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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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das Problem mit dem Derrick endgültig löst und ihn aus dem Fernseher herausschießt wie das Huhn von der Stange.
    Darauf freut er sich, wie er die Birke erreicht und wieder alles in die Satteltaschen von der ausgegrabenen Fips packt. Darauf freut er sich heute wirklich.

Nowaja Semlja!
    Nach einer weiteren sehr furchtbaren Nacht, während der die Roswitha die letzte Chance verstreichen hat lassen und ihm wieder nicht die Hand zur Versöhnung gereicht hat; während der sie stattdessen wieder nur in ihrer Kammer herumgetänzelt ist und geheimnisvolle Zeilen in ihren Kellnerblock geschrieben hat; während der sie ein paar saubere Unterhosen und harte Würste aufs Bett gelegt hat und dann einen Rucksack dazu, der ihm schon sehr viel über ihre Pläne verraten hat; wie er sich dann aus dem Bett geschält und die Vorhänge zur Seite geschoben, wie er dabei mit schwacher Hand den 24. Dezember begrüßt hat, wieder einmal und hungriger noch nach einem erfüllten Leben als die Jahre zuvor, hungrig nach Schwein, nach Bier, nach Schnaps und den Weibern und nach den blauen Tabletten in Kübeln, jedoch mit Schmerzen in den Füßen, in den Knien, im Arsch, im Magen, am Schädel und im Zahn. Wie er also insgesamt schon mehr Kadaver als Mensch war, mehr Gekreuzigter als strahlender Erlöser, da hat er gewusst, dass seine Reise ins Herz der Finsternis noch immer nicht zu Ende ist und die Götter noch eine letzte Nettigkeit für ihn bereit halten, und wirklich:
    „Grasmuck, Grasmuck an Biermösel, Grasmuck, Grasmuck an Biermösel, hörst du mich, Grasmuck an Biermösel, hörst du mich?“, hat er den Funkspruch vom komplett besoffenen Grasmuck empfangen, der sich so angehört hat, wie wenn er gerade aus dem Puff herausgestolpert ist: „Seit gestern liegt der Shubidu Jack tot in der Pension zum Goldenen Kalb herüben in Goisern, und das glaubst du jetzt vielleicht nicht, aber der Narr hält eine Postkarte mit einem Gedicht von deiner Schwester in der Hand.“
    Das glaubt der Biermösel jetzt wirklich nicht, aber er hat ja auch nicht geglaubt, dass der Jesus sein Weihwasser in den Tötschinger verwandeln kann, also:
    „Lies vor!“
    Und wie der Grasmuck das Gedicht vorgelesen hat — vorgestammelt hat! —, schlechter, als der Doktor Krisper je erzählen könnte, da hat der Biermösel endlich gewusst, was die Roswitha die ganze Zeit in ihren Kellnerblock geschrieben hat.
    Was kann ein einzelner Mensch ertragen, hat er sich dann gefragt, nachdem er den Funkspruch mit dem Grasmuck beendet hat, weil der dann auch noch mit ihm zu streiten angefangen und den Bereitschaftsdienst nicht an seiner Stelle hat übernehmen wollen („Ich will wieder ins Puff hinüber!“, hat er geschrieen. Du hast ja eh die Roswitha, ich hab überhaupt niemanden!“).
    Wie er dann beim Fenster hinaus geschaut hat, da hat er draußen im jungfräulichen Schnee die frischen Spuren entdeckt, die zu den Sulzfüßen von der Roswitha gehört und vom Auerhahn weggeführt haben, und wie er durch das Loch in ihre Kammer hinübergeschaut hat, da war sie nicht mehr da.
    Jetzt sitzt der Biermösel endgültig von allen verlassen auf seinem Musentempel in Aussee herüben und ärgert sich fürchterlich, dass er den Jackpot vom Adventkalender schon gestern ausgesoffen hat. Als Trost dafür hat er sich ein paar ausgesucht trockene, ausgesucht schöne Rotbuchenholzscheiter auf seinem Scheißhaus um die Klomuschel herum gruppiert, weil letztlich auch er jetzt nicht mehr auf die gewisse weihnachtliche Stimmung verzichten will, jetzt haben sie ihn endlich soweit! Kann ja sein, denkt er sich, dass er es ein bisserl zu weit getrieben hat mit seiner Verachtung für das Weihnachtsfest und seine Symbolik, und dass das auch ein Grund dafür ist, dass ihm die Roswitha davongelaufen ist.
    Also versucht er, auf seine Art und in letzter Sekunde doch noch auf den Zug in Richtung Gefühlsduselei aufzuspringen und aus den Buchenholzscheitern einen Adventkranz zu formen, obwohl das natürlich zu spät und nicht einfach ist und ohne Nadeln und Kerzen obendrein ganz schön deppert ausschaut.
    Zum Trübsal Blasen aber ist das ideal, wenn er die Buchenscheiter immer wieder umgruppiert und sich dann fragt, ob das vielleicht endlich wie ein Adventkranz ausschaut. Das tut es aber nicht.
    Nach ein paar Stunden dann, während der er herumgruppiert hat und immer wieder herumgruppiert, da fällt ihm auf, dass er mit den bloßen Fingernägeln aus dem Rotbuchenholzscheit einen schönen
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