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024 - Die Rattenkönigin

024 - Die Rattenkönigin

Titel: 024 - Die Rattenkönigin
Autoren: Dämonenkiller
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Du hörst die Frau deiner Träume rufen: Carl, Carl, Carl – mein Körper sehnt sich so nach dir! Es ist Nacht. Du liegst bereits im Bett. Aber du schläfst nicht und du bist auch nicht wach. Du befindest dich in einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit. Wie schon in den vergangenen Nächten erscheint dir auch diesmal wieder das wunderschöne Mädchen. Es ist jung, grazil – und verführerisch. Sein wohlproportionierter Körper wird von langem blondem Haar umweht, das die Blößen verdeckt und doch erahnen läßt; wie ein raffiniertes, durchsichtiges Neglige. Diesmal ruft das Mädchen dich. Es braucht dich.
    Carl, komm!
    Und du richtest dich im Bett auf, langsam und vorsichtig, weil du Angst hast, du könntest das Bild verscheuchen. Das Verlangen wächst in dir, je länger du die Erscheinung betrachtest. Das Rufen wird drängender, sehnsüchtiger.
    Carl, Carl, Carl!
    Noch nie hast du sie so deutlich gesehen, noch nie war sie dir so nahe. Und zum ersten Mal hörst du ihre lautlose Stimme, ihren drängenden Lockruf. Du kannst nicht anders, du mußt ihr folgen.
    Nun stehst du im Zimmer. Das Fenster ist offen. Das fahle Mondlicht der Novembernacht fällt herein, webt ein Muster auf den Boden und das Bett. Schatten bewegen sich, als hätten sie ein eigenes Leben. Dich fröstelt unter dem dünnen Nachtgewand.
    Ich werde dich wärmen, Geliebter , verspricht die verführerische Stimme in deinem Geist.
    Du ziehst einen Morgenrock über, ohne die Fremde aus den Augen zu lassen, die jetzt durch das Fenster schwebt. Du willst nach ihr greifen, doch deine Hand gleitet durch sie hindurch. Du eilst ihr nach, doch mit jedem Schritt, den du auf sie zumachst, weicht sie vor dir zurück. Nein, sie darf nicht entschwinden! Du möchtest sie umarmen, fest an dich drücken, ihr Herz an deinem schlagen spüren, ihren warmen, festen Körper mit der Pfirsichblütenhaut kosen.
    Du bist am Fenster, kletterst hinaus und springst die zwei Meter in den Garten hinunter. Irgendwo schlägt eine Turmuhr zwölf. Der Klang der Glocken schreckt dich aus deinem Wachtraum. Kälte! Du zitterst, aber gleich ist dir wieder warm. Die Bäume und Sträucher des Gartens erscheinen dir wie mahnende Finger des Schicksals. Carl, geh nicht in den Tod!
    Zu deinen Füßen wimmeln schemenhafte Körper, grau, glitschig und struppig. Es quiekt, raschelt, faucht und quirlt um dich herum. Ein kalter Nachtwind fährt dir in die Glieder, rüttelt dich auf. Verweht ist das Bildnis des überirdisch schönen Mädchens.
    Du willst umdrehen, möchtest zurückkehren in die Geborgenheit deines Zimmers. Doch kaum machst du einen Schritt zurück, tritt dein Fuß auf weiche, pelzige Körper. Scharfe Zähne traktieren deinen Rist, die Zehen und Fußballen. Du rutschst auf etwas Nassem, Glitschigem aus, verlierst fast den Halt.
    Carl, komm! Laß deine Jenny nicht warten!
    Ihre Lockrufe schlagen dich wieder in ihren Bann. Du siehst sie wieder – die Frau deiner Träume. Sie erwartet dich hinter dem Gartenzaun. Und sie strahlt Wärme aus. Sie hat die Arme wie zur Umarmung ausgebreitet, den Kopf tief in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen, der Mund ist wie in Erwartung eines Kusses halb geöffnet. Durch die herabfallenden Haare schimmern die rosa Warzen ihrer Brüste.
    Carl, Carl, Carl! fleht sie.
    Ihre Lockrufe berauschen deinen Geist. In dir hat sich eine Spannung aufgestaut, die du nur durch körperliche Vereinigung mit diesem betörenden Wesen abschütteln kannst. Du meinst, vergehen zu müssen vor Sehnsucht nach ihr.
    Die kleinen, huschenden sehenden Schatten zu deinen Füßen schrecken dich nicht mehr, denn auf einmal weißt du, daß sie die Boten deiner Traumfrau sind. Sie führen dich zu ihr. Folge ihnen durch Nacht, Nebel und Novemberkälte, und du wirst in ihren Armen die Erfüllung all deiner Wünsche finden.
    Das nächtliche Borvedam versinkt um dich. Vereinzelte Lichter zeigen dir Momentaufnahmen von verlassenen Straßen. Du setzt schnell einen Fuß vor den anderen, durcheilst die Straßen in wilder Hast – aber du kommst der Frau deiner Träume nicht näher. Und trotzdem weißt du nun ganz bestimmt, daß sie nicht unerreichbar für dich ist. Du mußt nur zum Horizont gelangen; dort ist ein Regenbogen, und in diesem Regenbogen wartet sie auf dich – die Frau deiner Träume. Deine Jenny.
    Und wenngleich dir irgendwie bewußt wird, daß der Weg in die Tiefe führt, du durch einen Kanal und dann einen Schacht hinunterkletterst, so weißt du doch ganz bestimmt, daß
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