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Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
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Ketchup wäre ein Beigemüse.«
    Der beinahe schon ritualisierte Streit der zwei löste allgemeine Heiterkeit aus, die sich bis zur Suppe hielt und erst durch Hannahs ketzerische Frage gestört wurde, wer denn nun der erste Abstiegskandidat sei: der Club oder Greuther Fürth?
    »An solchen Spekulationen wollen wir uns nicht beteiligen«, erstickte Hannes Fink eine Diskussion darüber im Keim. »Nachdem Kevin Modzig im Lokalderby den 1:1-Ausgleich geschossen hat, befinden sich die Vereine auf Augenhöhe. Beide haben es verdient, in der Liga zu bleiben, und beide haben auch das Zeug dazu.«
    »Ist ja klar, dass Sie wieder mal Harmonie predigen«, stänkerte Blohfeld. »Aber ich sag Ihnen eins: Wenn der Club. . .«
    »Stopp!«, mischte sich Jasmin Stahl ein. »Ich lasse mir dieses wunderbare Essen nicht dadurch verderben, dass die Rivalitäten der Vereine vom Spielfeld in den Goldenen Ritter übertragen werden. Soll doch jeder mit der Mannschaft seines Herzens fiebern, glücklich werden, und gut ist.«
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Katinka bei, die sich sowieso nichts aus Fußball machte. Sie hob ihr Glas: »Stoßen wir an auf das Ende des Falls Weinfurther!«
    Die Gläser klirrten, nur Blohfeld hielt sich zurück. Aber nicht, weil er beleidigt wegen der wiederholten Zurechtweisungen war: »Ich finde, man sollte das Prosit auf den Tag verschieben, an dem Svetlana, beziehungsweise Katia Shabanova, gefasst wird.«
    »Aber das ist quasi nur noch eine Formsache, reine Routine.« Katinka lächelte den Reporter herablassend an. »Nach der Frau wird gefahndet. Sie kann das Land nicht verlassen, ohne dass sie erwischt würde. Nicht wahr, Frau Stahl?«
    Die junge Kommissarin nickte diensteifrig. »Ja. Das Bild von der Shabanova ist an alle Dienststellen, Bahnhöfe, Flughäfen und natürlich an die Bundespolizei rausgegangen. Sogar Interpol hat sie im Visier. Die kommt nicht weit, auch wenn sie es über die Grenze schaffen sollte.«
    »Wir werden sehen«, blieb Blohfeld kritisch. »Und selbst wenn Sie sie haben, stelle ich es mir schwierig vor, ihr den Mord an Buggi nachzuweisen. Denn den tödlichen Tablettencocktail hat er allem Anschein nach ja aus freien Stücken zu sich genommen.«
    »Das ist so weit richtig«, räumte Katinka ein, wollte sich jedoch nicht die Blöße geben, vor dem Reporter zweifelnd oder zögernd zu wirken. Deswegen redete sie drauflos und erklärte: »Buggi Weinfurther war – wie wir ja inzwischen wissen – besessen von der Vorstellung, er könnte sich an einer gefährlichen Krankheit anstecken, und verordnete sich seine Pillen und Tabletten täglich prophylaktisch. Dabei verwendete er ein Pillendöschen, das er gewohnheitsmäßig bereits morgens füllte und dessen Inhalt er vor der Einnahme nicht mehr kontrollierte. Svetlana hat das Kunststück vollbracht, die mehr oder weniger unkritische Medikamentenfolge durch eine Mixtur aus zusammengenommen tödlichen Bestandteilen zu ersetzen.«
    »Kapier ich nicht«, stellte sich Blohfeld dumm.
    Katinka seufzte. »Lassen Sie es mich mal so formulieren: Normalerweise wurde das Dosierröhrchen mit den Präparaten A, B, C und D bestückt, alles in allem eine harmlose Kombination, wenn man bei dieser Art von Tablettenkonsum überhaupt von › harmlos ‹ sprechen kann. In unserem Fall aber steckten am Todestag im Röhrchen nur A – und C-Pillen, dafür aber je dreimal so viele wie üblich – eine Überdosis also, die dem ohnehin vorbelasteten Kreislauf Buggis den Rest gab.«
    »Danke für den Nachhilfeunterricht, aber das Abc habe ich schon in der Sesamstraße gelernt«, stänkerte Blohfeld munter weiter. »Hätten Ihre Jungs aus dem Labor nicht früher darauf kommen müssen? Haben die etwa gepatzt?«
    »Erst einmal: Das sind nicht meine Jungs. Und zweitens: Nein, niemand hat gepatzt. Im toxikologischen Befund wurden die im Körper des Toten nachgewiesenen Substanzen einzeln aufgeführt, sodass die besondere Wechselwirkung bei der Übermedikation durch die beiden Präparate erst im Nachhinein aufgefallen ist.«
    »Also doch gepatzt.«
    »Nein!« Katinka war es offensichtlich leid, sich von ihm permanent vor den Kopf stoßen zu lassen. In schroffem Ton erklärte sie: »Svetlana hat es sehr geschickt angestellt, dem Opfer die letale Dosis zu verpassen und dabei die wahre Todesursache zu verschleiern. Da war viel kriminelle Energie im Spiel.«
    »Was zu beweisen bliebe«, beharrte Blohfeld auf seinen Vorbehalten. »Mal abgesehen davon, dass ich diese Mordmethode
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