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Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
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Informationen sacken.
    Lagen Katinka und Jasmin also doch richtig? Ließ sich alles auf die hübsche, hinterlistige und mörderische Svetlana zurückführen?
    Er dachte daran, wie er Sakowskys Geschäftspapiere durchstöbert hatte. Dabei kam ihm das Dokument mit FCN-Briefkopf in den Sinn, das er kurz in den Händen gehalten hatte. Ein Empfehlungsschreiben, wenn er sich nicht täuschte. Für den Kauf von TrustSolid-Anlagen.
    »Was ich nicht ganz verstehe«, setzte er an und merkte, dass sich Ivonne Wagners Körperhaltung zusehends versteifte. »Als ich Gelegenheit zur Einsicht von einigen Unterlagen im Hause Sakowskys hatte, fiel mir ein Schreiben von Ihnen auf. Ich habe es nur überflogen, aber es las sich nicht gerade wie eine Warnung vor der TrustSolid. Im Gegenteil.«
    »Ein Brief? Von mir?« Sie hatte nun kein Auge mehr übrig für ihren PC. »Von wann soll der denn gewesen sein?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Ich habe ihn nur überflogen.«
    »Mmm.« Sie fuhr sich mit der Hand ums Kinn. »Ich fürchte, da muss ich passen. Wenn Sie keine näheren Angaben dazu machen können, wird es schwer, das Original aufzustöbern und nachzuschauen, was wirklich drinsteht. Jedenfalls wird es ganz sicher keine Empfehlung für die TrustSolid gewesen sein.«
    Paul, dem die plötzliche Nervosität seiner Gesprächspartnerin keineswegs entgangen war, wurde stutzig. Allerdings konnte er seinen aufkommenden Argwohn nicht ergründen, da er schlicht und einfach über zu wenige Fakten verfügte, um weitere gezielte Fragen an Ivonne Wagner zu richten.
    »Also gut«, sagte er, während er sich vornahm, bei Sakowsky am nächsten Tag wegen des Briefs nachzufragen. »Dann werde ich Sie jetzt Ihrem PC und dem Rest der Nacht überlassen. Vielen Dank noch mal für Ihre . . .«
    Die Hand, die sich auf sein Gesicht legte, war groß und kräftig. Sie presste ihm ein in Flüssigkeit getränktes Tuch vor Mund und Nase. Gleichzeitig wurde er in den Schalensitz zurückgedrückt.
    Paul hielt die Luft an, versuchte sich zu befreien. Doch die stechend riechende Substanz fand den Weg in seine Lungen. Binnen Sekunden wurde ihm schwarz vor Augen.

19
    Als er langsam zur Besinnung kam, dröhnte sein Kopf und hing schlaff herunter. Die Arme, die ihm hinter seinem Rücken zusammengebunden worden waren, schmerzten entsetzlich.
    Paul saß auf einem hölzernen Schemel, atmete feuchte, kalte Luft, fror, zitterte und fühlte sich elendig. Außerstande, seine Augen zu öffnen, verharrte er in der unangenehmen Position und lauschte ungläubig dem Gespräch, das sich über ihn hinweg entspann.
    »Du bist ein Idiot! Vollkommen verblödet!«
    Dieses Keifen war unzweifelhaft das aggressive Pendant zu Ivonne Wagners um Ausgleich bemühte Alltagsstimme.
    »Ich habe nur gemacht, was nötig war. Wolltest du den Typen etwa ziehen lassen?«
    Bei der zweiten, eindeutig männlichen Stimme fiel Paul die Zuordnung schwerer. Er erkannte Tonfall und Ausdruck, aber ihm kam nicht die dazu passende Person in den Sinn.
    »Ja! Ich hatte alles im Griff. Du hättest dich einfach nur bereithalten sollen, wie es abgemacht war.«
    »Der Kerl hatte dich durchschaut! Der wäre zur nächsten Polizeiwache gelaufen und hätte dich angeschwärzt. Ich musste ihn kaltstellen.«
    Paul überlegte noch immer, um wen es sich bei dem Mann handeln könnte, aber es wollte ihm nicht einfallen.
    »Kaltstellen – von wegen! Du hast ihn für eine Weile außer Gefecht gesetzt. Aber was soll passieren, wenn er wieder zu sich kommt? Kannst du mir das verraten, du Schlaukopf? Jetzt wird er erst recht zur Polizei rennen.«
    »Ja«, kam es kleinlaut von dem Mann. »Das wird er wohl.«
    »Na toll! Das ist die große Schwachstelle bei euch Fanatikern: Ihr seid einfach zu schlicht gestrickt.«
    Endlich machte es Klick bei Paul – der Mann war kein Geringerer als Fränki Paschwitz! Doch was hatte der Bad Boy mit der Spielerberaterin zu schaffen? Was verband die beiden? Und weshalb hatten sie sich gemeinsam gegen ihn verschworen? Um mehr herauszufinden, beschloss Paul, noch eine Weile den Bewusstlosen zu mimen.
    »Du hast mir eingebläut, dass es dieser Flemming ist, der unsere Zukunft gefährdet«, stieg Fränki in die Diskussion mit der tonangebenden Ivonne Wagner ein. »Flemming vermiest durch seine Schnüffelei den Ruf vom Club. Ja, das kapiere ich. Uns ist er auch schon in die Quere gekommen.«
    »So sieht es aus, ja«, meinte Ivonne Wagner nun schon friedfertiger. »Deshalb war ich froh, als er sich an dieser
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