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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen
Autoren: Eileen Dreyer
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abzuliefern.

Kapitel 23
    Es war ein langer Tag gewesen. Es waren einige sehr lange Wochen gewesen, seit Kate verschwunden war. Als sie von der Entführung gehört hatte, war Grace sofort nach London geeilt, um zu helfen, wo sie konnte. Erst als es nichts mehr gegeben hatte, was sie noch hätte tun können, war sie nach Hause zurückgekehrt.
    Der Winter stand vor der Tür. Auf Longbridge gab es vieles vorzubereiten, denn Grace plante, aus dem Anwesen das Zuhause zu machen, von dem sie zwanzig Jahre lang geträumt hatte. Heute hieß es, ihren Kader von ehemaligen Soldaten zu überwachen, die das Fundament für die Erweiterung des Stalles legten.
    Wieder gesund, arbeiteten die Soldaten hart. Die Herbstsonne schickte ihre letzten warmen Strahlen zur Erde. Während die Männer unermüdlich die schweren Steine ablegten, sang ein alter Seemann ein Shanty. Harper führte zwar die Aufsicht, aber es ging um Grace’ Zukunft. Und so half sie Bhanwar dabei, das Essen für die Arbeiter zu kochen, stand neben Harper, während er die Arbeiten organisierte, und bückte sich mit den Männern zusammen, um Stein auf Stein zu legen. Sie hatte Blasen an den Händen, einen Sonnenbrand und spürte die wunderbare Erschöpfung, die einen ergriff, wenn man etwas geschafft hatte.
    Die Ställe sollten fertig werden, noch ehe der erste Schnee fiel. Sie hatte bereits das Heu gemäht und die Ernte eingefahren. Mit Breege und Radhika gemeinsam hatte sie das Obst aus dem Garten eingekocht. Morgen früh würde sie für einige Stunden auf dem eigenen Hof vorbeischauen, auf dem die Vorräte produziert wurden, und sicherstellen, dass genug Holz geschlagen wurde, damit es auf dem Anwesen während der kalten Jahreszeit immer schön warm war.
    Es würde der erste Winter in ihrem Zuhause werden. Sie musste dafür sorgen, dass es genau so wurde, wie sie es sich ausgemalt hatte.
    »Meine Liebe, hast du diesen fürchterlichen Affen gesehen?«, erklang eine Stimme aus der Speisekammer, als Grace und Breege durch die Küche gingen, in der emsiges Treiben herrschte.
    Grace lächelte. »Mr. Pitt passt auf Ruchi und Lizzys Baby auf, Tante Dawes.«
    Unter ihrer alten Uniformjacke trug Grace Schwarz. Vor zwei Wochen hatte sie noch einen Verlust erlitten. Ihr Onkel Dawes, der zuvorderst bei einer Jagd mitgeritten war, wollte mit seinem besten Pferd über einen Steinzaun springen, war gestürzt und hatte sich das Genick gebrochen. Er war nie darüber hinweggekommen, dass er unwissentlich mit Vaterlandsverrätern zusammengearbeitet hatte. Erst nach seinem Tod hatte die Regierung anerkannt, dass der großherzige alte Kämpfer in gutem Glauben gehandelt un d nicht geahnt hatte, dass die Verbrecher ihn ausnutzten.
    Auf der Beerdigung, zu der auch Wellington höchstpersönlich erschienen war, hatte Grace Tante Dawes eingeladen, bei ihr zu leben. Tante Dawes, die ihren Verlust mit dem ruppigen Mut ertragen hatte, durch den sie einst Onkel Dawes’ Zuneigung gewonnen hatte, hatte zugestimmt, da Grace ihrer Meinung nach eine Anstandsdame brauchte. Überraschenderweise hatte sie eine außergewöhnliche Verbundenheit zu Mr. Pitt entwickelt, sodass man sie und Pitt und die kleine Ruchi oft zusammen sah. Die drei tranken gemeinsam Tee und dekorierten Hüte. So hatte Tante Dawes das Gefühl, sich nützlich machen zu können, und die kleine Ruchi hatte eine Großmutter. Was den Affen betraf, so sah er mit einer Haube erstaunlich reizend aus.
    »Ich glaube, ich gehe heute früh ins Bett«, sagte Grace zu Breege, als sie durch die mit grünem Stoff bespannte Tür in die Eingangshalle traten. »Morgen wird wieder ein langer Tag.«
    Breege brummte missbilligend. »Sicherlich weißt du, dass Steineschleppen und Fundamentebauen Arbeiten für Männer sind.«
    Grace musste lächeln. »Mein ganzes Leben habe ich darauf gewartet, Breege. Lass es mich genießen.«
    Breege schüttelte ihren ergrauten Kopf. »Du kannst es auch aus ein paar Metern Entfernung genießen.«
    Grace musste zugeben, dass das sicherlich mit weniger Schmerzen verbunden wäre. Ihr Bein tat weh. Ihr Rücken tat weh. Die Blasen an ihren Händen taten weh. Doch es fühlte sich gut an. Sie hatte für die Erfüllung ihrer Wünsche hart gearbeitet. Was es noch schöner machte, war, dass es auch das war, was ihre kleine Familie sich wünschte.
    Sie kam am roten Salon vorbei, den sie mit Seidenkissen und Samowaren dekoriert hatte. Die Bibliothek war angefüllt mit Schätzen, die sie aus Kanada mitgebracht hatte, und im Salon
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