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London Hades

London Hades

Titel: London Hades
Autoren: Stefanie Dettmers
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Was? « , rief das M ä dchen. » Wo soll sie denn wohnen? «
    » Bei uns nicht « , Lucy erhob sich demonstrativ. » Das Loch unter ’ m Dach ist kaum gro ß genug, dass Sally und ich uns gleichzeitig darin umdrehen k ö nnen! «
    Clara sah nicht von ihrem Buch auf, als sie schnell hinzuf ü gte: » Unser Gemach steht auch nicht zur Debatte, nicht wahr, Catherine? «
    » Wie ihr meint, werte Damen « , sagte Mrs. Randall gedehnt. » Ihr alle seid ersetzbar. «
    Sally sprang hoch und st ü rzte mit einem gekonnten Aufschluchzen aus dem Raum.
    Frances wollte nichts lieber als zur T ü r. Mrs. Randalls kr ä ftige Hand legte sich in ihren Nacken. Vielleicht war die Geste sogar kameradschaftlich gemeint, aber Frances f ü hlte sich in eine Aura des B ö sen geh ü llt.
    » Du kannst bei Mary schlafen. Miss Lucy zeigt dir sicher gerne den Weg. Deine Sachen kannst du hierlassen. «
    Frances bem ü hte sich zu l ä cheln, als Mrs. Randall auf ihren Korb deutete. Unschl ü ssig sah sie Lucy hinterher, die in Pantinen zur Treppe schlurfte, dann zur T ü r. Mrs. Randalls gewaltige Leibesf ü lle versperrt ihr den R ü ckzug. Sie hatte sich daheim nicht einmal mit Mutter gestritten und wusste nicht, ob sie sich nun ausgerechnet mit Mrs. Randall anlegen wollte.
    Mit einem bedauernden Blick auf ihren Korb folgte sie Lucy. Der Hintern des M ä dchens wackelte vor ihr her, als gelte es, einen Preis damit zu gewinnen. Er ber ü hrte dabei beinahe die W ä nde des schmalen Durchgangs neben dem Treppenhaus. Unter der Holzkonstruktion der Treppe befand sich ein Schacht, der ü ber kleine Stufen in die Tiefe f ü hrte.
    Lucy blieb stehen und wies nach unten. » Da lang. « Sie lie ß Frances vorbei, jedoch nicht, ohne ihr dabei ihren vom Schn ü rmieder hochgequetschten Busen halb ins Gesicht zu dr ü cken.
    Lucys Leib entlie ß sie in die Enge des Schachtes, die so atemraubend war, dass Frances bereits Platzangst bekam, bevor sie das Ende der Treppe erreichte. Sie musste ihre ausgepolsterten R ö cke an den K ö rper dr ü cken und die Schultern einziehen, um damit nicht an den grob verputzten W ä nden entlangzuscheuern.
    Der Keller, in den die Treppe f ü hrte, war d ü ster. Ein aus dunklen Steinquadern gebildeter Raum mit einem Tonnengew ö lbe. Es stank nach tausenderlei Essensger ü chen und nach warmem Sp ü lwasser, und es war unertr ä glich warm. Ein kleiner Lichtschacht f ü hrte neben der gemauerten Herdstelle nach oben und schien die einzige Quelle f ü r Frischluft und Tageslicht zu sein.
    » Ich bin noch nicht mit dem Abwasch fertig, Madam. Ich k ü mmere mich gleich danach um die B ü gelarbeiten. «
    Eine Frau stand vor dem Wassertrog unterhalb des Lichtschachts. Frances sah nur ihren Umriss. » Ich bin nicht Mrs. Randall. «
    Die Frau drehte sich um. Sie wischte die H ä nde an ihrer Latzsch ü rze ab und musterte ihre Besucherin.
    » Sie hat mich hier heruntergeschickt. «
    » Hat sie es endlich eingesehen, dass wir eine K ü chenhilfe brauchen? « Die Frau lachte.
    Langsam gew ö hnten sich Frances ’ Augen an die Dunkelheit. Ihr Gegen ü ber war j ü nger als Mrs. Randall, vielleicht in ihren Drei ß igern, jedoch kaum weniger f ü llig. Frances fragte sich, wie sie die enge Stiege heruntergekommen sein mochte. Im Gegensatz zu der Vettel Randall sah diese Frau sie nicht mit dem absch ä tzenden Blick eines Pferdeh ä ndlers an, sondern mit einem Augenzwinkern, von dem Frances hoffte, dass es freundlich gemeint war.
    » Ich bin Frances Watts. «
    » Und was kann ich f ü r dich tun, Frances Watts? «
    » Mary? « , erklang da Mrs. Randalls Stimme von oben. » Die Kleine wird ab sofort bei dir schlafen. Hast du geh ö rt? «
    » Ja, Madam. « Marys Blick ver ä nderte sich. Sie wartete ab, bis Mrs. Randalls Schritte auf der Treppe nach oben zu h ö ren waren. Dann drehte sie sich wieder zum Wasserbecken um. » Na, so eine bist du also, wunderbar. Ist es im Haus nicht schon voll genug? Muss sie euch jetzt schon hier im Keller einquartieren? «
    Frances trat energisch neben sie. » Ich bin keine von denen, Misses …«
    » Miss Mary. «
    » Ich bin nur einige Tage in der Stadt und brauche einen Schlafplatz. Meine Mutter ist eine alte Freundin von Mrs. Randall und hat mich in ihr Haus empfohlen. «
    Mary zog die buschigen Augenbrauen hoch. » So ist das also. « Sie sp ü lte einen Moment lang weiter, dann meinte sie: » Und das glaubst du ihnen? Die alte Randall ist die notorischste Kupplerin des ganzen Viertels.
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