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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit
Autoren: J Carey
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PROLOG
    D er Ort wurde Gorgantum genannt.
    Erneut verwundet floh er dorthin, und nach seiner Flucht erging er sich in finsteren Gedanken. Es war keine Niederlage, jedenfalls nicht ganz. Niemand konnte das behaupten, solange er noch lebte und den Gottestöter in seinem Besitz hatte. Er war Satoris der Drittgeborene, und ab hier, von diesem Tal bis zum Trennenden Meer, gehörte der Westen ihm. Zwei der drei Gesandten seines Älteren Bruders waren nun erschlagen, ihre Waffen zerstört oder verloren. Der Hochfürst der Riverlorn war getötet worden, ebenso sein Sohn und viele andere. Die verbliebenen Ellylon waren so wenige, dass sie kaum noch eine Stadt bevölkert hätten. Menschen gab es noch, natürlich, in stets wachsender Zahl, aber auf dem Schlachtfeld war so große Zwietracht gesät worden, dass nun bitteres Blut zwischen beiden Geschlechtern entstanden war.
    Lange Zeitalter würden vergehen, bevor er es wieder versuchen würde.
    Aber eines Tages würde es so weit sein.
    Er kannte seinen Älteren Bruder.
    Nicht immer hatte Feindschaft zwischen ihnen geherrscht. Einst hatten die Sieben Schöpfer in Eintracht gelebt, ganz zu Beginn, als Uru-Alat, den die Menschen den Weltengott nennen, starb, um die Welt zu gebären, und er die Schöpfer aus den tiefsten Stätten der Erde holte und ihnen Macht verlieh.
    Der Erstgeborene war Haomane, der Gedankenfürst, denn er trat hervor bei der Souma, jenem leuchtenden Juwel, dem Auge in der Stirn des Uru-Alat.
    Die Zweite war Arahila die Schöne, die Herzenswarme, und alles
an ihr sprach von Anmut und Huld. Mitgefühl lag in ihren Fingerspitzen, als sie die entstehende Welt formte.
    Satoris, einst der Säende genannt, wurde als Dritter am Zusammenfluss der Lenden geboren, und seine Gabe war die Begierde des Fleisches.
    Neheris war die Viertgeborene, entsprungen dem nördlichen Vorderglied, Neheris von den fallenden Wassern, und die hohen, kalten Berge mit ihren schimmernden Bächen waren ihr Aufenthaltsort.
    Aus der Tiefe des Meeres kam Meronin, dort, wo das südliche Vorderglied eine Bucht formte; der Fünftgeborene war tiefgründig und behielt seinen Rat für sich.
    Als Sechste kam Yrinna von den Früchten, die Herrin des südlichen Hinterglieds, und ihre Hand verhieß Fülle.
    Der Letztgeborene und Siebte war Oronin, der Frohe Jäger des nördlichen Hinterglieds, und er war nicht der Geringste unter ihnen, denn in seinem Gefolge ritt der Tod.
    Auch gab es noch die Drachen.
    In jenen Tagen wandten die Sieben ihre Gedanken der entstehenden Welt zu. Oronin, der Jüngste, formte die wilden Wälder, während Yrinna, seine Schwester, Obstgärten und Felder entstehen ließ, und Meronin gestaltete sanfte Buchten und tiefe Meere, während Neheris Berge und Flüsse hervorbrachte. Ihre Macht lag in der Souma, und sie alle schöpften daraus ihre Kraft, je nach den Gaben, die ihnen verliehen worden waren. Haomane der Erstgeborene nahm den leuchtenden Schein der Souma, des Auges von Uru-Alat, und erschuf das Licht. Nun schien die Sonne hell und strahlend, wenn sie am Himmel vorüberzog, aber die Nacht war schwarz, und Arahila erbarmte sich ihrer und schuf ein zweites Licht, Mond genannt, blass und wunderschön, und Tausende und Abertausende von Sternen.
    Diese Welt nannten sie Urulat, nach dem Weltengott, dessen Tod sie hervorgebracht hatte.
    Und noch immer entstand Leben aus dem Tod von Uru-Alat, jene Geschlechter, die man die Geringeren Schöpfer nannte, und jeder der Sieben erwählte sich ein Geschlecht und formte seine Kinder entsprechend den eigenen Stärken und Wünschen.

    Alle außer Satoris, der die Zeit damit verbrachte, in die Erde hinabzusteigen und mit den Drachen zu sprechen, denn sie kamen aus den tiefen Knochen des Uru-Alat und waren weise, aber auch listig. Als Einziger der Sieben gierte Satoris nach ihrem Wissen. Doch seine Gabe lag in der Begierde des Fleisches, und er teilte sie gern mit jedem, der ihn darum bat. Neheris bat ihn, und Meronin und Yrinna und Oronin, und so wurden die Kinder ihrer Schöpfung stark, und die geringeren Geschlechter vermehrten sich, Fjeltroll und Fisch, Wehr und Hirsch, Zwerg und Kaninchen desgleichen. Wo der Tod an Oronins Seite durch die Welt ritt, traf er auf Satoris’ Gabe, und die Geschlechter überdauerten.
    Für die Ellylon bat Haomane nicht darum, denn er hatte ihre Schöpfung vor den letzten Regungen Uru-Alats vollendet, und die Zeit konnte ihnen nichts anhaben. Er war der Erstgeborene und schöpfte aus der reinen Kraft der Souma,
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