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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby
Autoren: Rebecca Michele
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Angestellte der Klinik gewesen und hatte sich dort um Lord Carter-Jones gekümmert. Das Paar konnte sich aber nur kurz gekannt haben, als sie heirateten.
    „Wenn ich Ihre Worte richtig interpretiere, glauben Sie, Lady Michelle habe ihren Mann nur geheiratet, um sich ins gemachte Nest zu setzen“, sprach Mabel ihre Gedanken laut aus. An Emmas verlegenem Lächeln erkannte sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    „So denken viele Leute in der Umgebung“, bekräftigte Emma ihre Worte. „Immerhin ist er dreißig Jahre älter als sie und zu einem Leben im Rollstuhl verdammt. Michelle Carter-Jones ist hingegen eine junge, gesunde Frau … Na, Sie haben sie ja selbst gesehen. Was will eine wie die mit einem solchen Mann? Wir wissen doch alle, dass ein ­großes Haus und ein dickes Bankkonto für eine gewisse Art von Frauen sehr interessant sind. Stirbt der Lord, hat Lady Michelle für den Rest ihres Lebens ausgesorgt und ist noch jung genug, um sich einen neuen Partner zu suchen.“
    „Mit sechzig Jahren stirbt man noch lange nicht.“ Mabel war etwas indigniert. „Oder leidet Lord Douglas an einer weiteren schweren Krankheit?“
    Emma merkte, dass sie einen Schritt zu weit gegangen war. Sie legte eine Hand auf Mabels Arm und sagte entschuldigend: „Ich wollte damit nicht sagen, dass Lord Douglas alt ist, und von einer Krankheit ist mir nichts bekannt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er vor ihr stirbt, ist jedoch hoch, das müssen Sie zugeben.“
    „Vielleicht lieben sie sich wirklich“, gab Mabel zu bedenken und fuhr dann bestimmend fort: „Wie ich bereits sagte, das Privatleben der Kunden hat uns nicht zu interessieren. Ich zweifle nicht daran, dass die Rechnungen pünktlich bezahlt werden, und nur das zählt. Außerdem finde ich es eine nette Idee von Lady Michelle, ihren Mann mit einen Fest zu überraschen.“
    Emma Penrose kannte Mabel gut genug, um zu wissen, dass sie jetzt besser schweigen sollte. Mabel Clarence beurteilte Menschen niemals nach ihrer Herkunft oder nach dem äußeren Schein und machte auch keine Unterschiede zwischen reich und arm. Vor allen Dingen verabscheute Mabel Klatsch und Tratsch und war der Meinung, jeder Mensch sollte nach seiner Fasson glücklich werden.

    Victor Daniels hatte Mabel nichts über den Hintergrund der Einladung zum Tee berichtet. Natürlich hatte er am Montagmorgen während des Frühstücks gefragt, wie das Treffen verlaufen war, Mabel hatte ihm aber nur erzählt, Lady Carter-Jones habe sie kennenlernen wollen. Obwohl Mabel Victor gegenüber stets ehrlich war und ihm selten etwas verschwieg, fühlte sie sich an ihr Versprechen, das sie Michelle gegeben hatte, gebunden.
    Nun war der Tierarzt beileibe kein Mensch, der ­Neuigkeiten sofort weitererzählte, im Gegenteil, er war schweigsam, sogar wortkarg. Leicht konnte ihm jedoch den Besitzern seiner tierischen Patienten gegenüber ein ­kleiner, unbeabsichtigter Hinweis entschlüpfen. Außerdem hatte Victor mit den Veranstaltungen auf Higher Barton nichts zu tun und interessierte sich auch nicht für Mabels diesbezügliche Aktivitäten. Ihm war es wichtig, dass sie ­seinen Haushalt in Schuss hielt und er wochentags einen guten Lunch und am Nachmittag frische, warme Scones zu ­seinem Cream Tea bekam. Mit der adligen Gesellschaft wollte Victor ohnehin nicht viel zu tun haben, denn in ­seinen Augen war das alles antiquiert und gehörte ins ­vorletzte Jahrhundert. Seinetwegen hätte man das Königshaus abschaffen und die dadurch frei werdenden ­Steuern lieber in die Tierrettung und in Tierheime ­investieren können.
    Diese Einstellung teilte Mabel nicht. Sie hatte ihr Leben in London verbracht und die Angehörigen des Königshauses bei zahlreichen Paraden gesehen. Der Faszination, wenn die Queen in einem offenen Wagen nur wenige Meter an ihr vorbeifuhr, hatte sie sich nie entziehen ­können. Mabel war also eher royalistisch gesinnt, während Victor überzeugter Republikaner war. Politik war jedoch ein Thema, über das die beiden nicht diskutierten. Jeder vertrat seine eigene Meinung, und das war gut so.

    Im Laufe der Woche beendete der Frühling sein kurzes Gastspiel. Regenschauer und kalte, böige Winde ­peitschten über das Land, im Osten der Insel schneite es sogar wieder. Am Freitag erwachte Mabel mit Kopfschmerzen, und wenig später spürte sie das erste Kratzen im Hals. Auch musste sie mehrmals hintereinander kräftig niesen, und ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er in Watte gepackt.
    „Du meine Güte,
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