Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Autoren: Friedrich Ani
Vom Netzwerk:
wurde eingetreten. Bertold Franck richtete seine Pistole auf Jost, der versuchte, Süden mit dem Ellbogen ins Gesicht zu schlagen. Gleichzeitig tastete er nach seiner Waffe, die vor den Tisch gerutscht war.
    »Liegen lassen!«, schrie Franck. Süden umklammerte mit beiden Armen Josts Hals, und vielleicht hätte er ihn erwürgt, wenn der Hauptkommissar nicht eingegriffen, Josts Hände gepackt und mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt hätte. Mias Ex-Mann röchelte, spuckte aus, und weil er nicht aufhörte zu zappeln, verpasste Franck ihm einen Handkantenschlag in den Nacken. Karl Jost bewegte sich nicht mehr.
    Gestank wie von verbranntem Fleisch breitete sich aus.
    Süden rappelte sich halbwegs auf und sah, dass Edith neben der blutüberströmten Frau kniete.
    Mia hatte kaum noch eine Stimme. »Mir ist so kalt.«
    »Du hast meinen Sohn ermordet«, sagte Edith Liebergesell. Ihre Stimme klang heiser und schwer, wie Dennings Stimme im Wald. »Ingmar war sein Name. Du hast ihn entführt und erdrosselt.«
    Mias von Schock und Schmerz erstarrtes Gesicht zeigte keine Reaktion. Dann öffneten sich die zitternden Lippen und blieben eine Zeitlang lautlos geöffnet.
    »Ich hätt ihn noch … behalten … zwei Wochen … hätt ihm Handschuhe … gestrickt, weil … ich kann gut stricken, das ist wichtig …«
    Edith beugte sich so weit zu ihr hinunter, wie sie konnte. »Warum hast du das getan, Mia Bischof? Warum hast du … warum …«
    »Mir ist so kalt«, flüsterte Mia. »Kannst du mich umarmen, bitte? Bitte.«
    Erschrocken blickte Edith Liebergesell zu dem auf dem Boden knienden Süden. Mit letzter Kraft hob Mia den Oberkörper und verharrte, die Arme seitlich vom Körper gestreckt. Ihr weißer Rollkragenpullover mit der 28 auf der Brust war schwarz von Blut. Ihre Augen waren geschlossen, aus ihren Mundwinkeln rann Blut.
    Edith würde nie erklären können, warum sie es getan hatte. Sie beugte sich vor, legte behutsam die Arme um den steifen Körper der sterbenden Frau und hielt ihn fest.
    Als die ersten Sanitäter und Polizisten hereinkamen, weinte Edith Liebergesell immer noch.

34
    E lf Tage später, am sechzehnten Februar, bat Hauptkommissar Hutter Edith Liebergesell und Tabor Süden ins Landeskriminalamt, um ihnen aus erster Hand mitzuteilen, dass Michael Grieg alias Siegfried Denning in den frühen Morgenstunden dieses Donnerstags den Folgen seiner schweren Schussverletzungen erlegen war. Der Tod seines verdienten und mutigen Kollegen treffe ihn tief, die gesamte Behörde leide nach wie vor unter der »katastrophalen Wendung des verdeckten Einsatzes«.
    Auch wenn er aus ermittlungstaktischen und Gründen des Staatsschutzes keine Details preisgeben dürfe, könne er immerhin so viel sagen, dass die ersten Vernehmungen des verletzten Karl Jost zu weiteren Festnahmen in Bayern und Brandenburg geführt hätten und inzwischen konkrete Hinweise auf die Täter im Fall des entführten und ermordeten Ingmar Schultheis vorlägen. Demnach waren sowohl Jost als auch Mia Bischof unmittelbar in die Tat verwickelt, außerdem – so der aktuelle Stand der Recherche – ein rechtsradikaler Gewalttäter aus dem Raum Coburg, der vor vier Jahren bei einer Schlägerei ums Leben gekommen war.
    Offensichtlich benötigte die rechte Szene damals dringend Geld für neue Aktionen, so dass der mutmaßliche Anführer der Gruppe, Karl Jost, auf die Idee mit der Erpressung des vermögenden und stadtbekannten Immobilienmaklers Robert Schultheis verfiel.
    Insgesamt, sagte Hutter, der Kaffee und Butterkekse servieren ließ, säßen damit nach den »Ereignissen in der Winthirstraße« neunzehn Personen in Untersuchungshaft, unter ihnen die mutmaßlichen Täter, die Leonhard Kreutzer zusammengeschlagen hatten, sowie »mindestens fünf«, die zu den Führungsköpfen innerhalb des »Freien Netzes Süd« und anderer Kameradschaften gezählt werden müssten.
    »Wie uns der Verfassungsschutz wissen ließ«, ergänzte Hutter, »stand der Befehl zur Festnahme von Karl Jost unmittelbar bevor. Sie beide sind uns also gewissermaßen zuvorgekommen, und ich werde mich hüten zu beurteilen, inwieweit die Situation durch Ihren Alleingang überhaupt erst eskaliert ist mit der Folge, dass ein Kollege sein Leben verlor. Was ich trotzdem sehe, ist, dass Sie, Ex-Kollege Süden, mit ihrem ebenso unprofessionellen wie mutigen Einsatz einen Straftäter überwältigt haben, der seit zehn Jahren auf unserer Fahndungsliste steht. Der offizielle Dank von unserer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher