Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
Vom Netzwerk:
Veränderung hatte letzten Sommer begonnen, kurz nach Bennys 15. Geburtstag. In gewisser Weise wusste Benny, dass er Tom liebte, aber da Tom sein Bruder und das hier noch immer die reale Welt war, standen die Chancen, dass Benny jemals das L   -   Wort benutzen würde, irgendwo zwischen »Kommt nicht infrage« und »Aus dem Weg, ich muss kotzen«.
    Nicht, dass er Angst vor dem L   -   Wort hatte – solange es um jemanden ging, der dafür eher infrage kam, wie zum Beispiel die rothaarige Königin der Sommersprossen, Nix Riley. Benny hätte ihr gegenüber dieses Wort sehr gern erwähnt, um ihr etwas zum Nachdenken zu geben, aber bis jetzt hatte er sich noch nicht getraut. Kurz nach dem großen Kampf im Lager der Kopfgeldjäger, als Benny vorsichtig versucht hatte, das Thema anzuschneiden, hatte Nix ihm unter Androhung von Prügel verboten, das Wort auch nur in den Mund zu nehmen. Also hatte Benny die Klappe gehalten – schließlich war der Zeitpunkt dafür ja auch wirklich denkbar ungünstig gewesen. Rotaugen-Charlie und der Motor City Hammer hatten Nix’ Mutter umgebracht, und da sich die Ereignisse in den Tagen danach förmlich überschlugen, hatte Nix überhaupt nicht richtig darauf reagieren, geschweige denn trauern können.
    In jenen Tagen hatte er eine geradezu wahnsinnige Mischung aus totalem Horror, schwärzester Verzweiflung und schwindelerregender Freude durchlebt – Gefühle, die eigentlich gar nicht in ein und dieselbe Welt, geschweige denn zu ein und derselben Person zu gehören schienen.
    Also hielt Benny Abstand und gab Nix Zeit zu trauern und auch er selbst trauerte. Mrs Riley war wirklich eine tolle Frau gewesen – freundlich, lustig und immer ein wenig traurig. Wie alle in Mountainside hatte auch Jessie Riley in der Ersten Nacht Schreckliches durchgemacht: Ihr Mann und ihre beiden Söhne waren umgekommen.
    Â»Alle haben jemanden verloren«, erinnerte Chong ihn häufig. Doch obwohl sie damals noch klein gewesen waren, konnten Benny und Chong sich als Einzige unter ihren Freunden an diese Nacht erinnern. Chong meinte, für ihn sei es ein riesiges, verschwommenes Durcheinander aus Schreien und Rufen gewesen, aber Benny hatte erstaunlich klare Erinnerungen: seine Mutter, die ihn durch ein Fenster im ersten Stock an Tom weiterreichte – damals ein 20-jähriger Polizist in der Ausbildung –, bevor das blasse, schlurfende Wesen, das einmal sein Dad gewesen war, aus dem Schatten trat und Mom fortzerrte. Dann war Tom weggerannt, und sein Herz hatte vor Angst wie eine Trommel in der Brust geschlagen, an die er den zappelnden und schreienden kleinen Benny gedrückt hielt.
    Noch bis zum letzten Jahr hatte Benny geglaubt, Tom sei in der Ersten Nacht einfach davongelaufen und habe nicht einmal versucht, Mom zu helfen. Er hatte ihn für einen Feigling gehalten.
    Inzwischen wusste Benny es besser. Er wusste, welche QualenTom durchgestanden hatte, und auch, dass seine Mutter bereits gebissen worden war, als sie ihn durch das Fenster in Toms Arme legte. Sie war bereits verloren gewesen, und Tom hatte das Einzige getan, was er tun konnte: Er war weggelaufen und hatte damit Moms Opfer – mit dem sie ihnen beiden das Leben gerettet hatte – einen Sinn gegeben.
    Benny war inzwischen fünfzehneinhalb und die Erste Nacht lag eine Million Jahre zurück.
    Die alte Welt existierte nicht mehr, sie war in der Ersten Nacht untergegangen. Als die Toten sich erhoben, gingen die Lebenden zugrunde. Ganze Städte wurden von der Armee in dem vergeblichen Versuch niedergebrannt, die wachsenden Legionen der Toten aufzuhalten. Der elektromagnetische Puls der Atomsprengköpfe ließ sämtliche Elektronik durchschmoren. Alle Maschinen standen still und schon bald war das ganze Land lahmgelegt. Das gesamte Gebiet östlich der kleinen Stadt Mountainside war jetzt das weite Leichenland. Nur wenige weitere Städte lagen verstreut in den Ausläufern der Sierra Nevada, nördlich und südlich von Bennys Heimatstadt, aber der Rest der alten Welt war zerstört worden.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Während ihres Abenteuers in den Bergen östlich der Stadt hatten Benny und Nix etwas gesehen, was ihnen ebenso unerklärlich war und die Welt möglicherweise genauso verändern konnte wie die Zombieplage. Hoch über ihnen war ein Ding durch den Himmel geschwebt, das Benny nur aus alten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher