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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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ihre. Das war die Ehe, die auch Diccan verdiente.
    Sie sah sich um und erwartete fast, ihn zu erblicken. Aber er würde nicht kommen. Er kümmerte sich um seine Mutter.
    »Grace«, ermahnte Kate sie, »trage zumindest deinen Teil dazu bei, dass Olivias Chefkoch nicht beleidigt kündigt. Iss ein Hummerpastetchen.«
    Instinktiv lächelte Grace und nahm eine der Köstlichkeiten, die auf ihrer Zunge doch wie Asche schmecken würde. »Ich sollte das hier wahrscheinlich für Diccan aufbewahren. Er hasst es, bei Hummerpastetchen zu kurz zu kommen.«
    »Wenn du Diccan eine Freude machen willst«, entgegnete Kate, »verfüttere den Hummer an die Katze. Bring ihm lieber eine Flasche Champagner mit.«
    Wieder lächelte Grace, wenn auch nicht so strahlend. »Ich habe bereits eine Flasche für ihn reserviert. Er hatte ein paar sehr schlimme Tage.«
    »Ist seine Mutter noch immer …«
    »Still und hohläugig? Soweit ich weiß, ja.«
    Kate nickte. »Nun ja, sag Diccan, dass ich mich auf der Beerdigung nicht sehen lassen werde. Das wäre das Letzte. Im Übrigen habe ich es nicht eilig, meine feine Familie wiederzutreffen.«
    Grace runzelte die Stirn. »O Kate, nein. Er braucht dich dort.«
    Kate nahm einen Schluck Wein. »Sei nicht albern. Er hat doch dich.«
    Eine neue Welle des Schmerzes überrollte sie. Wie sollte sie ihrer Freundin sagen, dass sie wahrscheinlich nicht an seiner Seite sein würde? Dass Grace aus Gründen des guten Geschmacks und des Anstands nicht teilnehmen durfte? Diccan schwor, dass sein Vater die Behauptung bezüglich ihrer Ehe nur gemacht hatte, um ihn zu verletzen. Doch Grace hatte den Ausdruck in den Augen des alten Mannes gesehen und war anderer Meinung. Sie wusste, dass ihre Ehe nur noch so lange Bestand haben würde, bis der Erzbischof mit den offiziellen Unterlagen angereist wäre.
    »Na ja«, sagte Kate, erhob sich unvermittelt und strich ihr fuchsiafarbenes Kleid glatt, »sieht so aus, als wäre es an der Zeit, unsere Turteltauben loszuschicken.«
    Grace wandte sich um und sah, dass Olivia und Jack tatsächlich an der Tür standen. Sie hatten sich für ihre kurze Hochzeitsreise zur Isle of Wright umgezogen. Ihr Sohn Jamie hüpfte auf und ab, und Jacks Schwester Georgie hielt ihn an der Hand. Der Rest der Gesellschaft versammelte sich, um die Frischvermählten zu verabschieden.
    In dem Moment erblickte Grace Diccan. Er schlenderte zur Tür, lässig und lächelnd. Seine Selbstsicherheit schien ihn wie ein Mantel zu umhüllen. Aber Grace erkannte, welche Anstrengung es ihn kostete. Er wirkte hager und zerbrechlich auf sie. War sie die Einzige hier, die bemerkte, wie angespannt er war? Dass er eine Last auf den Schultern zu tragen schien, die ihn zu erdrücken drohte? Er lachte mit Jack und hauchte Olivia einen Kuss auf die Wange. Das Paar legte ihm die Hände auf den Arm. Grace konnte fast hören, wie besorgt sie waren. Diccan lächelte die Sorge jedoch einfach weg.
    Sie hatte sich danach gesehnt, ihn zu trösten, seinen Kopf an ihre Schulter zu ziehen, damit er sich ausruhen konnte. Doch seine Mutter schien Grace’ Anwesenheit nicht ertragen zu können – als wäre sie eine Fliege, die jemand versehentlich durch das Fenster hereingelassen hatte. Also hatte sie sich von ihnen ferngehalten.
    Sie spürte den Moment, als er sie entdeckte. Seine Miene blieb unbewegt, aber sie fühlte trotzdem, dass sich etwas in ihm veränderte. Ihr Herz schlug schneller. Sie war wie erstarrt. In seinen Augen las sie, dass etwas geschehen war.
    Sie musste sich gedulden, bis Olivia und Jack für die Reise zur Kutsche geleitet worden und hineingestiegen waren. Die Gäste lachten und streuten Blumen, die Kinder rannten ausgelassen der Kutsche hinterher. Dann kam Diccan zu ihr und Kate auf den Treppenabsatz.
    »Sehen sie nicht sehr … selbstzufrieden und dümmlich aus?«, begrüßte er sie und blickte noch immer dem Brautpaar hinterher.
    »Ich glaube, das ist der vorgeschriebene Zustand bei Hochzeiten«, erwiderte Kate. »Erschrocken und mulmig, selbstzufrieden und dümmlich, erschöpft und verrückt.«
    »Ich bin froh, dass du es geschafft hast«, sagte Grace zu ihm.
    Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu, ehe er wegsah. »Wir müssen reden.«
    Grace nickte. »Kate hat vorgeschlagen, ich solle dir ein bisschen Hummer und Champagner aufbewahren.«
    Ihm schien nicht einmal eine passende geistreiche Bemerkung einzufallen. Er schüttelte nur den Kopf und lächelte. Sie machte einen Schritt nach vorn, wollte ihn
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