmal errötete die Kuratorin, fing sich aber gleich wieder. „Der Tote in der Bibliothek“ sei der Forschung nur von einigen vagen Hinweisen aus den Notizbüchern der frühen zwanziger Jahre bekannt. „Wir wissen, dass ­Agatha-Christina in den Wochen vor ihrem Unfall an ­diesem Projekt arbeitete. Das Manuskript selbst galt bisher als verschollen.“
    Fünf Hände schossen gleichzeitig in die Luft. Besorgt beobachte Theo die Reporter. Offenbar ahnten die etwas, das ihm bisher entgangen war.
    Die Frau trat einen Schritt vom Pult zurück. Besänftigend hob sie die Hand.
    „Bitte. Gleich ist noch ausreichend Zeit für Ihre Fragen.“
    Sie räusperte sich. Die Forschung habe zwei ­Theorien entwickelt. Entweder sei Sotheby durch die ganze ­Publi­city, die ihr Unfall nach sich gezogen hatte, so ­traumatisiert gewesen, dass sie das Projekt fallen ließ, weil die Erinnerungen zu schmerzhaft waren. Die
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