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London Hades

London Hades

Titel: London Hades
Autoren: Stefanie Dettmers
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die Haut leicht gebr ä unt von der Arbeit. Eine sch ö ne, breite Nase und wundervoll geschwungene Lippen. Alles h ä tte sie aus den gro ß en H ä nden dieses Helden angenommen.
    Unbemerkt war das M ä dchen neben der T ü r aufgestanden und hinter sie getreten. Sie griff nach dem Bild und schnappte es Frances weg, ehe diese es verhindern konnte.
    » Du da! Gib das zur ü ck! « , brauste sie auf.
    » Lucy. Mein Name ist Lucy « , sagte das M ä dchen abwesend. » Netter Bursche. Was macht er mit dem Stab da? «
    Clara fuhr ihr ins Wort: » Nicht das, was du denkst! «
    » Das ist Paris. « Frances sprang auf und versuchte, das Bild zur ü ckzuergattern, aber da war Lucy schon um den Tisch herum und bei den anderen M ä dchen.
    » Ich dachte, er hie ß e Matthew? « , fragte sie.
    » Ja, nat ü rlich. Mein Gro ß vater hat ihn nur als Paris dargestellt. «
    Lucy runzelte die Stirn, und Frances erkannte, dass nicht jede einen Gro ß vater haben konnte, der in der Mythologie so bewandert war. » Das war ein griechischer Prinz, der bei Hirten aufgewachsen ist. Und weil er der falschen G ö ttin den goldenen Apfel geschenkt hat, ist der trojanische Krieg ausgebrochen. « Eine Kurzfassung der Geschichte, aber sie konnte Lucy ansehen, dass das M ä dchen davon schon ü berfordert war.
    Clara nahm Lucy das Portrait weg. » Vergiss die dumme Gans. Sie wei ß nichts von griechischen Helden. «
    Lucy knurrte.
    Nachdem Claras Blick bewundernd ü ber das Bild gestrichen war, gab sie es an Frances zur ü ck, die es erst in der Mappe und diese dann rasch in ihrer Rocktasche verstaute. » Wenn dein Matthew nur halb so gut aussieht, wie auf dem Bild, frage ich mich, warum du ihn hast gehen lassen. «
    Frances seufzte. Sie fand sich schon halb in der Geschichte wieder, als ihr auffiel, dass sie diesen Leuten ü berhaupt nicht so viel von sich hatte preisgeben wollen. » Matt hat auf der Cock Street Farm gearbeitet, aber eigentlich wollte er immer Schriftsteller werden. Er schreibt so wundervolle Geschichten! Er hat gehofft, er k ö nnte in London eine Anstellung finden, damit er Mutters Anspr ü chen gen ü gen w ü rde und wir heiraten k ö nnten. «
    Mrs. Randall r ü lpste. » Anspr ü che? «
    » Er wollte einen Ring kaufen und Pastor Watts dann um meine Hand bitten « , sagte Frances beleidigt.
    » Also seid ihr noch nicht wirklich verlobt? « Lucy grinste. » P ü ppchen, wenn dieser Hengst hier hereinspazieren w ü rde, ich w ü rd ’ alles daf ü r geben, ihn von einer Hochzeit mit dir abzuhalten. Ring hin oder her. Ich w ü rd ’ ihn nehmen. «
    » Darauf wette ich « , sagte Clara.
    Frances war emp ö rt. » Ich h ä tte ihn auch genommen! Aber er hat darauf bestanden. Er wollte den Ring, er wollte mir etwas zur Verlobung schenken! «
    » Und dann ist er nach London gegangen, der edle Held. Auf und davon. « Clara lie ß sich in die Kissen des Sofas zur ü ckfallen und nahm ihr Buch wieder auf – Paradise Lost stand auf dem abgegriffenen Buchr ü cken. » So ist das Leben. Ein sch ö ner Traum – und schnell vorbei. «
    Sie musste Matthews Ehre verteidigen, dieses Pack glaubte tats ä chlich, dass er sie verlassen hatte! Matt war die treueste Seele, die sie kannte. » Er ist vor einem halben Jahr aufgebrochen, und seither hat er mir regelm äß ig geschrieben, aber dann …« Sie stockte. Irgendwann hatten sich seine Briefe ver ä ndert. Er war pl ö tzlich so wortkarg geworden, dass sie ihn kaum wiedererkannt hatte. Er wiederholte sich in endlosen Versprechungen, aber schrieb nicht mehr davon, dass er bald zur ü ckkehren werde. In einem fort drehten sich seine Worte um Geld und nicht mehr um ihren gemeinsamen Traum. Und schlie ß lich waren gar keine Briefe mehr gekommen. Seine letzte Nachricht, vor mehr als einem Monat abgeschickt, war ihre letzte Erinnerung an ihn. Sie trug sie immer bei sich.
    Mrs. Randall winkte ab. » Ja, ja, sch ö n und gut. Kommen wir zum Wesentlichen zur ü ck. Deine Mutter hat dich nicht ohne Grund hergeschickt. Sie bittet mich, dich bei mir aufzunehmen, und wenn ich dich so ansehe, w ä re ich dumm, es nicht zu tun. «
    Frances ’ Ohren klingelten lauter als die Kirchturmglocken von Chipperfield. » Mein Aussehen hat nichts mit der Bitte meiner Mutter zu tun, mich bei Ihnen wohnen zu lassen, Mrs. Randall. «
    » Wenn du meinst. Du bist ein vorlautes Ding, aber so manchem gef ä llt gerade das. «
    Frances stand auf, aber da richtete sich schon Catherines anklagender Finger auf sie.
    »
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