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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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Scheißhaus ist eine Entscheidung fürs Leben. Und wer weiß, denkt er jetzt sogar sehr positiv in Anlehnung an den Doktor Krisper, vielleicht kommt er mit dem neuen Eigentümer ja sogar ins Gespräch und sie unterhalten sich gut auf gleicher Augenhöhe und selber Wellenlänge, vorausgesetzt natürlich, dass er kein komplett gestörtes Verhältnis zum Scheißen hat.
    Andererseits sollte er natürlich vorher die Frage klären, warum der Jackpot Charlie ein Flugticket ausgerechnet vom neuen Eigentümer bei sich im Auto gehabt hat und soviel Bargeld gleich mit dazu, wo der ja nicht dafür bekannt war, dass er dem Papst seine Sorgen und dem Rothschild sein Geld gehabt hat. Es wird ihn doch hoffentlich dort nicht schon wieder ein Blutbad erwarten, wenn im Frühling die Gefriertruhe Ausseerland abtaut und ans Tageslicht bringt, was sich über den Winter an Schrecklichem zugetragen hat?
    Der Biermösel ist jetzt weit genug draußen. Er nimmt die Husqvarna, zieht das Starterkabel, bringt sie auf Touren und schneidet ein ordentliches Loch ins Eis. Dann wirft er die Goldhaube hinein und alle schlechten Gedanken an die Anni und ihre verlorene Zeit mit dem Jackpot Charlie gleich mit dazu.
    Aber so wie der eine oder andere Krapfen in der Klomuschel einfach picken bleibt und sich hartnäckig dagegen sträubt, dass er von den Fluten aus dem Spülkasten mitgerissen wird hinunter in den Kanal des Vergessenes, so ist jetzt auch die Goldhaube störrisch und uneinsichtig. Sie treibt an der Oberfläche dahin, stolz und eingebildet wie die Weiber vom Singkreis, zäh und provokant wie die depperte Seebachwirtin selbst, sodass wieder einmal nur das Feuer aus der Glock helfen wird.
    Ruhig zieht der Biermösel sie aus dem Halfter und montiert den Schalldämpfer vorne drauf. Heute will er nicht mehr Lärm machen als unbedingt nötig, sodass er nicht auch noch Schaulustige anlockt, die ihn dann wieder mit allem möglichen Zeugs bewerfen. Dann ballert er aus der Hüfte heraus eine schöne Ladung auf die Haube des Bösen, während er sich die Seebachwirtin darunter vorstellt und wie sich ein Loch nach dem anderen in ihrem Schädel auftut. „Kümmere dich endlich um deine Löcher im Schädel!“, täte er ihr am liebsten zurufen.
    „Derrick, Derrick an Biermösel“, hört er auf einmal den Klugscheißer wieder, von dem er gehofft hat, dass er ihn nie wieder hören wird, sobald er nur die gelben Tabletten abgesetzt hat. „Warum schneidest du Blödi denn extra ein kleines Loch in die Mitte vom See, wo doch zwei Meter weiter das große Loch ist?“
    „Was geht denn dich das an, wo ich meine Löcher hinein schneide?“
    Ganz scheint der Biermösel das finstere Tal der gelben Sonne mit seinen vielen Stimmen, die ihm aus den dortigen tiefsten Höhlen heraus zurufen und ihm mit ihren Ratschlägen den letzten Nerv ziehen, noch nicht hinter sich gelassen zu haben. Da wird er die Dosierung von den blauen noch deutlich erhöhen müssen, damit die gelbe Sonne endlich im blauen Ozean versinkt, bildlich gesprochen.
    Dass er das riesige Loch gleich neben dem seinen gar nicht gesehen hat, das kann er dann aber eh nicht behaupten. Der Biermösel mag nur einfach nicht glauben, was ihm der Doktor Krisper erzählt hat und was eigentlich auch ein Blinder sieht, trotz dichtestem Schneefall und schwärzester Finsternis:
    Dass da wirklich ein Licht aus dem See heraus scheint, hinauf in den Himmel.
    Er will sich damit nicht beschäftigen, weil man ja nie weiß, was in einem Loch auf einen wartet, aus dem das Licht heraus scheint. Aber dann geht er doch die paar Schritte hinüber und stellt sich an den ausgefransten Rand und schaut hinein.
    „Was sagst jetzt?“, fragt der Derrick schon wieder. „Das scheint ja wirklich ein einmaliges Rätsel zu sein, da kannst du jetzt mal zeigen, was du drauf hast!“
    Der Biermösel hofft insgeheim immer noch, dass da vielleicht der Stern von Bethlehem eingeschlagen hat und jetzt ganz weit unten im Todeskampf liegt und deshalb immer noch glüht.
    Aber diese Hoffnung versiegt ebenso schnell, wie in den letzten Tagen die Hoffnung auf ein erfülltes Weihnachten zu zweit versiegt ist, wie er ein kleines Packerl auf dem Eis neben dem Loch findet, mit einer schönen Masche drum herum und einem roten Herzerl dran. Der Biermösel hebt es auf, und obwohl es natürlich einen Tag zu früh ist, reißt er es auf und schaut hinein. Das Packerl ist aber nicht für ihn, weil er sich kein Schneegestöber mit dem Eifelturm in Paris drinnen
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