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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
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Haarsträhne hinters Ohr und sah ihn ein wenig mitleidig an. »Tut mir leid, Mr Talbot«, fügte sie etwas leiser hinzu. »Den Anschluss gibt es gar nicht.«
    Â»Was?« Talbots rechte Hand schoss vor und ergriff den linken Unterarm der Frau. »Das kann doch gar nicht sein. Haben Sie auch die richtige Nummer gewählt?«
    Â»Au! Sie tun mir weh!« Sie versuchte, ihren Arm wegzuziehen. »Bitte lassen Sie mich los.«
    Â»Sie haben doch die richtige Nummer gewählt, nicht wahr?«
    Â»Ja. Ja, natürlich.«
    Â»Bitte entschuldigen Sie.« Ruckartig ließ er sie los und versuchte ein Lächeln, aber alles, was er zustande brachte, war, den Mund zu einer Grimasse zu verziehen. »Es tut mir sehr leid. Ich wollte Ihnen nicht wehtun.«
    Â»Ich weiß.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ist schon okay.«
    Â»Wirklich?«
    Sie sah ihn an. Er war jetzt seit über einer Woche bei ihnen. Kein wirklich gut aussehender Mann, fand sie, aber doch einer, den man nicht mehr so schnell vergaß. Lawrence Talbot war definitiv ein Mann, der einen gewissen Eindruck machte. Und eigentlich mochte sie ihn. Er war ihr und den anderen Angestellten gegenüber stets freundlich und unaufdringlich gewesen. Sie fragte sich, warum er heute so anders war.
    Â»Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann –«
    Â»Danke«, sagte er. »Danke, ich weiß das zu schätzen.« Diesmal gelang das Lächeln. »Aber ich glaube, ich gehe jetzt besser zu Bett. Das wird ein anstrengender Tag morgen.«
    Â»Ganz wie Sie meinen, Mr Talbot.« Sie sah ihn an, den Kopf leicht zur Seite geneigt und die Augen zusammengekniffen. »Aber wenn Sie doch noch etwas benötigen sollten, zögern Sie bitte nicht zu klingeln.«
    Er nickte. »Das werde ich.« Er stand auf, steckte die Zigaretten ein und klemmte sich die zusammengerollte Zeitung unter den linken Arm. »Ach ja«, sagte er, »eines könnten Sie vielleicht noch tun. Schicken Sie mir doch eine Flasche Gin aufs Zimmer. Bitte.«
    Â»Mach ich.«
    Â»Danke Ihnen.«
    Als er die Lobby verließ und zum Treppenhaus ging, konnte er in den Spiegeln erkennen, dass sie ihm nachsah. Er mochte sie, auch wenn er sie kaum kannte und sie bislang noch nicht einmal nach ihrem Vornamen gefragt hatte. Sie war nett. Ihre Blicke taten ihm gut. Sie waren wie ein warmes rotes Licht in seinem Rücken.
    Talbot hatte das Zimmer 13 im ersten Stock. Wohin er auch kam, er nahm immer das Zimmer mit der Nummer 13. Oder eben irgendeine andere ungerade Zahl, wenn es nichtanders ging. Schließlich gab es sogar Hotels, in denen die 13 gar nicht existierte, obwohl sie Hunderte von Zimmern hatten; man übersprang die Zahl einfach.
    Talbot war seit einer Woche in Deutschland und langsam gewöhnte er sich auch wieder an die Sprache. Früher – in einem anderen Leben, wie es ihm manchmal schien – hatte er öfter in Berlin zu tun gehabt. Er mochte die Stadt. Es gab eine kleine Kneipe dort, die er dann jedes Mal aufsuchte – nicht weit vom S   -   Bahnhof Friedrichstraße: Die ständige Vertretung . Was für grandiose Abende hatte er dort mit Bernie Taylor oder Maxwell Purdy verbracht, wenn sie gerade wieder einmal die Welt gerettet hatten. Bei dem Gedanken daran wurde er unwillkürlich ein bisschen wehmütig.
    Irgendwie hatte er immer angenommen, die Agency würde über ein Gerät zur Auslöschung der Erinnerung verfügen, und als er damals seinen Abschied nahm, hatte er fest damit gerechnet, es nun zum ersten und letzten Mal zu Gesicht zu bekommen. Aber der alte Mr Night hatte ihm in seinem Büro lediglich die Hand geschüttelt, sich für seinen jahrelangen Einsatz bedankt und ihm für die Zukunft alles Gute gewünscht. Talbot war völlig überrascht gewesen.
    Manchmal wünschte er, sie hätten tatsächlich ein solches Gerät gehabt.
    Seit seinem Ausscheiden aus der Agency schlug er sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv durch. Gegenwärtig arbeitete er für eine junge Rumänin, die bei ihrer Botschaft in London untergekrochen war. So wie es aussah, war ihr ein Koffer mit kompromittierenden Unterlagen abhandengekommen, den er jetzt so schnell wie möglich wiederbeschaffen sollte. Dummerweise war das Ding bei einer Versteigerung im Internet aufgetaucht – was die Sache zusätzlich erschwerte.
    Er erinnerte sich noch ganz genau an ihr Treffen. Es
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