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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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jetzt daran denken muss, wie ihn der Lindbichler zu Allerheiligen aus dem Krautacker vom Brunner-Bauern gerettet hat, knapp bevor die Krähen ihm die Augen ausgehackt haben.
    Als ewigen Dank dafür holt er jetzt die zwei harten Schweinswürste aus seinem Wetterfleck heraus und wirft sie zusammen mit dem Schneegestöber als Grabbeigabe hinein ins Wasser, wo sie – anders als die Goldhaube – gleich versinken und abtauchen zu dem, für den sie bestimmt sind. Auch wenn der Lindbichler und die Franzi Kubelik ganz sicher in den Himmel kommen: Wer weiß denn schon, will der Biermösel auf Nummer Sicher gehen, welche Teufel ihnen dabei auf dem Weg dorthin über den Weg laufen.
    „Zeig ihnen die harten Schweinswürste!“, ruft ihm der Biermösel. Zu, „da scheißen sich sogar die Teufel bis zu ihren Hörnern hinauf an.“
    „Frohe Weihnachten!“, ruft er dann noch, bevor er die Doppelläufige nimmt und zweimal auf die Scheinwerfer da unten feuert. Dann ist es endlich wieder finster, kein Licht ist mehr zu sehen, das aus dem See heraus in den Himmel hinauf leuchtet.
    Wie er die Husqvarna und die Doppelläufige schultern und schnell von hier verschwinden will, weil er das Loch nicht mehr sehen kann, in dem der Lindbichler und die Franzi Kubelik eingebrochen und für immer versunken sind, hört er schon wieder den Derrick:
    „Warum sind sie denn überhaupt eingebrochen und versunken? Und was ist deiner bescheidenen Meinung nach mit der zweiten Reifenspur, die zum Loch führt, ha? Die wäre doch eine sprichwörtliche Fährte, deren Spur du mit der Nase aufnehmen könntest, wenn du nicht so furchtbar unästhetische Nasenhaare hättest, die darin herumstehen wie deine Rotbuchen im Wald!“
    Und was ist das jetzt für eine blöde Stimme, fragt sich der Biermösel auf einmal selbst, die da aus dem Loch heraus zu hören ist, seit er das Licht gelöscht hat. Hat er eine Büchse geöffnet, die sich dann wieder nicht schließen lässt?
    „Jetzt nach links!“, hört er die Stimme mechanisch und monoton zwitschern, „bei der nächsten Ampel nach links! Nach links!“
    „Und weiter?“ fragt der Biermösel, bis er endlich merkt, dass das die Dagmar Koller ist, die zu einem fehlerhaften GPS da unten gehören muss.
    Da entdeckt er mit seinen Adleraugen endlich den zweiten Wagen da unten neben dem Unimog vom Lindbichler. Ein riesiges schwarzes Ungetüm, groß wie ein Panzer, schwer wie ein Schiff. Und er erinnert sich wieder an die Worte vom Doktor Krisper, der ihm geschildert hat, wohin er den Wollatz geschickt hat, damit er sich genau so ein Geschoß zulegt. Im Nachhinein ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass der Doktor Krisper soviel redet, denkt sich der Biermösel.
    „Du also auch, Wollatz?“, fragt er besorgt. „Komplett vom rechten Weg abgekommen und im Blindflug in den Unimog vom Lindbichler hineingedonnert, sodass ihr alle miteinander eingebrochen und abgesoffen seid, war es so?“
    „So und nicht anders war es!“, hört er den Derrick zufrieden. „Darum würde ich meinen Harry nie um einen Wagen mit GPS schicken!“
    Auch wenn der Biermösel jetzt alle Rätsel gelöst hat: Die Dagmar Koller da unten hört noch immer nicht auf zu reden. Es ist genau so, wie er immer sagt: Bei den Weibern musst du das Mundwerk extra erschießen, wenn du sie zum Schweigen bringen willst.
    Also schiebt er jetzt langsam die 10 Millimeter-Munition in die Doppelläufige hinein, weil es bei der Koller ohne panzerbrechende Munition nicht gehen wird. Dann zielt er dem schwarzen Ungetüm da unten genau zwischen die Augen und endlich -
    Stille Nacht.
    Nur noch der Sternenhimmel thront über ihm, weit hinter den dicken Wolken verborgen, die nicht aufhören wollen, Schnee auf das Ausseerland zu zuckern, den der Lindbichler nie wieder wegräumen wird.
    Wie der Biermösel langsam zurück geht zur Fips, da ist er froh, dass er sich mit dem gewissen Weitblick eine von den 10 mm-Patronen aufgehoben hat. Er denkt nämlich besinnlich daran, dass morgen Weihnachten ist und heute Freitag. Und wenn er das Fernsehprogramm während der letzten Jahrzehnte richtig studiert hat, dann ist am Freitag auch noch nie was Gescheites im Staatsfunk gelaufen, im Gegenteil, der Freitag ist der schlimmste Tag von allen, weil da der Derrick ermittelt, und auf den scheißt er.
    Heute aber kann es sehr gut sein, dass er sich den anschaut, wenn er nach Hause kommt und immer noch nicht die häusliche Routine zurückgekehrt sein wird. Heute kann es gut sein, dass er
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