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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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Sicherlich hatte ein Erzengel noch nie ...
         »Worauf warten wir denn dann noch?«, murmelte ich lüstern. »Kann ich jetzt sofort gehen?«
         Gabriel sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Lucy, wenn du den Auftrag übernimmst, hast du eine Mission zu erfüllen, die darin besteht, deinem Mann zu vermitteln, dass er dir nicht mehr nachtrauern, sondern endlich wieder an sich selber denken soll. Du darfst dich unter keinen Umständen in sein Gefühlsleben einmischen! Hast du das verstanden?«
         Ich nickte eifrig.
         »Lucy, ich meine es ernst.« Gabriel schaute mich eindringlich an. »Wenn du auf die Erde gehst, darfst du dich keinesfalls einmischen. Wenn du mir das nicht ernsthaft versprichst und es auch so meinst, kann ich dich nicht gehen lassen.«
         Ich seufzte. Daran, dass jemand meine Gedanken lesen konnte, musste ich mich erst noch gewöhnen.

Drittes Kapitel
    In dem Lucy bemerkt, dass manches nicht so einfach ist
     
    Es wurde später Vormittag, bis ich endlich startklar war. Engel Helene rüstete mich für solch eine wichtige Mission ziemlich minimalistisch aus: Ich bekam ein Gerät, das nicht nur wie ein Handy ausschaute, sondern auch genauso funktionierte – zumindest, wenn man davon absah, dass man damit lediglich im Himmel anrufen konnte. Außerdem erhielt ich eine schneeweiße Handtasche, deren Innenvolumen sich automatisch an das anpasste, was man hineinsteckte, ohne dass sich ihre Außenmaße veränderten. In ihr befand sich himmlisches Spezialfutter: Schließlich musste ich in den kommenden achtundvierzig Stunden etwas zu essen haben und sollte Gregor nicht dadurch verunsichern, dass ich ihm alles, was er sich auf den Teller legte, in einem unbemerkten Moment wegfutterte.
         Meine Bitte, mich anstatt in meinem weißen Himmelskleidchen lieber in Jeans und T-Shirt zurück auf die Welt zu schicken und auch meine weißen Badelatschen gegen ein schickes Paar Schuhe einzutauschen, ignorierte Helene. Genauso wischte sie meinen Einwand beiseite, dass weiß eine schrecklich unpraktische Farbe war und ich nach einem halben Tag wie ein kleines Ferkel aussehen würde.
         »Betrachte es einfach als Dienstkleidung, Lucy. Außerdem bist du unsichtbar«, war alles, was ich ihr zu dem Thema entlocken konnte.
         Mit einem Seufzen gab ich mich scheinbar geschlagen. Insgeheim plante ich jedoch, sobald ich auf der Erde war, schnurstracks nach Hause zu gehen und mich umzuziehen. Nur gut, dass Engel Helene nicht wie Gabriel Gedanken lesen konnte!
         »Was passiert, wenn ich meine Kleider irgendwo hinlege? Zum Beispiel, wenn ich duschen will? Oder was ist, wenn ich meine Handtasche versehentlich auf dem Sofa liegen lasse? Sieht Gregor die dann?«, fragte ich scheinheilig.
         »Alles, was du aus dem Himmel mitbringst, ist unsichtbar«, erklärte sie mir.
         »Und wenn mir kalt ist und ich eine meiner alten Jacken überziehen will?«
         »Die kann auch keiner sehen: Alles, was du anziehst, also richtig am Körper trägst, wird ebenfalls unsichtbar.«
         Ich nickte zufrieden.
         »Dinge, die du nur berührst oder in die Hand nimmst, bleiben allerdings sichtbar.«
         Ich nickte erneut. Das hatte Gabriel gestern schon erwähnt; da würde ich ziemlich aufpassen müssen.
         »Also noch mal: Wenn es Probleme gibt, rufst du umgehend im Himmel an. Unter 999 erreichst du die Notrufzentrale. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Und melde dich wirklich sofort, wenn du denkst, dass irgendetwas nicht stimmt.«
         »Mach ich. Versprochen.«
         »Gut, Lucy«, sagte Engel Helene endlich. »Wenn du keine weiteren Fragen hast, bist du jetzt startklar.«
         Ich nickte noch einmal so nachdrücklich, wie ich nur konnte – dann zitterten mir plötzlich die Knie. Der große Moment war gekommen.
     
    Helene brachte mich zu einer Tür. Dahinter verbarg sich ein gläsernes Treppenhaus. In der Mitte verlief ein röhrenförmiger Schacht, der von einem auf Hochglanz polierten Scherengitter aus purem Gold eingefasst wurde. Es dauerte einen Moment, dann bimmelte über unseren Köpfen ein leises Glöckchen drei Mal und die Aufzugkabine kam von unten heraufgeschwebt. Instinktiv wich ich einen Schritt zurück. Ein adrett in eine weiße Uniform mit weißer Mütze gekleideter gutaussehender Engel in meinem Alter öffnete von innen das Aufzuggitter. Er deutete eine knappe Verbeugung an und forderte mich dann mit einer
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