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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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zuckte mit den Schultern und ließ sich unvermittelt auf einen hochlehnigen Stuhl fallen, als hätte er sein letztes Fünkchen Energie verbraucht. »Wir haben einen verrückten König und einen lasterhaften Thronfolger«, sagte er und klang, als würde er einen auswendig gelernten Vortrag halten. »Die unteren Schichten proben den Aufstand, und die Mittelschicht bedroht die Macht. Es gibt Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Missernten, steigende Preise. Diese Leute glauben, dass sie das alles ändern können, wenn die Macht wieder beim Adel liegt.«
    »Was ist mit dem König?«
    Wieder zuckte er mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie sind nicht so dumm, solche brisanten Informationen mit jemandem zu teilen, der zum Mitmachen gezwungen wurde.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Im Übrigen sind die Löwen so organisiert, dass nur wenige alles wissen. Vielleicht fünf oder sechs Mitglieder. Jedes dieser wenigen Mitglieder hat einen eigenen Verantwortungsbereich und zieht eigene Leute heran und organisiert selbstständig, sodass niemand in der Lage ist, die gesamte Gruppe zu verraten. Selbst diejenigen, die an die Sache glauben, kennen nur ihre direkten Vorgesetzten.«
    »Also wissen Sie nicht, von wem Ihre Gruppe geführt wird?«
    Er schüttelte den Kopf und rieb sich über die Augen. Die Pistole war leider noch immer auf Diccan gerichtet. »Ich weiß, wer mich überwacht hat. Ich habe Ihnen die Namen bereits genannt. Sie haben Napoleon mit Gold und Männern unterstützt. Die Löwen glaubten, wenn er auf dem Kontinent regieren würde, dann würden die Löwen die britische Regierung beherrschen können.«
    »Woher wissen Sie, dass gerade ich in Gefahr bin?«
    »Ich habe sie belauscht. Sie denken, Sie wären leicht zu beeinflussen. Und sie glauben, dass Sie Kontakte haben, die ihnen von Nutzen sein könnten.«
    Diccan schüttelte den Kopf und fragte sich, ob es jemandem gelungen war, einen Blick hinter seine Fassade zu werfen. »Der Gedanke, dass ich ein so interessantes Leben haben könnte, ehrt mich natürlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie darauf kommen. Die interessantesten Menschen, denen ich begegne, sind Küchenchefs und Fischverkäufer. Und diesen Leuten ist klar, dass meine anspruchsvollsten diplomatischen Aufgaben darin bestehen, Feiern zu organisieren, oder?«
    »Ich weiß es nicht. Sie werden allerdings erfolgreich sein. Wenn sie Sie nicht erpressen können, bedrohen sie Sie auf andere Art und Weise. Und falls die Drohungen nicht wirken sollten, werden Sie einen tödlichen Unfall erleiden, damit Sie die Gruppe nicht verraten können. Als sie hinter mir her waren, haben sie mir erklärt, dass sie meiner Mutter oder meinen Schwestern etwas antun würden, falls ich versuchen sollte, ihnen zu entwischen.«
    Diccan lachte belustigt auf. »Für den Fall, dass sie probieren sollten, sich mit meiner Mutter anzulegen, würde ich mir eine Eintrittskarte besorgen. Sie würde sie vernichten – ohne mit der Wimper zu zucken.«
    Von seinen Schwestern sprach er jedoch nicht. Er beschloss, die Kontrolle über die Situation zu erlangen, und deshalb tat er so, als wollte er aufstehen. Sofort sprang Bertie auf und packte die Pistole ein bisschen fester.
    »Ich werde Sie erschießen. Wenn Sie mir nicht helfen, werde ich Sie töten. Verstehen Sie denn nicht?« Tränen schimmerten in den Augen des Jungen. »Ich habe alles aufs Spiel gesetzt.«
    Ja, das war Diccan bewusst. Der Junge hatte sich nicht nur durch die Löwen in Gefahr gebracht. Seine Liebe zu einem Mann war ein Vergehen, das mit dem Tode bestraft wurde.
    »Und es gibt nichts, das Sie mir sonst noch sagen können?«, fragte Diccan. »Ich meine, ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen, aber ich fürchte, das wird nicht reichen, um das Interesse des Verteidigungsministeriums in Whitehall zu wecken.«
    »Na ja, wie wäre es damit: Die Löwen sind auf der Suche nach etwas, das sie verloren haben. Ich weiß nicht, um was es sich dabei handelt. Ich weiß nur, dass es ein Startsignal darstellt, um einen Plan in die Tat umzusetzen. Wenn sie es finden, werden sie handeln.«
    »Was haben sie vor?«
    »Sie wollen Wellington ermorden.«
    Diccan spürte, wie ihm der Atem stockte. »Ja«, überlegte er laut, »ich denke, das wird die Regierung interessieren.«
    »Die Gruppe, die Napoleon unterstützt hat, hat eine neue Aufgabe bekommen. Jetzt sollen die Leute dem ›Chirurgen‹ helfen.«
    Diccan hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. »Der Attentäter?«
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