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Loecher, noch und noecher

Loecher, noch und noecher

Titel: Loecher, noch und noecher
Autoren: Manfred Rebhandl
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Rotbuchenholzchristbaumständer mit einem schönen Loch in der Mitte drin geschnitzt hat. Und wie er nachdenklich aus der Tasche in seinem Wetterfleck den Duftbaum von der Anni hervorkramt, wie er das viel zu große Loch im Rotbuchenholzchristbaumständer dann anschaut und den viel zu kleinen Stamm vom Duftbaum dazu. Wie er den Stamm dann zum Loch führt und das Loch zum Stamm, da erinnert er sich an die Anni und wie er sie im Spätherbst hat packen wollen. Und auf einmal fällt ihm ein, wie er vielleicht doch noch den Weltfrieden retten und die auf ewig verfeindeten Pole dieser Welt miteinander versöhnen könnte, so wie es ihm der Herr Jesus Christus aufgetragen hat, da fällt es ihm endlich ein!
    Der Biermösel steckt sich den Weihnachtsständer samt dem Duftbaum in seinen Wetterfleck. Er sperrt den Posten zu und scheißt so wie der Grasmuck auf den Bereitschaftsdienst zu Weihnachten, zu dem immer die einsamen Junggesellen verdonnert werden, nie aber die glücklichen Familienväter. Er gräbt draußen vor dem Posten die Fips aus und schwingt sich darauf, und los geht die Friedensfahrt hinüber zum Silbertannenwald, wo vielleicht die Lösung von allen Problemen der Menschheit auf ihn wartet.
    Weil der Biermösel sich dann aber nicht allzu lange freiwillig im Silbertannenwald aufhalten will, springt er während der Fahrt durch die lange Gerade nur kurz von der Fips herunter und hechtet mit einer flüssig-eleganten Bewegung in den Silbertannenwald hinauf, während er die Fips im Leerlauf langsam weiterrollen lässt. Dann haut er mit einer hauruckartigen Bewegung und mit der nackten Faust die erstbeste Silbertanne um, schultert sie, gleitet mit ihr über den harten Schnee wieder hinunter in Richtung Straßenrand, hebt dort ab wie der Goldberger von der Schanze und kommt – genau wie er es geplant hat – nach nicht mehr als sechs Sekunden wieder auf der Fips zu sitzen, ganz sinnlos war es also doch nicht, dass er vor 35 Jahren in der Gendarmerieschule oben in Linz das Zusatztraining „McGyver“ absolviert hat, ganz sinnlos ist im Prinzip sowieso nie was, wenn man es genau nimmt, vielleicht hat es ja sogar einen Sinn gehabt, dass ihn die Anni und die Roswitha verlassen haben, weil vielleicht sogar er durch das demütige Hinnehmen von diesen Windungen des Schicksals noch einmal an Statur gewinnt und endlich zum alles ertragenden Fliegenfischer wird?
    Aber darauf scheißt er!
    Wie er nämlich mit der depperten Silbertanne in der einen Hand und dem Rotbuchenholzchristbaumständer in der anderen wieder dahinfährt, hinaus aus dem Wald des Grauens, da denkt er mit großer Entschiedenheit, dass er gar kein Fliegenfischer sein will!
    Also stoppt er die Fips noch einmal ab, rammt die Silbertanne in den Schnee und geht zurück hinauf in den Wald. Mit seinen zwei patentierten Fäusten „Krankenhaus“ und „Friedhof“ haut er noch paar Festmeter Silbertannen um und überantwortet sie dem Borkenkäfer im Frühling, aus Wut auf die Katholische Kirche, aus Rache an den Bundesforsten. Und bevor er vollends zum laschen Friedensengel wird und seine Herkunft als Biermösel verleugnet, bevor er der Rotbuche vielleicht sogar abschwört und sich an einer Silbertanne aufhängt, damit das ganze Drama mit ihm endlich ein Ende hat, da haut er noch einen halben Wald heraus, aus Spaß diesmal, aus Freude an der zurückgewonnenen Kraft.
    Weil endlich spürt er die innerliche und äußerliche Komplettrage wieder in sich. Endlich haben die blauen die gelben Tabletten in seinem Körper so weit zurück gedrängt, das er wieder er selbst ist und der Verweichlichung mit noch ein paar umgehauten Silbertannen endgültig widersagt.
    Scheiß doch überhaupt auf ein friedliches Weihnachtsfest zu zweit! Scheiß doch auf die ganzen Schaffelle vor den Kaminen von den Weibern (die dann auch noch mit dem falschen Holz befeuert werden)! Hauptsache, seine alte Persönlichkeit fließt jetzt wieder zurück in seine morschen Knochen! Hauptsache, der Haudrauf in ihm hat wieder den Metrosexuellen verdrängt, Halleluja!
    Endlich hat der Biermösel den halben Gebirgskamm kahl geschlagen, sodass die Förster und Jäger aus der Hölle morgen Früh wieder schön blöd schauen und sich fragen werden: Ist denn da einer von uns mit seinem grün gestrichenen Geländewagen wegen fehlerhaftem GPS vom rechten Weg abgekommen und hat alles niedergemäht? Wer oder was könnte denn sonst so eine Schneise in unsere Wälder schlagen?
    „Der Biermösel nach seiner
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