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Das Gehirn der Galaxis

Das Gehirn der Galaxis

Titel: Das Gehirn der Galaxis
Autoren: Jack Vance
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Die Welt dazwischen
     
1.
     
    Auf dem Forschungskreuzer Blauelm entwickelte sich eine häßliche Abart psycho-neutraler Leiden. Es hatte keinen Sinn, die Expedition weiterzuführen, die sich schon drei Monate über die vorgesehene Zeit hinaus im Raum aufhielt. Forscher Bernisty befahl die Rückkehr zum Blauen Stern.
    Die Laune wurde nicht besser, der Schaden war schon angerichtet. Der übergroßen Spannung folgte die Reaktion, und die auf Aktivität eingestellten Techniker versanken in düstere Apathie und starrten wie mechanische Männchen vor sich hin. Sie aßen wenig und sprachen noch weniger. Bernisty wandte verschiedene Listen an: Konkurrenzkämpfe, zarte Musik, würzige Nahrung – alles ohne Erfolg.
    Bernisty ging noch weiter. Auf seinen Befehl hin sperrten sich die Spielmädchen in ihren Wohnungen ein und sangen erotische Lieder in die Schiffs-Sprechanlage. Da all dies fehlschlug, befand sich Bernisty in einer richtigen Klemme. Da hatte er doch seinen Trupp so geschickt zusammengestellt, so daß zum Beispiel ein Meteorologe mit einem Chemiker arbeitete, ein Botaniker etwa mit einem Virusanalytiker, und nun stand dies alles auf dem Spiel. Demoralisiert zum Blauen Stern zurückkehren? Bernisty schüttelte seinen kantigen Kopf. Mit der Blauelm würde es keine weiteren Abenteuer mehr geben.
    »Dann bleiben wir doch länger draußen«, schlug Berel, seine Lieblingsgefährtin unter den Spielmädchen, vor.
    Bernisty schüttelte den Kopf. Wo war Berels sonstige Intelligenz geblieben? »Wir würden die schlechte Lage noch verschlimmern.«
    »Was willst du dann tun?«
    Bernisty gab zu, er habe keine Ahnung, und ging zum Nachdenken weg. Später, am gleichen Tag, beschloß er einen Kurs von äußerster Tragweite. Er bog aus, um das Kay-System anzusteuern. Wenn etwas die Laune seiner Männer bessern konnte, dann war es dies.
    Natürlich barg dieser Umweg Gefahr in sich, wenn auch keine all zu große. Alles Fremde war faszinierend, in den Städten der Kay gab es nirgends regelmäßige Formen, und das gesellschaftliche System war vollends bizarr.
    Der Stern Kay strahlte und wuchs, und Bernisty sah, daß sein Plan erfolgreich sein würde. In den grauen Stahlkorridoren gab es wieder angeregte Unterhaltungen.
    Die Blauelm glitt über die Kay-Bahn. Die verschiedenen Welten blieben zurück, doch sie flogen so nahe daran vorbei, daß sogar das hektische Leben in den Städten, der dynamische Pulsschlag der Fabriken auf den Schirmen zu erkennen war. Kith und Kelmet mit ihren warzenartigen Kuppeln, Karnfray, Koblenz, Kavanaf, dann der Stern Kay selbst; danach Kool, zu heiß für Leben, dann Konbald und Kinsle, die eisigen, toten Salmiakriesen; und schließlich lag das gesamte Kay-System hinter ihnen.
    Noch wartete Bernisty. Würden sie nun zurückfallen in die Teilnahmslosigkeit, oder reichte dieser intellektuelle Antrieb für den Rest der Reise aus? Der Blaue Stern lag vor ihnen, nur noch eine Reisewoche entfernt. Dazwischen gab es einen unbedeutenden gelben Stern. Als sie daran vorbeiflogen, wurde Bernistys List offenbar.
    »Planet!« sang der Kartograph aus.
    Eine Aufregung gab es deshalb nicht, denn oft genug war in den acht Monaten der Reise dieser Ruf durch das Schiff gegangen. Immer hatte sich der betreffende Planet als so heiß erwiesen, daß er Eisen schmelzen konnte; oder als so kalt, daß die Gase zu Eis wurden; oder als so giftig, daß sich die Haut ablöste; oder als so luftleer, daß er den Männern die Lungen aus den Leibern sog. Ein Stimulans war der Ruf, nicht mehr.
    »Atmosphäre!« schrie der Kartograph. Interessiert schaute der Meteorologe auf. »Mitteltemperatur vierundzwanzig Grad!«
    Bernisty kam herbei und maß selbst die Schwerkraft. »Einskommaeins normal …« Er gab dem Navigator ein Zeichen, der keinen Computer mehr zur Landung brauchte.
    Bernisty schaute durch die Sichtluke der Planetenscheibe entgegen. »Da muß etwas nicht in Ordnung sein. Entweder die Kays oder wir selbst haben sicher hundertmal nachgeprüft. Die Welt ist direkt zwischen uns.«
    Der Bibliothekar berichtete: »Keine Aufzeichnungen über diesen Planeten, Bernisty«, und grub eifrig in seinen Bandspulen. »Keine Aufzeichnungen über irgendeine Erschließung. Nichts. Absolut nichts.«
    »Aber es ist doch bekannt, daß dieser Stern existiert?«
    fragte Bernisty sarkastisch.
    »Oh, selbstverständlich. Wir nennen ihn Maraplexa, bei den Kay heißt er Melliflo. Aber keines der Systeme hat ihn je eingehend erforscht oder gar
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