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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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auch er nicht aus.
    „Greifst du den Scheißhaufen nicht an, dann stinkt er auch nicht“, hat ihm der alte Biermösel als erstes Gebot der Gendarmeriearbeit mit auf den weiteren Karriereweg gegeben, also wird er jetzt mit der Goldhaubenproblematik entsprechend verfahren und den Akt schließen, noch bevor er ihn überhaupt angelegt hat.
    Jedoch muss er sich dabei schon ein bisserl ärgern, dass er der Erzkatholischen nicht gleich eine betoniert hat, „Ritscheratsche eine Watsche!“, wäre ein weiterer guter Rat vom Alten gewesen, den er aber leider nicht beherzigt hat!
    Irgendwie hat er seit der Bruchlandung im Krautacker vom Brunner-Bauern und der anschließenden Behandlung beim Doktor Krisper den Punch verloren. Die äußerliche Umsetzung von der inneren Rage lässt seither gehörig zu wünschen übrig, aber ohne Extremrage macht das Leben überhaupt keinen Spaß!
    Der Biermösel fragt sich also besorgt, wie er langsam vom Musentempel aufsteht und hinausgeht zum Schreibtisch: Ist denn der Liebeskummer alleine wirklich imstande, dass er ein gestandenes Gendarmenmannsbild wie ihn, einen Haudrauf und Rübezahl, wie nur noch der Don Camillo einer war, einen Zornbinkel der allerersten Güte und Abkömmling vom King Kong ganz und gar niederdrücken kann wie der späte Schnee im Frühling die ersten Knospen der Blumenwiese, ist denn das möglich?
    Der Biermösel mag sich jetzt gar nicht mehr mit sich selbst versöhnen, weil er die Jennifer nicht gegen das Geschnatter von der Seebachwirtin und ihren Anfangsverdacht verteidigt hat wie die Löwin in der Savanne ihr Löwenbaby gegen die gierige Hyäne.
    Er schämt sich tief in den Boden hinein, weil er der missgünstigen Drecksau nicht gleich gesagt hat, dass die Zwillinge von der Anni trotz gewisser Auffälligkeiten im Spätherbst, während der sie sich überraschend als Handtaschendiebinnen entpuppt haben, bei ihm sowohl für die Alarm- als auch für die Rasterfahndung tabu sind und sicher nicht als Verdächtige für einen Goldhaubendiebstahl in Frage kommen. Selbst wenn der Ede Zimmermann oben in Mainz sie zur Treibjagd freigeben täte, täte der Biermösel sie herunten in Aussee nicht jagen, weil er von ihrer Unschuld zutiefst überzeugt ist, das Wichtigste im Leben ist halt einfach die tiefe Überzeugung.
    Was bitte, hätte er sie fragen sollen, können denn die heutigen Jugendlichen dafür, dass ihnen keiner mehr unter die Arme greifen mag, außer der Doktor Krisper vielleicht, der schon den Lindbichler bei der Straßenmeisterei (dickes Plus!) und den Jackpot Charlie bei der Ackerbau- und Viehzuchtbank (dickes Minus!) untergebracht und auch den beiden Zwillingen nach ihrem Hinauswurf aus der Hotelfachschule drüben in Ischl infolge Ecstacy-Missbrauch gerne und bereitwillig eine Schnupperlehre vermittelt hat. Die Manu sägt und schweißt heute brav und vorbildlich beim Eckert-Schmied im männerdominierten Beruf vom Werkzeugmacher am Metall herum, dass es eine Freude ist und die Funken sprühen und sie dabei hoffentlich was lernt, was sie einmal fürs Leben brauchen kann. Nur für die arme Jennifer ist dann leider nur der Bodensatz übrig geblieben, die Zwiebelschälerei bei der Seebachwirtin nämlich, vor der schon ganz andere Kaliber geflüchtet sind (wie im Spätherbst der Scheinasylant Mao Tse Tung, nicht verwandt, nicht verschwägert). Aber für die Tochter von einer lustigen Putzfrau ist in diesen Tagen scheinbar nicht mehr drinnen, wo die Heuschrecken aus der Wirtschaft die Sonne verfinstern und jeden entlassen, der nicht Vorstand oder Aufsichtsrat oder Gesamtbetriebsrat heißt. Nur ihn alten Trottel will der Gesetzgeber nicht und nicht aus dem Staatsdienst entlassen. Einmal mehr bereut er mit den bitteren Tränen von denen, die komplett an der richtigen Berufswahl vorbeigegangen sind, dass er nicht mehr aus seinem Leben gemacht hat und Bierfahrer geworden ist.
    Der Biermösel hat sich den Wetterfleck übergeworfen und steht jetzt noch ein bisserl beim Fenster herum. Er schaut aber nicht mehr deppert auf den See hinaus, wie er das früher immer getan hat. Das Fenster ist nämlich mit schweren Eiszapfen verhangen, die von der Dachrinne herunter wachsen und ihm die Sicht hinaus versperren. Dick wie die Gitterstäbe in den Straflagern jenseits vom Ural sind sie, mächtig wie die Stalagtiten drüben in den Eishöhlen in Dachstein, auf die er als Radikalpatriot natürlich auch sehr stolz ist.
    Aber der Biermösel braucht sowieso schon lange keine freie Sicht mehr
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