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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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ein kluger Schachzug war, um Vaterlandsverräter zu enttarnen.«
    In Diccans hypnotischen grauen Augen sah sie, dass er verstand. Sie sah Schmerz, Bedauern und Verlust. Aber sie wusste, dass er einverstanden war. Angesichts dieser schnellen Einwilligung blutete ihr armes angeschlagenes Herz noch ein bisschen mehr.
    »Es hilft, dass Marcus in London ist und Haftbefehle gegen noch mehr Mitglieder der Löwen erwirkt«, sagte er. »Zumindest haben wir das. Mein Vater war anmaßend genug, um Beweise in seinem Gepäck zu hinterlassen.«
    »Dein Name ist damit reingewaschen?«, fragte Grace.
    »So wird es sein. Marcus hat versprochen, mit General Dawes zu reden.«
    Das war eine weitere Frage, bei der Grace sich nicht sicher war, ob sie die Antwort wissen wollte. Welche Rolle hatte ihr Onkel in der ganzen Geschichte gespielt?
    »Was ist mit deiner Rolle als Anwärter für einen Platz in den Reihen der Löwen?«
    Diccan zuckte mit den Schultern. »Minette ist verschwunden. Genau wie Smythe. Ich nehme an, ich werde abwarten und sehen müssen, ob irgendjemand anders auf mich zukommt.«
    »Sei vorsichtig«, sagte Grace und legte instinktiv die Hand auf seinen Arm, »bitte.«
    Sein Lächeln wirkte blass. »Das werde ich sein.«
    »Entschuldigt bitte«, unterbrach Kate sie. »So fasziniert ich von alldem bin, muss ich doch darauf bestehen, dass wir zum eigentlichen Punkt zurückkehren. Eure Ehe. Ihr werdet das Thema nicht einfach so übergehen. Das lasse ich nicht zu.«
    Es war Diccan, der Kate beruhigte. »Grace hat recht, altes Mädchen. Sie hat eine zweite Chance bekommen. Warum sollte sie sich mit einem Tagedieb wie mir begnügen? Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich sofort zu diesem hübschen Fleckchen Erde zurückkehren.«
    Grace hätte nicht gedacht, dass sie sich noch schlechter fühlen könnte, doch ihr ging es allerdings noch schlechter, als ihr klar wurde, dass sie nie mehr über die Wiesen von Longbridge gehen könnte, ohne Diccan zu sehen, der sie daran erinnerte, wie das Leben hätte sein können, wenn sein Vater geschwiegen hätte.
    Diccan schloss Grace liebevoll in die Arme. »Du warst wunderbar, meine Liebe. Die perfekte Lady. Ich wünschte nur, du wärst in der ganzen Sache besser weggekommen.«
    Grace schloss kurz die Augen und gab sich dem tröstlichen Gefühl von Diccans Umarmung hin. »Sei nicht albern«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte nur ein bisschen. »Um nichts in der Welt hätte ich das versäumen wollen. Aber ich denke, es ist an der Zeit für mich, mich zurückzuziehen.«
    »Bleibst du noch, um an der Beerdigung teilzunehmen?«
    »Wenn du es möchtest?«
    Er wollte es. Also blieb sie in Oak Grove – lange genug, um zu erleben, wie Diccans Vater begraben und seine Mutter vorübergehend im Witwenhaus auf dem Schloss untergebracht wurde. Sie überstand den Hass der Mutter, unterstützte seine Schwestern und hielt Diccans Hand, wenn er es brauchte. Und sie tat es ohne die Hilfe von Kate oder Bea, die Kates Versprechen wahrmachten und nicht zur Beerdigung erschienen. Als Grace in die Kutsche stieg, die sie zur Kapelle nach Moorhaven bringen sollte, waren ihre Freundinnen bereits auf dem Weg nach London.
    So kam es, dass sie keine Freunde an ihrer Seite hatte, als das Leben mit Diccan offiziell endete. Die Trauergäste kehrten gerade von der Beisetzung, die der Bischof geleitet hatte, nach Moorhaven zurück. Diccan führte den Trauerzug an. Der Erzbischof ging ohne ein Wort an Grace vorbei. Diccans Mutter hatte sich nicht mehr sehen lassen. Grace stand auf dem Vorplatz, ungefähr an der Stelle, an der Diccans Vater gestürzt war, und blickte Diccan entgegen, als er auf sie zukam.
    Er wirkte so angespannt, so mitgenommen. Doch außer ihr schien das niemand zu sehen.
    »Grace«, begrüßte er sie mit einem traurigen Lächeln.
    Sie erwiderte sein Lächeln und wusste, dass es ein Abschied war. »Diccan.«
    Die Trauergäste gingen an ihnen vorbei, wie ein Fluss an Felsen vorbeiströmte. Aber Grace bemerkte sie nicht. Sie war damit beschäftigt, sich Diccans Züge einzuprägen, seinen Duft, sein Lächeln. Ohne Worte sagte sie ihm Lebewohl. Er antwortete mit einem Nicken.
    Marcus Drake stand daneben, als würde er eine Zeremonie vollziehen. »Ich frage mich, wer das wohl ist«, sagte er.
    Diccan blickte auf und erstarrte. Grace folgte seinem Blick und sah eine Reisekutsche, die am Ende des Weges hielt. Sie warf Diccan einen überraschten Blick zu. Die Kutsche war nicht besonders gekennzeichnet, trotzdem
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