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M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)

Titel: M: Ein Tabor Süden Roman (German Edition)
Autoren: Friedrich Ani
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Mias Wohnung und haben begriffen, was für ein Mensch sie in Wirklichkeit ist.«
    »Strengen Sie sich nicht an, mir zu glauben.«
    »Ich habe keine Wahl.«
    »Das ist wahr. Und es ist mir egal, ob Sie mir glauben. Ich werde weggehen, für immer.«
    Nach einem Schweigen sagte Süden: »Sie haben Angst.«
    »Nicht mehr.«
    »Sie kehren nicht in Ihre Rolle zurück.«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben alles aufgeschrieben.«
    »Ja.«
    »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    »So wie Sie. Wie kamen Sie auf den Heimgarten?«
    »Ich fand einen Prospekt in Mias Wohnung.«
    »In die Sie eingebrochen sind.«
    »Ja.«
    »Mit einem Peterchen?«
    »Kläuschen.«
    Dennings Mund entwischte ein Lächeln.
    »Eine Freundin von Mia erzählte mir, Sie hätten in letzter Zeit einen bedrückten Eindruck gemacht.«
    »Isabel Schlegel. Sie hat sich geirrt.«
    »Nein«, sagte Süden.
    Denning sah an Süden vorbei in Richtung des Gasthauses. Nach einer Weile sagte er: »Nein. Aber ich war nicht bedrückt. Ich war am Ende. Und bin es noch.«
    »Sie ekelten sich vor den Menschen, mit denen Sie umgehen mussten.«
    »Ich hatte meine Professionalität verloren. Ich konnte nicht mehr abschalten. Ich blieb immer ich. Ich, der Mensch, und hatte es andauernd mit Unmenschen zu tun. Schauen Sie.«
    Er hob seine linke Hand. Der Ringfinger und der kleine Finger waren nur noch Stumpen. »Sie wollten mich testen damals, sie hätten mir beinahe die Hand zertrümmert. Zwei Kerle aus Albanien. Ich hatte ihr Vertrauen gewonnen, dann fingen sie an, Fragen zu stellen. Alle waren immer misstrauisch, das gehört zu meinem Beruf, ich muss sie überzeugen, ständig, und das habe ich geschafft. Knapp drei Jahre war ich im Milieu unterwegs, habe Zehnjährige und Sechzehnjährige rausgeschleust und am Schluss einige der Menschenhändler drangekriegt. Großer Erfolg. Ich war nicht ich, ich war eine Sau wie alle anderen. Ich war gut. Ich hätte den Beruf wechseln und viel Geld verdienen können.« Er ließ den Arm sinken, betrachtete seine Hand und steckte sie in die Manteltasche.
    »Ja«, sagte Denning. »Stimmt, ich hatte mich verliebt, und die Liebe wurde stärker und meine Rolle immer schwächer. Sie können nicht lieben und gleichzeitig ein anderer sein, Sie müssen schon Sie selber bleiben, sonst explodiert Ihr Herz. Und ringsum Tag und Nacht und überall die braune Soße. Ich wache auf und muss mich übergeben, im wahrsten Sinn des Wortes. Ich kotzte mir den Magen raus, ich hatte nur noch Blähungen. Zu viel Dreck, zu viel Scheiße. Was wollen Sie mit einem verdeckten Ermittler, der mit offenem Verdeck durch die Gegend rast? So einen müssen Sie verschrotten. Weg mit dem.«
    »Deswegen die Auszeit«, sagte Süden.
    »Nein.« Denning hatte geschrien. Seine heisere Stimme hallte über dem Weiher wider. »Sie begreifen nichts.«
    Mit einem Ruck drehte er den Kopf, als fürchte er einen fremden Zuhörer. Danach wartete er schweigend, bis sein Atem wieder ruhig war. »Das war doch keine Auszeit, Süden, das war ein Abschied. Ich war wieder ich, schon vergessen? Kein Siegfried Denning mehr auf der Bühne, nur noch der nackte Michael Grieg, der Bäckerbub aus der Adelheidstraße. Und alle Scheinwerfer immer noch an. Jeder konnte mich sehen. Mia und ihr Publikum. Das ganze braune Pack. Hören Sie, was ich sage, Süden? Da stand kein verdeckter Ermittler vorn, sondern ein entblößter, eine Witzfigur. Und sie haben es noch nicht mal bemerkt. Und das war der Moment zu verschwinden. Gerade noch rechtzeitig, bevor …«
    Er hob seine rechte Hand, hielt sie eine Weile in die Höhe. Dann ließ er den Arm sinken und krümmte den Rücken. Es sah aus, als würde er vornüberkippen. »Insgesamt nicht mehr als ein Jahr noch, sagt der Gastroenterologe. Reicht, um alles zu erledigen. Konsequent. Die Scheiße hat sich festgefressen. Nicht in Siegfried Denning, sondern in Michael Grieg. War nicht überraschend, die Diagnose. Auch zu einem interessanten Zeitpunkt.
    Ich wollte Mia davon erzählen, heute vor zwei Wochen. Sie hatte mich eingeladen, zum ersten Mal, ihr Vertrauen war so groß wie nie zuvor. Sie ließ mich in ihr Reich. Ich sah die Bücher, die Plakate, den ganzen braunen Müll, ich las die Sätze, ich sah Mia in die Augen, und sie küsste mich. Da wusste ich, dass ich ihr von meiner tödlichen Krankheit nichts sagen konnte. Weil es doch nicht die Krankheit des Mannes war, den sie küsste. Es war meine Krankheit, aber mich gab es für sie nicht.«
    »Die Liebe schon«, sagte
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