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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
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Benny Imura war empört, als er erfuhr, dass die Apokalypse mit Hausaufgaben verbunden war.
    Â»Warum müssen wir diesen Kram lernen?«, beschwerte er sich. »Wir wissen doch, was passiert ist. Die Menschen fingen an, sich in Zombies zu verwandeln, die Zoms haben fast alle aufgefressen, wer stirbt, wird auch zum Zom, und die Moral von der Geschichte ist: Versuche, nicht zu sterben.«
    Sein Bruder Tom schaute ihn mit zusammengekniffenen Augen über den Küchentisch hinweg an. »Versuchst du absichtlich, dich wie ein Idiot aufzuführen, oder bist du ein Naturtalent?«
    Â»Ich meine es ernst. Wir wissen, was passiert ist.«
    Â»Ach wirklich? Und wie kommt es dann, dass du dich letzten Sommer ständig beschwert hast, keiner aus meiner Generation würde keinem aus deiner Generation die Wahrheit über die lebenden Toten erzählen?«
    Â»Uns etwas zu erzählen, ist eine Sache. Aufsätze und unangekündigte Tests sind was völlig anderes.«
    Â»Ja, genau – bloß nichts von dem behalten wollen, was wir euch erzählen.«
    Benny hob vielsagend die Augenbrauen und tippte sich an die Schläfe. »Habe ich alles hier oben in meinem großen Wissensspeicher parat.«
    Â»Okay, du Wunderknabe, dann sag mir, was die Seuche ausgelöst hat.«
    Â»Das ist einfach«, antwortete Benny. »Niemand weiß es.«
    Â»Und welche Theorien gibt es?«
    Benny rammte seine Gabel in ein großes Stück gebutterter Süßkartoffel, schob es sich in den Mund und kaute geräuschvoll, während er sprach. Das tat er absichtlich, weil er Tom damit gleich auf drei Arten ärgern konnte: Tom hasste es, wenn er mit vollem Mund sprach. Er hasste es, wenn Benny mit offenem Mund kaute. Und da Benny mit vollem, offenem Mund besonders undeutlich sprach, musste Tom sich noch mehr anstrengen, um zu verstehen, was aus diesem Mund voller Süßkartoffelbrei kam. »Radioaktive Strahlung, Viren, Biowaffen, Giftmüll, Sonneneruptionen, höhere Gewalt.« Er rasselte es so schnell herunter, dass er zwischen den einzelnen Wörtern kaum Luft holte – ein weiterer Strich auf Bennys persönlicher Nervskala.
    Tom nippte an seinem Tee und sagte nichts, dafür warf er Benny seinen patentierten bösen Blick zu.
    Benny seufzte und schluckte. »Okay, zuerst glaubte man, es sei Strahlung von einem Satelliten.«
    Â»Einer Raumsonde«, korrigierte Tom ihn.
    Â»Was auch immer. Aber das ergab keinen Sinn, denn ein einziger Satellit …«
    Â»Eine Raumsonde.«
    Â»â€¦ könnte nicht genügend radioaktives Material transportieren, um es über die ganze Erde zu verteilen.«
    Â»Das nehmen wir an.«
    Â»Klar«, stimmte Benny ihm zu, »aber im Physikunterricht haben sie uns erzählt, selbst wenn es bei einem der alten Atomkraftwerke zu einer Dingsbums gekommen wäre …«
    Â»Kernschmelze.«
    Â»â€¦ hätte die Strahlung nicht ausgereicht, um den ganzen Planeten zu überziehen, auch wenn darin mehr radioaktives Material steckt als in einem Satelliten.«
    Tom seufzte resigniert.
    Benny grinste.
    Â»Und was schließt du daraus?«
    Â»Dass die Welt nicht durch radioaktive Alienzombies aus dem Weltall zerstört wurde.«
    Â»Vermutlich nicht durch radioaktive Alienzombies aus dem Weltall zerstört wurde«, schränkte Tom ein. »Was ist mit einem Virus?«
    Benny schnitt sich ein Stück Hühnchen ab und schob es in den Mund. Tom war ein hervorragender Koch und heute hatte er eines seiner Spezialgerichte zubereitet: Süßkartoffeln, Brathähnchen mit Pilzen und Mandeln und köstlichen Grünkohl. Ein dampfender Laib Brot, gebacken aus dem letzten Winterweizen, lag ebenfalls in Bennys Reichweite.
    Â»Chongs Dad sagt, ein Virus braucht einen lebenden Wirt, und Zoms sind nun mal nicht mehr am Leben. Daher nimmt er an, dass vielleicht Bakterien oder ein Pilz das Virus übertragen haben.«
    Â»Weißt du, was Bakterien sind?«
    Â»Klar … das sind diese Bazillen, von denen man krank wird.«
    Â»Oh Mann, ich liebe es, wenn du mich an deinem fundierten Wissen teilhaben lässt. Es macht mich stolz, dein Bruder zu sein.«
    Â»Leck mich …«
    Â»Achte auf deine Worte.«
    Sie grinsten einander an.
    Es war knapp sieben Monate her, dass sich der Hass und das Misstrauen, mit dem Benny seinem Bruder stets begegnet war, in Zuneigung und Respekt verwandelt hatten. Diese
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