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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
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Er hat den ganzen Tag nichts anderes mehr gemacht. Von morgens bis abends nur noch getrunken, getrunken, getrunken. Dabei hatte er versprochen, für uns zu sorgen. Und dann kam er eines Tages heim und sagte, er habe eine Arbeit für mich gefunden – als Bedienung in einem Lokal. Ich habe mich zuerst riesig gefreut, können Sie sich vorstellen. Doch als ich dort hinkam, entpuppte sich der Laden als Nachtklub.«
    Â»Und, haben Sie den Job angenommen?«
    Sie nickte, ohne ihn anzusehen.
    Â»Die Aufnahmen sind auch dort entstanden?«
    Wieder nickte sie stumm, fing an zu schluchzen und wischte sich mit dem rechten Ärmel über die Augen. »Ichhabe von den Fotos erst erfahren, als ich drohte, ihn zu verlassen. Da hat er gesagt, er würde sie meiner Familie zeigen. Oh Gott, es ist alles so furchtbar.«
    Er sah, dass sie log, zumindest etwas verschwieg, doch er ließ sich nichts anmerken. Was ging ihn das auch an? Schließlich war dies kein Verhör. Sie war seine Auftraggeberin, es war ihr gutes Recht, ihm nur das zu erzählen, was sie wollte. Während sie sprach, versuchte er, herauszufinden, wann sie die Unwahrheit sagte. Sehr deutlich konnte er erkennen, dass die Geschichte mit dem Mann, der ihr übel mitgespielt hatte, nur zum Teil stimmte. Sie sah immer wieder nach links oben, während sie sprach, pausierte, dachte nach, als würde sie in Erinnerungen nach ihrem Text kramen.
    Â»Mal abgesehen davon, dass er diese Fotos hat«, sagte Talbot schließlich. »Belästigt Ihr Freund Sie noch? Oder bedroht er Sie sogar?«
    Â»Nein.«
    Â»Gut, das ist doch schon mal etwas Positives. Dann muss ich jetzt wissen, wie er heißt und wo ich ihn finde.«
    Â»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Â»Sie wissen nicht, wo er sich gegenwärtig aufhält?«
    Â»Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    Â»Ich verstehe nicht recht.« Talbot war irritiert. »Wenn Sie mir seinen Namen und seine Adresse nicht geben wollen – was, denken Sie, soll ich dann für Sie tun, Miss Camataru?«
    Etwas stimmte nicht mit ihr. Trotzdem merkte Talbot, wie er von Minute zu Minute die Distanz verlor. Wie seine Professionalität angesichts dieses zerbrechlichen Wesens nach und nach flöten ging.
    Â»Ich will ihm nicht schaden, wissen Sie? Ich will nur diese Fotos zurück. Wo er wohnt, ist jetzt sowieso zweitrangiggeworden.« Ilena Camataru legte ihre Handtasche auf den Tisch, öffnete sie und entnahm ihr einen zusammengefalteten Zettel, den sie Talbot über den Tisch zuschob. »Allein das hier ist wichtig.«
    Talbot betrachtete den Zettel, ohne danach zu greifen. »Was ist das?«
    Â»Mein Problem.«
    Talbot faltete das Blatt auseinander. Es war der Ausdruck einer laufenden eBay-Auktion. Es wurde ein kleiner, lederner Handkoffer versteigert, der sehr alt zu sein schien und nichts weiter enthielt als ein Notizbuch mit abgegriffenem Ledereinband und einige leere Blätter Papier. Talbot überflog den Text. Doch es kam nichts weiter Erhellendes dabei heraus. »Das ist ganz offensichtlich ein alter Koffer, Miss Camataru. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, was das Ganze mit den Fotos zu tun hat, die Ihr Freund von Ihnen gemacht hat.«
    Â»Er hat sie auf eine DVD gebrannt«, erklärte sie. »Und die ist in diesem Notizbuch versteckt.«
    Talbot zog an seiner Zigarette, stieß den Rauch durch die Nase aus und drückte die Kippe in den Aschenbecher. »Und das wissen Sie genau?«
    Â»Das Notizbuch hat er mir gezeigt«, versicherte sie. »Und er bewahrte es in diesem Koffer auf. Dessen bin ich mir ganz sicher.« Sie beugte sich über den Tisch und ergriff in einer plötzlichen, verzweifelten und seltsam anrührenden Geste seine Hände. »Sie besorgen ihn doch für mich, nicht wahr, Mr Talbot? Sie lassen nicht zu, dass jemand diesen Koffer ersteigert und die Bilder ansieht, oder? Ich flehe Sie an! Tun Sie das für mich? Bitte!«
    Â»Ohne die Adresse Ihres Freundes wird es nicht gehen«, gab Talbot zu bedenken. »Nach meinem Dafürhalten wärees das Beste, den Koffer von ihm zurückzufordern, solange er ihn noch in seinem Besitz hat. Ehe es überhaupt zur Versteigerung kommt«, fügte er hinzu.
    Â»Ich möchte, dass Sie nach Deutschland reisen«, sagte sie, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. »Einer der Bieter kommt von dort. Sie haben doch gesagt, Sie sprächen Deutsch. Sollte er den
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