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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
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erhob sich die Kugel auf ihre Beine und krabbelte wie eine Spinne davon. Klick-klack, klick-klack, klick-klack machten die Beinchen auf dem uralten Steinfußboden der Kirche.
    Zielstrebig und flink bewegten sie sich auf die marmornen Stufen des Altarraums zu, unter denen sich das Familiengrab der Byrons befand. Die Spinne hielt vor der untersten Stufe an. Ein kaum hörbares Sirren ertönte, als der diamantbesetzte, druckluftgekühlte Steinfräser ausgefahren wurde und seine Arbeit aufnahm. Innerhalb von wenigen Minuten hatte die Spinne ein faustgroßes Loch in den Marmor geschnitten, das herausgefräste Stück mit ihren Beißzangen beiseitegelegt und sich an den Abstieg in die Byron-Gruft gemacht.
    All das beobachtete der Mann im schwarzen Mantel vonseinem Platz aus auf dem Display seines Handys. Und er war sehr zufrieden. Den Messwerten zufolge, arbeitete die X   -   SPIDER10 einwandfrei. Nicht einen Augenblick lang war die Arbeitstemperatur der Einheit über 20° Celsius gestiegen.
    Die Messingspinne ließ sich an einem dünnen Draht in die Tiefe, während das eingebaute Kameraauge auf Nachtsicht geschaltet hatte und nun ein in grünes Restlicht getauchtes Bild vom Innern der Grabkammer auf das Handy übertrug. Der Mann in Schwarz konnte eine Treppe sehen, an deren Fuß fünf mehr oder weniger gut erhaltene Särge standen. Auf zweien von ihnen lagen Kronen, eine davon war mit einer Anzahl großer Perlen besetzt.
    Um ihn sich genauer anzusehen, lenkte der Mann die Messingspinne zu einem viereckigen Holzkasten, der sich in seiner Form deutlich von den Särgen unterschied. Seine Aufgabe war es, festzustellen, ob sich Lord Byrons sterbliche Überreste tatsächlich in dieser Grabkammer befanden oder nicht. Gerüchten zufolge hatte England das Herz des großen Dichters nämlich für immer verloren und es lag angeblich einbalsamiert in einer Bleischatulle auf einem Friedhof in der Nähe der griechischen Stadt Mesolongi, wo Lord Byron am 19. April 1824 gestorben war. Sollte sich herausstellen, dass das stimmte, würde das für die Agency einiges an Mehrarbeit bedeuten.
    Mit einer Berührung des Touchscreens seines Smartphones schaltete er den Restlichtverstärker der Spinne auf die höchste Stufe und aktivierte den Klettermodus, wodurch einer der vier eingebauten hydraulischen Pfeile abgeschossen wurde. Eine hochelastische Drahtsehne hinter sich herziehend, flog die rasiermesserscharfe Spitze aus Damaszenerstahl in hohem Bogen zum Deckel des viereckigenHolzkastens und blieb darin stecken. Eine winzige Winde, die wie alles, was der Mann im schwarzen Mantel herstellte, ein Wunderwerk der Feinmechanik war, sprang an, und langsam zog sich die Spinne an der Wand des Kastens hoch.
    Das Kameraauge tastete den Deckel ab und hatte gerade zwischen all dem Staub eine bronzene Gravurplatte mit einer Inschrift erfasst, als jemand den Mann im schwarzen Mantel am Ärmel zupfte.
    Â»Hallo! Hallooo!« Es war der kleine, vielleicht sechsjährige Junge, der zu den deutschen Touristen gehörte. »Was machst du da?«
    Â»Ein wissenschaftliches Experiment«, sagte der Mann in akzentfreiem Deutsch. »Sehr kompliziert. Und viel zu kompliziert für Kinder.«
    Â»Bist du Dinoforscher?«
    Â»So etwas Ähnliches.« Er berührte mit dem Zeigefinger den Touchscreen seines Handys und der Bildschirm wurde schwarz. »Ich glaube, du musst jetzt wirklich zu deinen Eltern zurück, mein Kleiner. Die machen sich sonst noch Sorgen. Außerdem soll man in deinem Alter nicht mit fremden Leuten sprechen. Hat man dir das nicht beigebracht?«
    Â»Ich habe die Kugel gesehen«, sagte der Junge. Er trug ein graues Star-Wars-T   -   Shirt, und blonde Locken lugten vorwitzig unter seinem roten Winnie-the-Pooh -Käppi hervor. Er sah aus wie die typische Klette, die Schwierigkeiten machte. Genau die Sorte Kind, vor der sie im Training immer gewarnt wurden.
    Â»Ist die aus echtem Gold?«
    Â»Nein, ist sie nicht.«
    Â»Und wie machst du, dass die laufen kann?«
    Der Mann im schwarzen Mantel musste lächeln. Der Kleine gefiel ihm. Neugierde war die Grundvoraussetzungdafür, Neues zu erschaffen. Er sah den Jungen sehr ernst an und sagte: »Ich bin ein Außerirdischer vom Planeten Mars. Und ich bin mit einem Raumschiff auf die Erde gekommen, um das Leben der Menschen zu erforschen. Aber das darfst du niemandem verraten, hörst du? Sonst
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