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Lokalderby

Titel: Lokalderby
Autoren: Jan Beinßen
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in dessen wässrig blaue Augen.
    Dieser wiegte das schwere Werkzeug in den Händen und suchte verunsichert den Blickkontakt mit der Wagner.
    »Du hast gehört, was er gesagt hat«, blaffte sie ihn an. »Bring zu Ende, was du angefangen hast!«
    »Bisher hat er nichts angefangen«, sagte Paul nun mit festerer Stimme.
    Beide sahen ihn fragend an.
    »Es ist doch so«, redete Paul drauflos. »Fränki ist nicht kleinlich, wenn es ums Austeilen von Schlägen geht. Aber mit Unterschlagung und Veruntreuung von Spielerbezügen hat er genauso wenig am Hut wie mit dem Mord an Buggi. Der geht einzig und allein auf Ihre Kappe, Frau Wagner. Ist es nicht so?«
    »Halten Sie den Mund!«, befahl sie Paul. »Sie wissen ja gar nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Ja, wovon?«, fragte Fränki und wirkte jetzt noch verstörter. »Was redet er da von Unterschlagungen?«
    »Er fantasiert«, meinte die Wagner beschwichtigend. »Versucht, seinen Kopf zu retten.«
    »Aber mit dem Mord an Buggi hat er recht«, sagte Fränki. »Das hast du allein gedreht.«
    »Ja. Weil Weinfurther den Club verraten und Interna an die Presse verkaufen wollte. Ich habe auch in eurem Interesse gehandelt.«
    »War es nicht eher so, dass Buggi Ihre Machenschaften durchschaut hatte und Sie anzeigen wollte?«, mischte sich Paul wieder ein. »Er hat kapiert, dass Sie Ihre Funktion als Beraterin schamlos dafür ausgenutzt haben, in die eigene Tasche zu wirtschaften. Mich würde es nicht wundem, wenn die Idee mit der fingierten Immobilienfirma auf Ihrem Mist gewachsen ist.«
    Fränki schien die Welt nicht mehr zu verstehen. Immer wieder sah er zwischen Paul und Ivonne Wagner hin und her. »Stimmt es, was er sagt?«
    »Nein, natürlich nicht! Wie schwachsinnig bist du eigentlich, dass du ihm glaubst?« Die Wagner war feuerrot angelaufen und herrschte den kleineren Fränki an: »Ich habe – genau wie du – immer nur das Wohl des Vereins im Kopf. Alles, was ich tue, ist im Sinne des . . .«
    ». . . des eigenen Vorteils!«, unterbrach Paul sie.
    »Nein!«, schrie die Wagner. »Nein, nein, nein! Alles Lüge!«
    Sie streckte ihre rechte Hand aus. »Fränki, gib mir den Schraubenschlüssel. Wenn du mal wieder versagst, mache ich es eben selbst.«
    Fränki jedoch kam ihrem Befehl nicht nach. »Nein«, sagte er tonlos. »Erst möchte ich wissen, wie das mit den Spielergeldern gelaufen ist. Hast du die Jungs wirklich beschissen?«
    »Völliger Quatsch! Wie oft muss ich dir sagen, dass Flemming das Blaue vom Himmel redet, nur um davonzukommen.«
    »Aber es stimmt, dass Sakowsky viel Kohle verloren hat. Das stand sogar in der Zeitung. Dabei bist du die Spielerberaterin und sollst die Jungs schützen vor. . .«
    »Halt endlich den Mund!«, fuhr die Wagner ihn an, so laut, dass er zusammenzuckte. »Niemals hätte ich dich ins Boot holen dürfen. Das war ein fürchterlicher Fehler. Aber ich habe nun einmal jemanden gebraucht, der die Drecksarbeit für mich erledigt, wenn es nötig wird.« Sie baute sich vor ihm auf. »Jetzt ist es nötig! Tu etwas für den Club und erledige deinen gottverdammten Job! Sonst ist es vorbei mit unserer Partnerschaft, dann bist du raus, ein für alle Mal!«
    »Das war doch nie eine echte Partnerschaft«, wehrte sich Fränki. »Du wolltest mich immer nur ausnutzen. Wie du selbst sagst: Die Drecksarbeit soll ich für dich machen, mehr nicht.«
    »Ich gebe dir ja auch etwas dafür.«
    »Die paar lausigen Kröten bekomme ich in Wahrheit doch bloß für mein Schweigen, weil ich rausbekommen hab, dass du den Buggi kaltgemacht hast.« Er spuckte auf den Boden. »Auf dein Geld pfeife ich.«
    Abrupt griff Ivonne Wagner nach dem Schraubenschlüssel, zog daran. Doch Fränki ließ nicht los.
    »Gib her das Ding!« Wie eine Furie riss sie mit all ihrer Kraft an dem Werkzeug.
    »Nein! Ich will wissen, was dran ist an Flemmings Behauptungen.«
    »Das kann dir egal sein! Lass den Schraubenschlüssel los. Sonst. . .«
    »Sonst was?«
    Zwischen den beiden entspann sich eine Rangelei, bei der Ivonne Wagners körperliche Unterlegenheit allein durch die Kraft ihrer Verzweiflung aufgewogen wurde. Sie schenkten sich nichts im Kampf um das Werkzeug und umkreisten sich wie Boxer, jeder bereit, den ersten Schlag auszuteilen. Dann prallten sie zusammen, umklammerten einander, fielen zu Boden, rangen mit unverminderter Intensität weiter.
    Paul ließ sich von dem bizarren Schauspiel nicht ablenken, sondern rieb seine Handgelenke. Auf diese Weise wollte er den Knoten hinter seinem
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