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London Hades

London Hades

Titel: London Hades
Autoren: Stefanie Dettmers
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einem separaten Hintereingang. Pastor Watts zahlte die Miete.
    Mrs. Randall sah aus, als w ü sste sie alles dar ü ber. » H ü te? Nun, vom Aufputzen hat Lizzy schon immer etwas verstanden. Willst du den Laden irgendwann ü bernehmen? «
    » Ich verstehe nichts von diesem Tand. « Wenn es etwas gab, mit dem sie nichts zu tun haben wollte, dann mit Mutters Laden. Sie mochte die Leute nicht, die dort ein und aus gingen.
    Catherine verdeckte ein G ä hnen mit dem Zipfel ihres Banyons und gab damit den Blick auf die durchscheinende Chemise darunter frei. Frances riss die Augen auf.
    » Tja, das sieht man dir an « , sagte Catherine. » Dein Kleid h ä ngt an dir wie ein Sack. «
    » Ich finde, es steht ihr sehr gut. Sie ist viel schlanker als du. « Der Blick, den Sally f ü r diese Ä u ß erung auffing, hatte Catherine abgesandt, um sie zu t ö ten.
    » Ihre T ö chter? « , fragte Frances und bem ü hte sich, den Streit zu ü berh ö ren, der sich zwischen den beiden M ä dchen entspann.
    Mrs. Randall sah sie an, als w ä re sie zur ü ckgeblieben. Mehr h ä tte sie nicht tun m ü ssen, um die Bef ü rchtungen zu n ä hren, die sich in Frances r ü hrten.
    » So etwas Ä hnliches « , sagte die Alte in einem Ton, mit dem man Kinder beschwichtigte. Dann lehnte sie sich ü ber den Tisch zu Frances hin. » Und nun hat Lizzy dich hierhergeschickt. Wie alt bist du doch gleich, Frances? «
    Warum wollte sie das wissen? Wenn es nach Frances ’ Magen gegangen w ä re, w ä re dies der Zeitpunkt gewesen, in dem sie h ä tte aufspringen und weglaufen sollen. Leider spielten ihre Beine nicht mit. Mrs. Randalls M ä dchen stierten sie an wie sprungbereite Katzen, und die Alte selbst wartete mit funkelnden Augen auf eine Antwort.
    Zu was f ü r einer Freundin hatte Mutter sie blo ß geschickt?
    Sie f ü hlte sich gen ö tigt, sofort den Grund ihres Hierseins klarzustellen. Dass die M ä dchen nicht Mrs. Randalls T ö chter waren, war un ü bersehbar. Dass sie um diese Zeit im Neglig é herumsa ß en, unerh ö rt. Und dass sie keine von ihnen sein wollte, musste sie sofort unmissverst ä ndlich deutlich machen. » Ich bin achtzehn, Mrs. Randall, und nur in London, um meinen Verlobten zu suchen. Dazu ben ö tige ich eine Unterkunft. «
    Von den M ä dchen auf dem Sofa kam Gel ä chter.
    » Oh, einen Verlobten. Wie h ü bsch. Hier in London? « , prustete Sally.
    » Meinen Verlobten. Mr. Matthew Lebone. «
    » Lass mich raten, woher er kommt « , lie ß sich Clara vernehmen.
    » Aus Marylebone « , antwortete Frances pflichtbewusst und ä rgerte sich, weil sie die Anspielung nicht fr ü h genug verstanden hatte. » Seine Mutter stammt von dort. «
    Die M ä dchen kicherten weiter. Und Recht hatten sie! Sie benahm sich wie ein dummes Huhn. Niemanden hier interessierte es, woher Matthews Mutter kam. Wie konnte sie dieser verr ü ckten Gesellschaft nur begreiflich machen, dass sie lediglich ein Dach ü ber dem Kopf ben ö tigte?
    Schnell kramte sie in ihrem Korb und zauberte daraus das M ä ppchen aus bedrucktem Papier hervor, in dem sie das kleine Bild aufbewahrte, das Gro ß vater von Matthew gezeichnet hatte. Es besa ß einen Rahmen wie das vergoldete Meisterwerk von Pastor Watts ’ Eltern ü ber dessen Schreibtisch. Mit sicherem Strich hatte Gro ß vater ein geschnitztes Rahmenwerk skizziert, das in der Mitte des Blattes ein Oval frei lie ß . In diesem befand sich Matthew in Halbfigur, eine Draperie aus Mutters besten blauen Vorh ä ngen war um seinen K ö rper geschlungen. Sie enth ü llte davon lediglich seine linke Schulter und seine Brust, und dies auf so ansehnliche Art, dass Frances jedes Mal, wenn sie das Bild ansah, so sehns ü chtig daran denken musste, wie es war, sich daran anzulehnen, dass es wehtat.
    Matthew trug den Stecken in seine Armbeuge gelegt, den er immer auf der Weide bei sich hatte. Seine linke Hand hielt einen Apfel, die andere f ü hrte er in eleganter Geste zum Hals, als wolle er den Stoff am Herabrutschen hindern. Frances hatte erst aus einem Scherz ihrer Mutter erfahren, dass Gro ß vater Matthew als Paris dargestellt hatte. Gro ß vater behauptete daraufhin, er h ä tte einmal in London den Druck eines solchen Parisportraits gesehen und f ä nde, dass der junge Mann darauf Matthew ganz besonders ä hnlich gewesen sei.
    Gro ß vaters Zeichnung jedenfalls sah ihrem geliebten Matt ä u ß erst ä hnlich. Dessen gewellte dunkle Haare, die ihm immerzu in die Stirn rutschten oder seine Ohren kitzelten,
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