Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
Prolog
    Einmal, Kruzifix, einmal nur, dass auch ihn die gewisse vorweihnachtliche Stimmung ummanteln und er sich von Strass und Lametta blenden lassen könnte!
    Einmal nur, dass auch er den Heiligen Abend mit einer rassigen Schönheit auf dem Schaffell vor ihrem offenen Kamin verbringen und dabei Lebkuchen mit Streusel essen könnte! Einmal nur, dass er nicht stattdessen immer als Einziger alleine unterm Christbaum herum liegen muss, komplett besoffen und einsamer noch als der Herr Jesus Christus zu Ostern oben am Kreuz!
    Oder einmal wenigstens, dass er den weihnachtlichen Bereitschaftsdienst rechtzeitig an den Grasmuck abtreten könnte! Einmal nur, dass er dann das letzte Fenster am Adventkalender von der Schnapsmanufaktur Tötschinger erst am 24. aufreißen und den Jackpot in Ruhe zwitschern könnte! Einmal nur, dass er dann von allen Sorgen befreit den Posten zusperren und zur Weihnachtsgans im Auerhahn hinüber fahren könnte, die selbstverständlich ein Weihnachtsschweinderl ist, was denn sonst! Dann noch sieben, acht Besoffene Kapuziner mit viel Schlag zum Drüberstreuen, weil ihm die katholische Symbolik gerade zu Weihnachten schon auch sehr wichtig ist. Anschließend der Roswitha noch den Beschwerdekatalog vorgetragen anstatt dem Evangelium nach Matthäus. Dann hinauf in die Schlafkammer, wo als Betthupferl der Lebkuchen auf ihn wartet, und endlich im Halbkoma zufrieden einschlafen, Herrgottnocheinmal, so schaut ein perfekter Heiliger Abend aus, genau so!
    Einmal, Kruzifix, einmal nur, dass ihm das Weihnachtsfest nicht komplett aus dem Ruder laufen und sich zu einem einmaligen Fest der Verheerungen auswachsen täte! Einmal nur, dass der Komet in die Punschhütte vor der Kirche einschlagen und alle dort versammelten blondierten Trotteln und toupierten Trampeln mit in den Abgrund reissen könnte! Einmal nur, dass die richtigen Leute zu Weihnachten im zugefrorenen See absaufen und nicht immer die falschen!
    Oder einmal wenigstens, dass die depperte Seebachwirtin anklopfen täte, bevor sie ungefragt zu ihm auf den Posten hereingeschneit kommt und ihn aus seiner vorweihnachtlichen Ruhe reißt! Einmal nur, dass sie sich dabei die Stiefel auszieht und nicht den ganzen Dreck hereinschleppt und alles überschwemmt! Einmal nur, dass sie dann nicht mit ihren Fingern vor seinem Gesicht herumfuchtelt und hysterisch schreit wie die von den komplett rücksichtslosen Jägern angeschossene Wildsau, nur weil sie schon wieder ein Problem hat:
    „Biermösel! Die Rotwildproblematik drüben an der langen Geraden im Silbertannenwald!“
    „Was ist mit der?“
    „Dort wird noch was Schreckliches passieren, das prophezeie ich dir!“
    „Und wie kommst du drauf, du Prophetin?“
    „Weil die Hirschkühe und Bambis dort alle als Ragout auf der Straße kleben, noch bevor die Jäger sie überhaupt abknallen können!“
    „Und warum ist das so?“
    „Weil es dort dauernd zu furchtbaren Kollisionen zwischen Autos und dem ungeschützten Rotwild kommt!“
    „Und seit wann ist das so?“, kichert der Biermösel, der genau weiß, warum und seit wann das so ist.
    „Seit du im Spätherbst den 18-Ender und Anführer vom Hirschrudel erschossen hast, du gottloser Geselle, im Blutrausch und in der Komplettrage!“
    „Und weiter, Herrgottnocheinmal!“
    „Das ist nicht der Sinn dahinter!“
    „Und was wäre der Sinn dahinter?“
    „Dass wir Wirten den Gästen ein frisches Wildbret auftischen können!“
    „Was aber wäre der Sinn dahinter“, fragt der Biermösel ruhig, „wenn ihr depperten Wirten den Gästen ein Wildbret auftischen könnt, wo doch die Roswitha drüben im Auerhahn den Schweinsbraten zu immer neuen und immer lichteren Höhen führt?“
    „Red nicht so blöd daher, Biermösel!“
    „Fall um und stirb, Seebachwirtin!“

Eisbär
    Der Biermösel sitzt auf seinem Musentempel am Gendarmerieposten in Aussee herüben und gibt sich der Muse hin, so wie er sich in den letzten Jahren immer wieder und immer häufiger der Muse hingegeben hat. Am Anfang von seiner beispiellosen Karriere zwar auch schon sehr oft, aber noch nicht so oft wie jetzt in diesen besinnlichen Tagen vor Weihnachten. Wenn die Gendarmerie nämlich jung ist, dann jagt sie draußen in der frischen Luft die Volksgesundheit im Breitensport und scheißt auf die heimelige Besinnlichkeit vor Weihnachten. Sobald die Gendarmerie dann aber alt und buckelig geworden ist, frisst sie immer unmäßiger und trinkt sie immer häufiger in extremis, sodass sie in der Folge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher