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London Hades

London Hades

Titel: London Hades
Autoren: Stefanie Dettmers
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neben sich auf das Sofa bef ö rderte.
    » Ihr wohnt jetzt in Chipperfield? « , wollte Mrs. Randall wissen.
    » Ja, f ü nfzehn Meilen vor der Stadt, Madam. Bei Pastor Watts. «
    Mrs. Randall zog die Augenbrauen hoch.
    » Er hat Mutter geheiratet « , half sie ihr auf die Spr ü nge.
    Die alte Frau fiel beinahe vom Stuhl vor Lachen. Frances hatte nichts anderes erwartet. Dass ausgerechnet Mutter bei einem Pastor lebte, schien nachgerade ein Fehler der Natur zu sein. Sie glaubte, dass sich in den Jahren nach der Hochzeit nur deshalb nichts daran ge ä ndert hatte, weil Watts nach wie vor nichts von Mamans Vergangenheit wusste.
    » Er ist ein guter Mann. « Und kurzsichtig wie ein Maulwurf , f ü gte sie in Gedanken hinzu. In vielerlei Hinsicht . Es tat ihr leid, dass sie ihn schon so lange bel ü gen mussten. Aber es war besser so. Sie selbst wollte nichts mehr dar ü ber wissen, was Mutter fr ü her getan hatte, damit sie alle ü berleben konnten.
    » Ganz sicher. « Mrs. Randall kippelte mit ihrem Stuhl nach hinten und hieb sich auf die Oberschenkel. » Ganz sicher! «
    Catherine schien gerade im rechten Moment zur ü ckzukehren. Mrs. Randall winkte sofort nach der Flasche aus gr ü nlichem Glas in der Hand des M ä dchens, kaum dass Catherine in den Raum geschl ü pft war. Mit einer s ä uerlichen Miene ü berreichte diese die Flasche. » Mrs. Richard sagt, schick ’ n ä chstes Mal deine eigene Flasche. Wenn sie diese hier nicht bis heute Abend wiedersieht, jagt sie dir Thomas mit dem Hund auf den Hals. «
    Mrs. Randall stie ß Luft durch eine tadellose Reihe gelber Z ä hne aus. Sie entkorkte die Flasche mit der einen Hand, w ä hrend sie mit der anderen nach einem Zinnbecher verlangte. Nur nach einem. Sie bot weder Frances noch den anderen M ä dchen etwas von dem Flascheninhalt an. Den ersten Becher leerte sie in einem Zug.
    » So, sie hat also einen Pfaffen geheiratet. Wie … angenehm f ü r sie. Und auch f ü r dich. Ich kann mich noch daran erinnern, wie sie mit dir in der Gosse sa ß und nichts hatte au ß er ein paar alten Ausgaben des Guardian , in denen sie dich einwickeln konnte. «
    Vielleicht war Mrs. Randall doch keine allzu gute Freundin ihrer Mutter, wenn sie solch ü ble Verleumdungen ü ber sie verbreitete. Man konnte Maman einiges vorwerfen, jedoch nicht, dass sie sich jemals h ä tte derart gehen lassen, dass sie auf der Stra ß e herumgelungert h ä tte.
    » Hatte sie nicht noch ein weiteres Kind vor dir? Einen Jungen, eh? « Mrs. Randall f ü llte ihren Becher nach und fuchtelte damit in Frances ’ Richtung.
    Sie nickte vorsichtig. » Henry. «
    » Henry! Ja! Wie alt war er, als sie ihn verkauft hat? «
    Frances konnte kaum noch atmen. Wie kam die Alte dazu, solch infame Beleidigungen auszusto ß en? Vielleicht waren dies nicht die ersten Becher Gin, die sie am heutigen Tage leerte? Frances schn ü ffelte unauff ä llig in Mrs. Randalls Richtung, aber die Frau roch noch nicht ü berm äß ig nach Alkohol.
    » Meine Mutter hat nichts dergleichen getan, Madam. Henry lebt nicht bei uns. Er hatte eine Anstellung in London, als wir nach Chipperfield gingen, und wollte uns nicht begleiten. « Sie hatte ihren gro ß en Bruder selten zu Gesicht bekommen und bedauerte das heute noch. Es war schon Jahre her, dass er sie zuletzt in Chipperfield besucht hatte, aber sie erinnerte sich noch gut daran. Er hatte ihr ein geschnitztes Holzpferdchen mitgebracht und ihr in einem stillen Moment versprochen, f ü r sie da zu sein, wenn sie ihn brauchen sollte: Du kannst immer zu mir kommen. Ich werde dich beschützen. Danach hatte sie ihn nie wieder gesehen. Er war ein Einzelg ä nger, so sagte Mutter oft, der es vorzog, ihnen nicht auf der Tasche zu liegen, sondern in der Stadt zu leben.
    Mrs. Randall sch ü ttelte den Kopf und starrte versunken in die Ginflasche. Sie schien Frances’ letzte Worte kaum wahrgenommen zu haben. » Ja, aus den Abgr ü nden von St. Giles ins gut gepolsterte Bett eines Pfaffen! « Sie hob den Kopf und zwinkerte Frances zu. » Ich sende Mrs. Watts nachtr ä glich meine allerherzlichsten Gl ü ckw ü nsche. – Sag mal, Sch ä tzchen, wie steht es denn so um ihre Gesch ä fte? Nachdem sie dich bekommen hatte, lief es ja nicht mehr ganz so gut. «
    Frances sp ü rte, dass sie blass wurde. Wusste Mrs. Randall, was Mutter fr ü her getan hatte? » Sie hat einen kleinen Putzladen in Kings Langley, im Nachbarort: H ü te, B ä nder, Federn. Er geht gut. « Ein h ü bsches Gesch ä ft mit
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