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Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
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ziemlich umständlich, unsicher und gewagt finde, traue ich sweet Svetlana gar nicht den nötigen Hirnschmalz für die Planung und Umsetzung eines solch heimtückischen Unterfangens zu.«
    »Täuschen Sie sich nicht in dieser Frau«, mahnte Katinka. »Die ist mit allen Wassern gewaschen und lenkt mit ihrer liederlichen Fassade lediglich von ihren wahren Talenten ab. Viele sind ja darauf reingefallen – vor allem Männer«, fügte sie hinzu und trat Paul wie aus Versehen auf den Fuß. Erneut erhob sie ihr Glas und hielt es Blohfeld entgegen: »Seien Sie nicht immer so ein Griesgram und Berufsskeptiker, sondern vertrauen Sie ganz einfach mal den Ermittlungsbehörden.«
    Doch Blohfeld ließ sich nicht unterkriegen und rührte sein Getränk nicht an. »Ich bin nun mal Journalist und von Haus aus ungläubig.« Er zwinkerte Pfarrer Fink zu. »Diesmal meine ich nicht Sie und Ihren Verein.«
    »Okay«, sagte Katinka mit leicht resignierten Zügen. »Was gibt es denn noch, das Sie an dem Fall stört?«
    »Das Motiv«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Geldgier«, antwortete Katinka. »Sie wollte Sakowsky ausquetschen wie eine Zitrone. So wie sie es vorher schon mindestens ein anderes Mal getan hatte. Ich sage nur: Spanien.«
    »Bloß dass diese Zitrone bereits ausgequetscht war«, konterte Blohfeld.
    »Sie spielen auf Sakowskys Investitionen bei der TrustSolid an. Eine Briefkastenfirma, wie wir in der Zwischenzeit recherchiert haben. Das Geld ist durch verschlungene Kanäle ins Ausland geflossen. Wir sind sicher, dass die Shabanova hinter allem steckt.«
    »Ihr Mann ist da aber ganz anderer Ansicht. Sakowsky hält gar nichts von dieser halbgaren Annahme, sondern sieht sich schlicht und einfach vom Club schlecht beraten. Am meisten aber ärgert es ihn selbst, denn er war es ja, der seine Unterschriften unter die Transaktionen setzte. Auf seine Verlobte lässt er nach wie vor nichts kommen. Er trauert ihr nach.«
    »Woher. . .« Katinka verschluckte sich am Wein, musste husten. Paul klopfte ihr fürsorglich auf den Rücken. »Woher«, nahm sie einen neuen Anlauf, »wissen Sie das?«
    Blohfeld grinste prahlerisch, weil er endlich wieder Oberwasser gewann. »Ich habe ihn heute früh interviewt. Und ich muss Ihnen sagen, für die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte er nicht viele gute Worte übrig.«
    Nun war es Jasmin, die den Reporter zur Räson bringen wollte: »Vergessen Sie nicht: Die Shabanova ist einschlägig vorbestraft und befindet sich auf der Flucht. Würde sie das tun, wenn sie unschuldig wäre?«
    Blohfeld ließ Jasmin eiskalt abtropfen: »Fakt ist, dass Sakowsky niemals mit Svetlana über Geldangelegenheiten gesprochen und sich schon gar nicht von ihr beraten lassen hat. Die Sache mit der TrustSolid hat nichts und wieder nichts mit der Liebelei der beiden zu tun. Ich denke, die Kleine hat ganz einfach nur Schiss bekommen, dass ihre Vergangenheit sie wieder einholt.«
    »Wie auch immer«, bemühte sich Katinka um eine baldige Beendigung des Disputs, bei dem sie selbst nicht gerade gut dastand. »Wir haben alles im Griff und werden jedem Hinweis nachgehen. Nun aber sollten wir uns auf den nächsten Gang konzentrieren. Denn er hat es nicht verdient, gegessen zu werden, wenn man mit den Gedanken ganz woanders ist.«
    Mit den Gedanken ganz woanders . . .
    Paul hatte das Streitgespräch mehr oder weniger als Unbeteiligter verfolgt, zumindest hatte er sich nicht eingemischt und nach außen hin die Fassade gewahrt. Aber in seinem Inneren hatte es längst wieder zu arbeiten begonnen. Mit jedem einzelnen von Blohfelds Wortbeiträgen waren seine – ohnehin latent vorhandenen – Zweifel gewachsen, um schließlich bei der Erwähnung der TrustSolid gigantische Ausmaße anzunehmen.
    Was in ihm bereits seit dem Abend in der Sakowsky-Villa in Form von Ahnungen und Vermutungen gärte, verdichtete sich nun zu einem klar formulierbaren Schluss: Sie hatten etwas übersehen! Der Fall Weinfurther war keineswegs abgeschlossen. Ein wesentlicher Bestandteil lag nach wie vor im Dunkeln.
    Paul konnte unmöglich still sitzen bleiben, zur Tagesordnung übergehen und bis zur Nachspeise ausharren. Er musste etwas unternehmen. Denn andernfalls würde ihn der Dampf, unter dem er jetzt stand, zum Platzen bringen.
    Fieberhaft dachte er nach. Alle seine Überlegungen kreisten um die zweifelhafte Immobilienfirma. Hier irgendwo musste der Schlüssel verborgen sein.
    Aber was sollte er tun, um diesen Schlüssel zu finden? Paul musste
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