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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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praktisch dauernd und nicht einmal ungern am Klo sitzen bleiben muss und sich der Muse hingibt, na gut, denkt sich der Biermösel und kratzt sich verschämt hinterm Ohrwascherl, jetzt kann er ja verraten, dass es sich um gar keinen richtigen Musentempel handelt, auf dem er so niedergeschlagen sitzt, sondern um sein Scheißhaus, aber zum Nachdenken hat er trotzdem genug.
    In der gebeugten Denkerhaltung und mit dem Duftbaum von der Anni in der Hand, den sie ihm zum Abschied aufs Scheißhaus hereingehängt hat, in der klirrenden Kälte, die ihn da herinnen ummantelt, weil natürlich keiner an eine Heizung gedacht hat, wie sie den Gendarmerieposten vor hundert Jahren erbaut haben, da überlegt er zum Beispiel, warum in dieser Gegend die Winter eher immer noch kälter und immer noch länger werden, anstatt wie von der Wissenschaft vorhergesagt vielleicht doch einmal ein, zwei Monate kürzer und drei, vier Grad wärmer, mit dem 5-Volt-Heizstrahler unter seinem Arsch wird er jedenfalls Gevatter Tod nicht mehr lange draußen vor der Tür halten können. Kaum hat nämlich in dieser Gegend die Sonne einmal kurz den Zenit gestreift, macht der Biermösel jetzt die Sonne für einige seiner Probleme verantwortlich, geht die eigenwillige Dame auch schon wieder ihrer Wege und verabschiedet sich zu den Elefanten hinunter in den Süden, kaum hat sie einen kurzen Sommertag lang ein bisserl Vollgas gegeben, lässt sie ihn auch schon wieder im Stich, aber gut, denkt der Biermösel jetzt nicht nur positiv über die Sonne und die ganze übrige eigenwillige Damenwelt, lasst ihn doch alle miteinander einfach im Stich!
    Gesundheitlich geht es ihm im Vergleich zur Herbstsaison auch noch ein bisserl schlechter, danke, ein bisserl schlechter geht es im Winter immer noch. Zu den ganzen depperten Problemen unten herum haben sich in letzter Zeit auch noch ein paar Probleme weiter nördlich hinzugesellt. Ein furchtbar zerstörter Schädel quält ihn seit einem ebenso fürchterlichen wie würdelosen Unfall zu Allerheiligen, der ihn verkehrt herum gekreuzigt an einer Vogelscheuche drüben im Acker vom Brunner-Bauern hat enden lassen. Fast wie der Erlöser selbst ist er dort oben gehangen, nur halt verkehrt herum, sodass ihn die Leute dann doch nicht als Religionsgründer angebetet haben und ihm nachgefolgt sind wie der Hirschrudel dem 18-Ender. Aber Herrgottnocheinmal, muss er sich erst einen Polster unter einen roten Wetterfleck stecken, sich einen weißen Bart wachsen lassen und dauernd „Ho! Ho!“ schreien, damit auch ihn einmal wer anbetet und ihm nachfolgt, wenigstens die kleinen Kinderlein?
    Ein denkbar unwürdiger Ausklang von einer furchtbaren Herbstsaison war das jedenfalls, oder soll er sagen: ein denkbar unwürdiger Auftakt für eine nur umso furchtbarere Wintersaison? So kommt es dem Biermösel jedenfalls vor, seit bei ihm immer alles noch blöder läuft und er sich neuerdings sogar einbildet, dass er hin und wieder Stimmen hört. Also hat er sich nicht wundern dürfen, dass ihm der Doktor Krisper nach der eingehenden Untersuchung wegen dem Unfall tief in die Augen geschaut und ihn dann gefragt hat, ob sich bei ihm zur Grunddepression vielleicht auch noch die Winterdepression dazu geschoben hat oder ob das Problem tiefer liegt, „bist du vielleicht überhaupt schon ein Borderliner, Biermääässsel?“, hat er gefragt, und dann hat er ihm als einzig probates Mittel gegen die Borderlinerei die gelben Tabletten verschrieben, „gelb wie die Sonne müssen sie sein“, hat er versichert, „dann lacht die Welt dich wieder freundlich an!“
    Aber der Biermösel rutscht nur immer noch schwerer auf seinem Musentempel herum, je mehr er von den gelben Tabletten frisst, und er versinkt nur immer noch weiter in seiner Klomuschel, je länger er jetzt mit seinen äußeren Adleraugen die sanitäre Räumlichkeit abtastet, während er gleichzeitig mit seinem inneren Adlerauge die Pläne für einen eventuellen Gesamtaus- und Umbau von seinem Musentempel entwirft, um den er, wie es heute ausschaut, sowieso nicht herumkommen wird, weil ihn zwar weiterhin keine von den rassigen Schönheiten dieser Erde auf ihrem Gabentisch unter dem Christbaum vorfinden möchte – was sein heimlicher Weihnachtswunsch wäre –, ihn aber die depperte Bundesregierung nicht und nicht aus dem Staatsdienst entlassen will, also Frage an Stararchitekt Wollatz:
    „Was kann man tun?“
    Der Biermösel überlegt, ob er den Zittergreis Wollatz nicht gleich anrufen und mit ihm
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