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Lynne Graham

Lynne Graham

Titel: Lynne Graham
Autoren: Geständnis auf der Jacht
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Fliesen der Terrasse kniete.
    Der Anruf kam von seinem Sicherheitschef Renzo Catallone in London. Sergio unterdrückte einen Seufzer. Der ehemalige Polizeioffizier nahm seine Aufgabe sehr ernst. In seinem Büro in London hatte Sergio ein wertvolles Schachspiel aufgebaut und vor ein paar Wochen entdeckt, dass jemand das „Bitte-nicht-berühren“-Schild ignorierte und die Schachpartien berühmter Spieler löste, die er auf dem Spielbrett nachstellte. Der Unbekannte hatte jeden seiner Züge beantwortet.
    „Wenn es Sie so sehr bekümmert, installieren Sie doch eine versteckte Kamera“, schlug Sergio nun vor.
    „Dieser Unfug mit dem Schachbrett macht mir mein ganzes Team verrückt“, gab Renzo zu. „Wir sind fest entschlossen, den Spaßvogel zu schnappen.“
    „Und was sollen wir mit ihm machen, wenn Sie ihn erwischen?“, fragte Sergio trocken. „Ihn dafür verurteilen, dass er mich zu einer Partie Schach herausgefordert hat?“
    „Es ist ernster, als Sie denken“, entgegnete der ältere Mann. „Der Vorraum befindet sich direkt neben Ihrem Büro, doch irgendjemand geht dort ein und aus, wie es ihm passt. Es ist eine gefährliche Sicherheitslücke. Ich habe das Spielbrett heute Nachmittag überprüft, aber ich kann nicht erkennen, ob wieder irgendwelche Figuren versetzt wurden.“
    „Machen Sie sich darüber keine Sorgen“, erklärte Sergio freundlich. „Ich werde es sofort merken, wenn ich wieder zurück in London bin.“
    Sein unbekannter Gegner war überaus erfinderisch. Immerhin nutzte er das Schachspiel, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Bei dem Täter konnte es sich nur um einen ehrgeizigen Angestellten handeln, der ihm unbedingt seine strategischen Fähigkeiten beweisen wollte.
    Der junge Mann war so beschäftigt damit, Kathy anzustarren, dass er beinahe über einen Stuhl stolperte, als er das Café verließ.
    „Du bist ausgesprochen gut fürs Geschäft!“, sagte Bridget Kirk, die Besitzerin. Die sechsundvierzigjährige lebhafte Brünette mit dem gutmütigen Gesicht lächelte amüsiert. „Alle Männer wollen von dir bedient werden. Wann verabredest du dich endlich mal mit einem?“
    Kathy senkte die Lider über ihre grünen Augen, damit Bridget ihre Verlegenheit nicht sah, und zwang sich zu einem Lachen. „Ich habe keine Zeit für einen Freund.“
    Während sie zusah, wie ihre junge Angestellte sich die Jacke anzog, um nach Hause zu gehen, unterdrückte Bridget einen Seufzer. Kathy Galvin war einfach wunderbar und erst dreiundzwanzig Jahre alt, aber sie lebte wie eine Einsiedlerin. „Ein bisschen Zeit kann man immer erübrigen. Du bist nur einmal jung. Du jedoch scheinst nur zu arbeiten und zu studieren. Ich hoffe, du machst dir keine Sorgen wegen der alten Geschichte. Das ist vorbei und vergessen.“
    Kathy widerstand der Versuchung, ihr zu antworten. Die Vergangenheit ließ sie niemals los. Die Narbe auf ihrem Rücken erinnerte sie ständig daran, Albträume quälten sie, und selbst am helllichten Tag fühlte sie sich selten wirklich sicher. Sie hatte am eigenen Leibe erlebt, dass man nichts Böses getan haben musste, damit einem alles genommen werden konnte. Als sie neunzehn war, geriet ihr Leben aus den Fugen, ohne dass sie etwas dazu beigetragen hätte. Wie aus dem Nichts tauchten die Schwierigkeiten auf und zerstörten sie beinahe. Kathy überlebte, aber die Erfahrung veränderte sie. Früher war sie selbstbewusst, kontaktfreudig und gutgläubig gewesen. Sie hatte an die Unfehlbarkeit der Justiz geglaubt, ebenso wie daran, dass jeder Mensch in seinem tiefsten Inneren gut sei. Doch vor vier Jahren wurden diese Überzeugungen auf eine harte Probe gestellt. Jetzt blieb sie lieber allein für sich, anstatt das Risiko einzugehen, zurückgewiesen und verletzt zu werden.
    Bridget tätschelte Kathy die Schulter. Sie musste sich dazu auf die Zehenspitzen stellen, denn sie war ein gutes Stück größer als sie selbst. „Es ist vorbei“, sagte sie sanft. „Hör auf, ständig darüber zu grübeln.“
    Auf dem Heimweg dachte Kathy, wie glücklich sie sich schätzen konnte, für jemanden wie Bridget zu arbeiten, die sie trotz ihrer Vergangenheit eingestellt hatte. Ehrlichkeit war der reinste Luxus, wenn sie einen Job haben wollte. Sie musste ziemlich erfinderisch sein, um die klaffende Lücke in ihrem Lebenslauf nicht auffallen zu lassen. Um zu überleben, hatte sie zwei Jobs: Abends reinigte sie Büros, und tagsüber bediente sie im Café. Sie brauchte jeden Penny, um die Rechnungen zu zahlen,
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