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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Autoren: Friedrich Ani
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nicht. Sie wollte den Jungen behalten und für ihn sorgen, was war daran nicht zu verstehen? Sie wollte ihn baden und seine Sachen waschen und ihm gute Gedichte vorlesen. Wie ein Muttermensch. Und dann, nach zwei oder drei Wochen, hätte sie ihn gehen lassen, sie war kein Unmensch, sie respektierte, dass er nicht zu ihr gehörte. Wieso hatte Karl das nicht begriffen? Wieso machte er immer alles zunichte?
    Mia wischte sich übers Gesicht und drehte den Kopf zu dem Jungen neben ihr auf der Bank.
    Er war nicht mehr da.

    »Ich denke an einen Jungen mit dem Namen Ingmar«, sagte Süden.
    »Wer ist das?«
    »Ingmar Schultheis. Ein Achtjähriger, der entführt und ermordet wurde.«
    »Ich erinnere mich an den Fall«, sagte Denning.
    »Sie sind dem Namen nicht wieder begegnet.«
    »Nein.«
    »Mia Bischof war vermutlich an der Entführung beteiligt. Ich habe Hinweise gefunden, auch ein Video.«
    »Davon weiß ich nichts. Gab es damals keine Spuren in die rechte Szene?«
    »Nein.«
    »Nicht sehr überraschend. Übrigens vermute ich, dass das LfV einen V-Mann in Mias Umgebung plaziert hat. Natürlich habe ich keinen Beweis. Ein Beamter, mit dem ich halb befreundet bin, ließ eine Bemerkung fallen. Informationen kriegt das LKA ja nicht. Ich glaube nicht, dass Mia an der Entführung des Jungen beteiligt war. Sie ist eine Schreibtischtäterin.«
    »Sie war mit einem Mann verheiratet, der wegen des geplanten Anschlags auf das Jüdische Gemeindezentrum gesucht wird.«
    »Deswegen trat ich ja auf den Plan. Ich muss gehen.«
    »Ich begleite Sie.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein.« Denning zog eine Pistole aus der Manteltasche, eine Walther 7 mm, wenn Süden sich nicht täuschte, fünfzehn Schuss im Magazin. Eine klassische Polizeiwaffe. »Sie bleiben einfach hier stehen, genießen die Landluft und machen einen Spaziergang.«
    Süden zeigte auf den Pistolenlauf. »Falsche Richtung, wenn ich Sie vorher richtig verstanden habe.«
    »Auf Wiedersehen. Alles Gute.« Denning ging an Süden vorbei zum Kiesweg und hielt die Waffe weiter auf ihn gerichtet.
    »Sie sollten nicht zu Mia gehen. Sondern in eine Klinik und sich operieren lassen.«
    »Und hinterher in die Königsklasse der Medizin, die Chemo? Bleiben Sie bitte stehen, sonst muss ich abdrücken.«
    »Drücken Sie ab. Ich begleite Sie.« Ohne sich noch einmal umzudrehen, machte Süden sich auf den Weg zum Gasthaus. Denning zielte, stand reglos da, sah Süden die Terrasse erreichen und ums Hauseck verschwinden. Als Denning vor den Garagen ankam, lehnte Süden an einem der Tore.
    »Wieso?« Denning hatte die Waffe eingesteckt. Er sah bleich und erschöpft aus.
    Süden sagte: »Frau Bischof hat uns den Auftrag erteilt, Sie zu suchen. Ich habe Sie gefunden und präsentiere ihr das Ergebnis meiner Arbeit. Das ist doch logisch.«
    »Wieso sind Sie nicht mehr bei der Polizei?«
    »Darüber sprechen wir in der Reha.«
    Wieder schien Denning zu lächeln. Dann drehte er sich zum Haus um. »Ich muss mich von Anja und ihrer Familie verabschieden.«
    »Ich warte hier.«
    Denning schlug den Kragen seines Mantels hoch und ging gebeugt, mit schweren Schritten, zur Haustür. Aus der Ferne schlugen die Glocken eines Kirchturms. Auf dem Parkplatz standen mittlerweile drei Autos.

    Sie fragte sich schon, wie lange es dauern würde, bis er aufhörte, sich an der Nase zu zupfen, da sagte er: »Sie haben sich die möglichen Beweisstücke illegal beschafft, der Staatsanwalt wird sie nicht anerkennen. Was soll ich tun, Frau Liebergesell?«
    »Handeln, Herr Franck. Verschaffen Sie sich Zutritt zu der Wohnung in der Winthirstraße. Verhindern Sie einen weiteren Mord.«
    »Ihr Mitarbeiter starb an akutem Herzversagen, nicht an den Schlägen.«
    »Sind Sie jetzt der Staatsanwalt?«
    Hauptkommissar Bertold Franck stand auf und stützte die Hände auf den Tisch am Fenster der Detektei. »Wo bleibt Herr Süden?«
    Edith Liebergesell, die an ihrem Schreibtisch saß, nahm ihr Handy und tippte Südens Nummer, obwohl sie nicht damit rechnete, dass er das Gerät eingeschaltet hatte.
    »Chefin?«
    »Wo bist du?«
    »Gleich da.«
    »Sehr gut. Kommissar …«
    »Ich bin nicht gleich bei dir, sondern bei Mia Bischof.«
    »Um Gottes willen, was machst du da?«
    »Ich begleite Siegfried Denning.«
    »Du hast ihn gefunden und meldest dich nicht? Wo war er? Sprich mit mir.«
    »Später.«
    »Wo war er?«
    »Am Erler Weiher.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Nicht gut.«
    »Was heißt das?«
    »Später, Edith.«
    »Soll ich Welthe
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