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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch
Autoren: Jonathan Maberry
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war kurz gewesen – 15, vielleicht 20 Minuten lang – und hatte im Wood Horse stattgefunden, einer kleinen, verwinkelten Kellerbar in Soho. Hier war alles auf rustikal getrimmt: von den geteerten Balken des Fachwerkimitats, über die rostigen Eisenlampen mit schwach flackernden Glühbirnen bis hin zu den Sägespänen, die den schmuddeligen Dielenfußboden bedeckten.
    Sie war schon dort, als er ankam. Saß in einer dunklen Ecke wie ein Häufchen Elend und wirkte in dieser grob gezimmerten Umgebung so zerbrechlich, als sei sie aus hauchdünnem Glas. Auf dem wurmstichigen Eichenholztisch stand eine einzelne flackernde Kerze. Als Erkennungszeichen war eine auf dem Kopf stehende Zigarettenschachtel ausgemacht gewesen.
    Er bestellte sich an der Bar ein Bier und ging damit zu ihrem Tisch hinüber.
    Erschrocken sah sie auf, als er das Bierglas hinstellte. »Mr Talbot?«
    Â»Ja, hallo.« Er zog sich einen dreibeinigen Schemel heran und setzte sich. »Miss Camataru, nehme ich an. Wir haben heute Vormittag telefoniert. Sie klangen sehr aufgeregt.«
    Sie nickte und hielt ihm ihre schlanke Hand hin. Als er sie vorsichtig ergriff, sagte sie: »Ich bin Ilena Camataru. Danke, dass Sie so schnell kommen konnten, Mr Talbot. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie müssen mir helfen. Bitte!«
    Â»Verraten Sie mir, wer mich empfohlen hat?«
    Sie sah erstaunt aus. »Niemand.«
    Â»Tatsächlich? Und woher haben Sie dann meinen Namen?«
    Â»Aus dem Telefonbuch.« Sie blinzelte mit zusammengezogenen Augenbrauen, blickte verschämt auf ihre Hände.Dann schaute sie auf und sagte: »Ich habe einfach in den Gelben Seiten nachgesehen und dann die erstbeste Nummer gewählt.«
    Er musste über sich selbst lächeln. Was hatte er sich gedacht, wie sie auf ihn gekommen war? Womöglich auf Empfehlung Ihrer Majestät? »Also schön, Miss Camataru, worum geht es denn?« Als sie nichts darauf erwiderte und ihn nur unverwandt anschaute, nahm er seine Zigaretten aus der Innentasche seines Jacketts, zog eine aus der Schachtel und steckte sie sich an. Dann hielt er ihr die Schachtel hin. »Möchten Sie auch eine?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich rauche nicht.«
    Â»Na, dann schießen Sie mal los.« Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Â»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, Mr Talbot.« Abermals schlug sie die Augen nieder. »Es ist … es ist mir, ehrlich gesagt, sehr peinlich.«
    Â»Das muss es nicht«, sagte er. »Das muss es wirklich nicht. Erzählen Sie einfach, was geschehen ist.«
    Â»Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht«, sagte sie. »Ich habe einem Mann vertraut, dem ich nicht hätte vertrauen sollen. Und diese Tatsache verfolgt mich jetzt. Wenn ich nicht sofort etwas unternehme, werde ich niemals wieder ein glückliches Leben führen können.« Sie sah ihn an, mit flackerndem Blick. »Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll.«
    Â»Versuchen Sie es einfach, Miss Camataru«, sagte er. »Was ist denn so Schlimmes passiert, dass Sie nicht darüber sprechen können? Soll ich jemanden für Sie finden? Oder hat man Sie betrogen? Geht es um Geld?«
    Augenblicklich, wenn auch fast unmerklich, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Das Thema Geld war ihr alsodurchaus unangenehm. Talbot hätte wetten mögen, dass sich ihr Puls um eine Nuance beschleunigt hatte. Doch zu seinem Erstaunen sagte sie: »Nein, um Geld geht es nicht. Jedenfalls nicht im eigentlichen Sinn.« Ein nervöses Lächeln folgte. »Ich habe ein bisschen was gespart, wissen Sie? Es ist nicht viel, aber ich denke, es wird reichen, Sie zu bezahlen. Es geht um diesen Mann, den ich eben erwähnte; er hat etwas in seinem Besitz, das mir gehört.«
    Â»Warten Sie, lassen Sie mich raten: Er hat ein Video von Ihnen gemacht, nicht wahr?«
    Ihr Blick war auf die Tischplatte geheftet. »Fotos«, sagte sie leise und nickte.
    Â»Und nun erpresst er Sie damit«, vermutete Talbot.
    Â»Es geht ihm nicht um Geld, Mr Talbot. Er will mich einfach nur fertigmachen. Er will sich rächen, weil ich seine Drohungen und Gewaltausbrüche nicht länger ertragen und mit ihm Schluss gemacht habe. Wir haben zusammengelebt, seit wir aus Rumänien nach England kamen. Er hatte einen kleinen Job, aber er hat ihn verloren wegen seiner Trinkerei.
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