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Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch

Titel: Die Cromwell Chroniken 02 - Grabes Hauch
Autoren: Christina Förster
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schon seit langer Zeit wie betäubt. Das lag an dem Medikamentencocktail, den man ihm täglich verabreichte. Er hasste es, wusste aber auch, dass es notwendig war.
    Der Mann saß Flint schweigend und mit einem ruhigen Lächeln gegenüber, so, als habe er es überhaupt nicht eilig. Er ließ dem Jüngeren die Zeit, die dieser brauchte, um wach und aufmerksam zu werden.
    „Was wollen Sie hier? Sie sehen nicht so aus, als gehörten Sie hierher.“
    Flints Stimme hallte dumpf in seinen Ohren wider. Doch zumindest konnte er sich bei dem, was er sah, sicher sein. Der Mann ihm gegenüber trug sein ergrautes Haar kurz. Hätte er es länger getragen, wären Wellen zum Vorschein gekommen. Seine gütigen Augen verliehen seinem Antlitz einen großväterlichen Zug. Wenn er ein rotes Outfit getragen hätte, wäre er ohne Mühe als Weihnachtsmann durchgegangen.
    Erinnerungen an das letzte Weihnachtsfest stiegen in ihm auf und versetzten ihm einen Stich. Damals hatte noch eine weitere Person unter dem geschmückten Baum gesessen …
    Seine Verzweiflung darüber brachte ihn gegen den älteren Mann auf. Er wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Und da er weder etwas zu verlieren noch etwas zu hoffen hatte, waren seine nächsten Worte sehr direkt:
    „Am besten gehen Sie gleich wieder.“
    „Oh, aber natürlich werde ich gleich wieder gehen. Doch ich hoffe, dass du mich begleiten wirst, Flint.“
    Der Geisterseher runzelte misstrauisch die Stirn.
    Was redet der Alte denn da? Ich gehe hier ganz bestimmt nicht fort. Die Pfleger würden sich freuen.
    Dass der Mann so etwas Abstruses vorschlug, hatte nur eines zu bedeuten …
    „Sie sind einer dieser hartnäckigen Reporter, stimmt’s? Wie haben Sie es geschafft, dass der Pfleger Sie hier hereingelassen hat? Haben Sie ihn bestochen? Ich habe Ihren Leuten gesagt, dass ich keinen Kommentar abgebe, und jetzt verfolgen Sie mich sogar bis hierher? Verschwinden Sie!“
    Wütend sprang der junge Mann auf und beugte sich über den Tisch.
    Fowler hob beschwichtigend die Hände.
    „Es läge mir nichts ferner, als dich an diesem … Ort … mit so einer Angelegenheit zu belästigen. Nein, ganz bestimmt nicht. Ich möchte dich von hier fortbringen.“
    Flint sank ermattet auf seinen Stuhl zurück. Die vorgebeugte Haltung hatte das Pochen in seinen Schläfen verstärkt und ihm war kurz schummrig vor Augen geworden. Die Medikamente.
    „Fortbringen? Wohin?“
    „Nach Cromwell.“
    „Nie gehört.“
    Sir Fowler wirkte belustigt über diese Bemerkung.
    Im Nachhinein musste Flint selbst darüber grinsen.
    „Das ist nicht weiter ungewöhnlich, denke ich. Wie viel von der Außenwelt bekommst du hier drinnen denn mit?“
    Unwilliges Schweigen.
    Der alte Herr sprach in einem versöhnlichen Tonfall weiter: „Die Cromwell Hochschule ist eine Bildungsstätte, eine Art Universität, für besonders begabte Studenten. Und ich bin ihr Rektor.“
    Flint benötigte Zeit, um diese Informationen zu verarbeiten.
    „Sie sind der Rektor?“
    „Das ist korrekt.“
    „Und Sie sammeln für Ihre Uni begabte Studenten ein?“
    „Unter anderem, ja.“
    „Und Sie holen jeden einzelnen Studenten ab?“
    „Nein. Die wenigsten, um ehrlich zu sein. Du bist ein spezieller Fall.“
    Flint war damals langsam gewesen, was die Aufnahme von Fakten anbelangte, doch niemals beschränkt. Er fing an, höhnisch zu lachen.
    „Ha! Ein spezieller Fall! Ja, das trifft es wohl, oder? Ich sitze in der Psychiatrie. Das ist schon sehr speziell! Allerdings!“
    Sir Fowler nickte nur und sah Flint abwartend an. Der junge Geisterseher starrte zurück und wartete darauf, dass sein Gegenüber die Idiotie seiner Worte selbst erkennen und sich peinlich berührt von dannen machen würde.
    Es passiert jedoch nichts dergleichen.
    Flint gab sich geschlagen.
    „Also gut. Sie holen also diese ‚speziellen Fälle‘ persönlich ab. Von mir aus. Aber ich bin nicht alt genug. Ich habe nicht mal mein Abitur. Sehen Sie sich mal um! Haben Sie den Eindruck, dass ich hier bin, um mich auf einen höheren Bildungsweg vorzubereiten?“
    Er machte eine ausschweifende Geste.
    Sir Fowler ignorierte die Ironie in Flints Worten, folgte höflich seinem Blick und gestand: „Nein, nicht unbedingt. Doch das ist auch nicht nötig. Es reicht, wenn du die mittlere Schulreife erreicht hast oder auf dem Weg zum Abitur warst. Wie ich schon sagte, ist Cromwell nur eine ‚Art‘ Universität. Wir haben von der Regierung einen besonderen Status erhalten. Zu uns kommen
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