Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
und herrannten. Immer neue Kisten gingen in Flammen auf. Der Brand breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus und erzeugte eine sengende Hitze. Weil dadurch auch immer mehr Sauerstoff aufgezehrt wurde, bekam Paul kaum Luft. Er robbte vorwärts, um aus dem Zentrum des Infernos zu entkommen. Da merkte er, dass eines seiner Hosenbeine Feuer gefangen hatte.
    Paul warf sich auf den Rücken, trat mit dem anderen Fuß auf die Glut ein. Es gelang ihm, sie zu löschen. Doch nun musste er sich beeilen, wenn seine Kleidung nicht vollends versengt werden sollte.
    Der Panik nahe schlängelte er sich zwischen den Stapeln hindurch. Quälend lange Sekunden später erreichte er eine Nische mit vorgelagertem Hochregal. Dieses diente ihm als Hitzeschild und bot zumindest für den Moment einen hinlänglichen Schutz.
    Als sich Paul in der inzwischen völlig verqualmten Halle umsah, fand er Ivonne Wagner und Fränki vor dem Tor. Sie machten sich an dem Vorhängeschloss zu schaffen, hatten sich folglich für die Flucht entschieden.
    Zeitgleich meinte Paul, über das Prasseln des Feuers hinweg ein Martinshorn zu hören. Dann ein weiteres, das schnell lauter wurde.
    Wie er beobachten konnte, kamen Fränki und die Wagner mit dem Schloss nicht zurecht. Ob aus Nervosität oder weil das alte Ding klemmte, vermochte Paul aus der Entfernung nicht zu beurteilen. Ihr wildes Agieren deutete daraufhin, dass beide in Panik geraten waren.
    Als es ihnen dann doch gelang, die Kette zu lösen, mussten sie sich gemeinsam gegen das Rolltor stemmen, um es aufzuschieben. Ein scharfer Luftzug fuhr durch die Halle.
    Weit kamen sie nicht.
    In der nächtlichen Dunkelheit sah Paul das blinkende Kobaltblau auf den Dächern der Streifenwagen, die vor der Halle Position bezogen hatten.

20
    »Schon wieder ihr?«, empfing Jan-Patrick die beiden Gäste überrascht, jedoch keineswegs abgeneigt, in seinem Lokal.
    »Ja«, sagte Paul, der seinen Arm um Katinkas Taille gelegt hatte. »Diesmal aber nur in kleiner Runde.«
    »In ganz kleiner«, ergänzte Katinka. »Wir bleiben heute Abend unter uns. Ist die Erkernische frei?«
    »Selbstverständlich. Ist ja quasi euer Stammplatz. Zwei Tafelkerzen stehen auch schon bereit«, gurrte der Küchenchef.
    Paul nickte ihm anerkennend zu und begleitete Katinka die schmale knarrende Treppe ins Obergeschoss hinauf, wo der einladend gemütliche Tisch direkt im Butzenscheibenerker auf sie wartete.
    »Holen wir das Fall-Abschlussessen einfach nach«, meinte Katinka gut gelaunt, als sie sich niederließ.
    »Ja, und diesmal bleibe ich bis zum Schluss. Heiliges Ehrenwort!« Kaum dass Paul saß, fasste er nach Katinkas Hand und streichelte sie sanft. »Ich bin froh, dass du nicht mehr sauer auf mich bist, obwohl ich dich in letzter Zeit so oft versetzt habe.«
    »Wie könnte ich? Immerhin hast du einen peinlichen Justizirrtum verhindert. Ich war felsenfest von Svetlanas Schuld überzeugt und hätte sie gnadenlos ins Kreuzverhör genommen.«
    »Stattdessen darfst du dir Ivonne Wagner vorknöpfen – und Svetlana genießt ihre Flitterwochen mit Dirk Sakowsky.«
    »Es sei ihr gegönnt.« Katinka schmunzelte. »Obwohl ich nie im Leben erwartet hätte, dass sie wirklich aus Liebe mit ihm zusammen ist und bleibt. Sie scheint ihr Vorleben in der Tat bereut und ihre früheren Einstellungen komplett über den Haufen geworfen zu haben. Für ihren Fehltritt in Spanien kommt sie wahrscheinlich mit einem blauen Auge und einer Bewährungsstrafe davon.«
    »Da sage noch einer, der menschliche Charakter sei nicht wandelbar.« Nachdenklich fragte er: »Was wird jetzt aus der Wagner – und was aus Fränki?«
    »Das muss letztlich der Richter entscheiden, aber für Frau Wagner wird es gewiss nicht gut ausgehen. Vorsätzlicher Mord im Fall Buggi Weinfurther, dann deine Entführung inklusive Körperverletzung, von den Unterschlagungen ganz zu schweigen. Das muss nun alles juristisch geprüft und bewertet werden. Jedenfalls wird es ihr Rechtsanwalt schwer haben, wenn er ein paar Jahre unter der Höchststrafe raushandeln will. Ja, und bei Fränki – das ist knifflig: Auch er muss selbstverständlich mit einer empfindlichen Strafe rechnen, unter anderem wegen Behinderung der Justiz. Denn er hat Yvonne Wagners Täterschaft wissentlich verschwiegen. Andererseits verweigerte er sich der Rolle des gedungenen Killers, als die Wagner ihn dazu aufforderte, dich zu töten.«
    »Ja, ich habe ihm wohl – trotz allem – mein Leben zu verdanken. Er könnte also mit einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher