Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Autoren: Christina Förster
Vom Netzwerk:
Kapitel 1
    Wie immer, wenn sich ein Ereignis nähert, das eine Fülle negativer Empfindungen auslöst, so verging auch für Flint die Zeit bis zu seiner Ankunft viel zu schnell. Der Geisterseher schaute aus dem Fenster und nahm den Anblick der trostlosen Hochhausfassaden sowie der betonierten Umgebung in sich auf. Das war sein Zuhause. Sofort stiegen Bilder aus seiner Erinnerung hoch und reihten sich wie bösartige Karikaturen vor sein inneres Auge. Sein Widerwille wuchs. Er hasste diesen Ort – und er hasste alles, was damit in Verbindung stand.
    Ich will nicht aussteigen , stellte er deprimiert fest.
    Doch Sir Fowler hatte sich deutlich ausgedrückt. Flints Besuche zu Hause waren Teil der Bedingung, dass er Cromwell (kostenlos) besuchen durfte. Und so gab er sich widerwillig einen Ruck. Er bedankte sich beim Fahrer, stieg aus dem Auto und schritt der unvermeidlichen Begegnung mit dem entgegen, was er „Familie“ nannte.
    Flint war ein schmächtiger junger Mann mit braunen Haaren, einer undefinierbaren Augenfarbe und einem unscheinbaren Äußeren. Vor der Haustür angelangt, glitt sein Blick über die Kolonne von Namensschildern, die neben den Klingeln aufgelistet waren. Er kannte die meisten nicht mehr. In der Gegend gab es viele Umzüge. Jeder, der eine Weile hier gewohnt hatte, wollte so schnell wie möglich wieder fort. Flint war einer der wenigen, die schon fast das ganze Leben lang in dieser Siedlung wohnten.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er keinen Schlüssel bei sich trug.
    Auch das noch! Nun muss ich klingeln , dachte der junge Geisterseher und seufzte innerlich. Sein Plan, möglichst heimlich in die Wohnung zu schleichen, in seinem Zimmer zu verschwinden und, mit etwas Glück, erst sehr viel später bemerkt zu werden, löste sich in Luft auf.
    Sein Blick suchte weiter.
    „Maienbach, Ernst“ las er schließlich.
    Früher hatte er diese Klingel nie benutzen müssen. Er war noch sehr klein gewesen, als er zum „Schlüsselkind“ wurde. Viel in der Wohnung und selten draußen. Seine Eltern waren beide berufstätig gewesen und so hatte er sich sein Mittagessen immer selbst aufgewärmt. Kurz vor seiner Einweisung in die Psychiatrie bestand sein Vater jedoch darauf, dass er den Wohnungsschlüssel zurückgab. Flint hatte an diesem Tag noch ein paar Sachen zusammengepackt und war dann verschwunden. Zurück kam er nur zu seinen „Zwangsbesuchen“. Er wusste zwar immer noch nicht, welchen Sinn diese haben sollten, doch er hatte sich gefügt.
    Und nun war er zurück. Es war so seltsam, hier zu stehen und das alles zu sehen. Als käme man von einer langen Reise zurück, auf der man ein anderer wurde.
    Seine Mutter war vor anderthalb Jahren gestorben. Die verschiedensten Gerüchte gingen in der Nachbarschaft bezüglich der Todesursache um. Flint wollte nicht daran denken. Sie war tot; das war schlimm genug. Die damaligen Zeitungsberichte und das Gerede der Nachbarn machten es nicht leichter, mit der Situation zurechtzukommen. Doch das war nicht der eigentliche Grund, weshalb er sein Zuhause nicht so richtig vermisste. Er war damals von der Psychiatrie direkt nach Cromwell gekommen. Sein letzter Besuch hier hatte zu Weihnachten stattgefunden. Der blanke Horror! So endlos waren ihm zwei Wochen noch nie erschienen. Er wollte nicht nach Hause. Er wollte keine Verwandten sehen und reden wollte er auch mit niemandem. Nicht mit seinem Vater, nicht mit irgendwelchen Nachbarn, Bekannten oder dem Kioskverkäufer von nebenan. Einfach mit niemandem!
    Er strich sich durchs Haar und seufzte.
    Ich mache es so wie beim letzten Mal , beschloss er. Ich schließe mich in meinem Zimmer ein und lasse die Welt Welt sein. Und im April tauche ich wieder auf, komme nach Cromwell und das war es dann.
    Nach Hause gehen war schlimm, aber nach Hause gehen und sich mit der Symptomatik dort auseinanderzusetzen, das ging über seine Kräfte. Das Verhältnis zwischen seinem Vater und ihm war (bestenfalls) nicht existent. Er konnte es dem Mann aber eigentlich nicht übel nehmen. Wir haben einfach zu viel durchgemacht.
    Sein Vater war der „unmagische“ Part in der Familie. Er hatte keine Ahnung von der magischen Welt, als er Flints Mutter heiratete. Und wenn man bedachte, was er bereits alles erlebt hatte in der Ehe mit einer UMBRATICUS-DICIO-Frau, einer Schattenwächterin, dann hatte er sich prächtig geschlagen. Es war nicht sein Fehler, dass der Junge nach seiner Frau schlug.
    Flints Mutter hatte ihm einst erzählt, dass sich sein Vater so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher