Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS025 - Die unheimlichen Augen

DS025 - Die unheimlichen Augen

Titel: DS025 - Die unheimlichen Augen
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
1.
     
    Der lange, dürre Mann rannte blindlings über die Bahnschienen, wobei er verzweifelt mit beiden Armen um sich schlug und kreischte. Seine Haare waren zerzaust, die Augen quollen ihm aus dem Kopf. Er trug einen braunen Overall, und im Licht, das vom Güterbahnhof herüberdrang, war zu sehen, daß er im mittleren Alter war.
    »Sie sind hinter mir her!« brüllte er. »Helft mir doch! Jagt sie weg!«
    Seine Stimme übertönte das Getöse einer Lok und rangierender Waggons. Der dürre Mann wich um Haaresbreite aus und jagte zurück zu dem Gebäude, aus dem er gekommen war. Er stolperte, landete auf Händen und Knien und blieb zwischen den Gleisen liegen, auf denen sich eine andere Lok langsam näherte. Auf ihren Puffern standen zwei Bremser.
    »He, passen Sie auf!« brüllte einer der Männer. »Sind Sie übergeschnappt? Wenn Sie unter die Räder kommen, haben wir die Bescherung!«
    Die Lok hielt mit quietschenden Bremsen, die beiden Bremser sprangen ab. Der dürre Mann raffte sich auf und lief weiter. Das Gebäude, auf das er zuhielt, war bei Nacht und im leichten Regen nur vage zu erkennen.
    »Packt sie!« kreischte er. »Haltet sie fest! Sie sind überall!«
    Er schlug wieder um sich, aber wonach er schlug, war nicht zu sehen. Die Bremser blickten ihm verblüfft nach.
    »Das ist der Nachtwächter«, sagte der eine. »Er hat den Verstand verloren. Wenn ich immerzu in dem Haus eingesperrt wäre, würde ich wahrscheinlich auch durchdrehen ...«
    »Ich bin neugierig, wie er wieder reinkommen will«, meinte sein Kollege. »Der Bronzemann, dieser Doc Savage, hat an der Tür herumgebastelt. Sie geht nicht auf. In das Haus kann niemand rein.«
    Das Bauwerk lag lang und flach und bestand aus Beton. Es trug keinerlei Aufschrift und war fensterlos. An der Vorderseite befand sich eine kleine Stahltür, durch die der Nachtwächter gekommen war, an den Schmalseiten erstreckten sich mächtige Schiebetore, die zweimal wöchentlich geöffnet wurden; bei diesen Gelegenheiten wurde der Bahnhofsvorsteher verständigt. Was immer an diesen Tagen in das Gebäude gebracht wurde, befand sich in versiegelten Waggons, und keiner der Bahnangestellten durfte sich damit befassen. Das Haus war direkt über einem Schienenstrang errichtet, was an sich schon ungewöhnlich war; die übrigen geheimnisvollen Vorkehrungen hatten noch dazu beigetragen, das Gebäude bei den Eisenbahnern in Verruf zu bringen. Wilde Gerüchte kursierten, und einige Phantasiebegabte waren zu der Überzeugung gelangt, daß hier schreckliche Waffen entwickelt wurden.
    Der schreiende Nachtwächter blieb vor der kleinen Stahltür stehen. Die Tür ließ sich von außen nur über einen Kurzwellensender öffnen, das wußte der Nachtwächter, auch wenn er die technische Prozedur nicht ganz begriffen hatte; aber in seiner Aufregung hatte er es vergessen. Er hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Metall und brüllte noch verzweifelter als vorhin, weil er sich jetzt nicht nur vor den rätselhaften und anscheinend unsichtbaren Lebewesen fürchtete, von denen er sich bedroht gefühlt hatte, sondern auch um seine Stellung bangte. Er war nicht befugt, das Gebäude zu verlassen.
    Die beiden Bremser liefen zu ihm hin; ihre Lok blieb zurück und versprühte zischend Dampf und Wasser. Auch der Lokführer und ein Heizer stiegen nun ab.
    »Wir sollten uns auf ihn setzen, bis die Bahnpolizei kommt«, sagte ein Bremser und deutete auf den Nachtwächter. »Sonst läuft er noch vor irgendwelche Räder!«
    Der Nachtwächter fuhr herum und sah die Männer. Von Panik geschüttelt rannte er wieder quer über die Schienen. Die Männer trabten hinter ihm her.
    »Bleiben Sie stehen!« brüllte der Lokführer. »Wir tun Ihnen nichts, wir ...«
    Weiter kam er nicht, der Rest seiner Ausführungen wurde vom Lärm eines Zuges aus Richtung Manhattan übertönt. Der verrückte Nachtwächter wich dem Zug im letzten Augenblick aus, stolperte abermals, kam unsicher wieder hoch und taumelte vor einen anderen Zug.
    Die Männer von der Rangierlok blieben wie angenagelt stehen. Sie konnten nichts mehr tun. Mit einem verzweifelten Sprung versuchte sich der Nachtwächter noch in Sicherheit zu bringen, aber der Zug war der Nordexpreß. Er fuhr bereits mit erhöhter Geschwindigkeit, obwohl er New York eben erst verlassen hatte. Der Nachtwächter wurde erfaßt und zur Seite geschleudert. Er wirbelte durch die Luft wie ein menschliches Projektil und blieb reglos liegen.
    »Amen«, sagte der Führer der Rangierlok.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher