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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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KAPITEL 1
    Ekin hatte den Alien im Visier ihres G5. Er stand in seinem Badezimmer, putzte sich die Zähne und gab sich als Mensch aus.
    »Sieh dir die Fliesen an!«, sagte Paul von rechts. Sie hörte seine Stimme doppelt: über Funk aus den Ohrhörern und durch den Helm. Paul lag neben ihr auf dem rostfleckigen Beton des Flachdachs. Unangenehm nahe. Die beiden Hunter hatten das ganze Dach für sich, ein halbes Fußballfeld. Und Paul suchte sich den Platz unmittelbar neben ihr aus. Typisch.
    »Bah! Sind ein Verbrechen an der Menschheit, die Dinger. Allein diese Farbe!«
    Paul berührte Ekin beinahe. Gegen die Regeln. Konzentrieren - nein, streuen - ja. Kein einfaches Ziel bieten. So simpel, dass es jedem Menschen mit einem Abklatsch von Gehirn einleuchtete. Paul nicht.
    »He, weißt du was? Wieso drücken wir nicht einfach ab? Dieses Kotzgelb - rote Spritzer wären die perfekte Ergänzung. Ein Dienst an der Menschheit! Dazu sind wir doch hier, nicht?« Paul lachte bellend. Er hätte sich auf die Schenkel geklopft, wäre er nicht flach auf dem Bauch gelegen.
    Sein Ellenbogen stach ihr in die Seite, als er lachte. Anmache. Sex. Beziehungsmist. Verstrickungen. Die Wand, gegen die die meisten Teams irgendwann rannten. Es kam zu Sex oder eben nicht, aber auf jeden Fall krachte es, und wieder waren mehrere Millionen Steuergelder verpufft. So viel kostete es, ein Hunter-Team auszurüsten, ihm eine Tarn-Identität zu verschaffen, es ins Geschäft zu bringen und zu halten.
    Paul nervte. Sie sollte ihm den Ellenbogen in die Seite sto
ßen, zwischen die Aramidfaserplatten seines Körperpanzers. Die Lektion hätte ihm gut getan.
    »He, bist so still, Mädchen - was ist los?«
    Mädchen. Provozieren. Pauls Lieblingsspiel. Sein Lebenselixier. Ekin dachte an Trixie, daran, was sie besprochen hatten. Reg dich nicht auf! Das will er doch nur. Lass ihn machen. Du weißt, was du wert bist. Du stehst doch über so was, nicht?
    »Nichts.« Ekin holte tief Luft und achtete darauf, dass der Brustkorb des Aliens nicht aus dem Fadenkreuz verschwand, als er gurgelte, ausspuckte und sich wohlig reckte. »Du weißt genau, dass wir hier sind, um zu sichern. Feuern nur im äu ßersten Notfall. Außerdem versuche ich mich zu konzentrieren.«
    »Auf den da? Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Wir haben unsere Befehle.«
    »Der Kerl geht nirgendwo hin. Höchstens zum Kacken, wenn die anderen ihn noch lassen. Und danach gehört er dem Korps.«
    Die anderen. Ekin hörte den Atem mehrerer Hunter, der aus den Ohrhörern kam, ihre knappen, regelkonformen Kommandos. Ruhig, ohne ein überflüssiges Wort. Ekins Datenbrille zeigte ihre Positionen an. Es waren insgesamt drei Teams, sie und Paul eingeschlossen. Im und um den Wohnblock verteilt, Gefechtsmodus, G5-Gewehre, Körperpanzer, Vernetzung, Masken - so wie man Hunter in den Rekrutierungskampagnen des Korps sah. Zwei Teams stießen auf getrennten Wegen zu dem Alien vor. Und eines, sie und Paul, hielt Abstand, um den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass kein UFO auftauchte und den Alien abholte, wie Paul immer bemerkte. Haha. Ein Glück wenigstens. Den einen Pseudo-Witz hatte er ihr heute bislang erspart.
    »He, ich habe eine Idee. Wir wetten!«
    »Paul, ich …«
    »Komm schon! Sei nicht immer so verdammt verklemmt. Steht nirgendwo in den Regeln, dass Wetten verboten ist, oder? Also, was meinst du? Lassen sie ihn noch kacken?«

    »Paul, verdammt! Lass mich endlich in Frieden, sonst nehme ich dich ins Visier und drücke ab, kapiert?«
    Paul sagte nichts. Kapiert.
    Der Alien stellte den Zahnputzbecher ab. Er hieß Werner Mittenraiter. Mitte 50, gesuchter Innenarchitekt, Reisefreiheitserlaubnis des Alien-Ministeriums der Stufe BIII für die Verteidigungsbezirke Süd, Südwest und Südost. Ein Mann von Gewicht und gewissem Einfluss und - sollte man denken - Geschmack. Eigentlich. Die Fliesen waren wirklich scheußlich, in dem Punkt musste Ekin Paul recht geben, so sehr es ihr gegen den Strich ging. Mehr noch: Die Fliesen waren sogar abgrundtief scheußlich. Die Geschmacksverirrung musste ein Symptom der Alien-Manifestation sein. Man wusste nie, welche verrückten Wege eine Manifestation gehen würde. Alles konnte ein Symptom sein, auch schlechter Geschmack bei der Fliesenauswahl. Es kam immer darauf an.
    Bei Mittenraiter passte es. Er musste gut in seinem Fach sein, sonst hätte er unmöglich so viel Geld in seine Wohnung stecken können. Sie hockte auf dem Wohnblock wie ein fetter
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