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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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praktisch, dass wir unser Training zu Hause anbieten können.«
    »Aber …«, fing Nikki wieder an.
    »Aber was?«, wiederholte Mrs Merrivel, und eine steile Falte zeigte sich zwischen ihren Brauen.

    »Ich dachte, Sie bilden Kosmetikverkäuferinnen aus! Carrie Mae verkauft Kosmetik! Klingeling, ich komme von Carrie Mae. Probieren Sie mal unser fantastisches neues Rouge aus. Es sind doch nur Kosmetikvertreterinnen ! Ich meine …« Nikki wurde sich der tödlichen Stille bewusst, die sich über den Raum gesenkt hatte. Mrs Merrivel kräuselte die Lippen, als rieche sie etwas höchst Widerliches. Nikki wusste, dass sie jetzt besser den Mund halten sollte, aber sie schaffte es einfach nicht.
    »Ich war bei der Recruitment-Veranstaltung in Kanada. Sie haben gesagt, die Carrie-Mae-Stiftung fördere schulische Ausbildung und ärztliche Versorgung in der Dritten Welt. Sie haben nichts von Waffen gesagt und von …« Nikki gestikulierte hilflos und versuchte mit den Händen auszudrücken, was sie nicht in Worte fassen konnte. »Und von Spionage war auch nicht die Rede. Das hätte ich mir gemerkt.«
    »Nun, das können wir natürlich nicht so offen sagen«, erwiderte Mrs Merrivel und lächelte liebenswürdig. »Aber ich hatte gehofft, du hättest mittlerweile begriffen, dass es bei Carrie Mae nicht nur um Kosmetik geht. Außerdem gefällt es mir nicht, wenn unsere Teamkolleginnen in diesem abfälligen Ton als Kosmetikvertreterinnen bezeichnet werden. Unsere im Verkauf tätigen Beraterinnen verdienen mit ihrer Arbeit ein anständiges Einkommen für ihre Familien und versorgen unsere Kundinnen mit guten und erschwinglichen Kosmetika. Unsere Verkaufsberaterinnen sind das Rückgrat von Carrie Mae und das Herz Amerikas. Nur weil sie im freien Vertrieb tätig sind, sollte ihre Arbeit nicht als selbstverständlich hingenommen oder ihre Verdienste geschmälert werden.« Mrs Merrivel hatte ihren Tadel in einem Ton sanfter Enttäuschung vorgebracht, und Nikki senkte beschämt den Kopf.

    »Tut mir leid, Mrs Merrivel«, sagte sie zerknirscht.
    »Schon gut. Hat dir die Erkundungstour gefallen?«
    »Doch, es war sehr nett«, sagte Nikki pflichtschuldigst.
    »Das freut mich. Was hältst du nun davon, für uns zu arbeiten?«
    Nikki starrte sie an. Von all dem Unglaublichen, das sie während der letzten paar Stunden gesehen und gehört hatte, war dies das Allerunglaublichste. Völlig ausgeschlossen, dass man ausgerechnet sie wollte.
    »Warum ich?«, fragte Nikki schließlich, denn die Frage war naheliegend und etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    »Warum sollten wir dich denn nicht wollen, Nikki?«, fragte Mrs Merrivel entgeistert.
    »Na ja, Connie hat mir unterwegs von den anderen Trainees erzählt, und die scheinen alle Elitesoldatinnen oder so was zu sein. Ich glaube nicht, dass ich … Ich glaube nicht, dass ich Ihren Erwartungen gerecht werden könnte, Mrs Merrivel.« Woraufhin Mrs Merrivel den Ordner aufschlug, der vor ihr lag.
    »Nikki«, sagte sie und blätterte darin, »ich habe mir deine Akte genau angesehen. Du hast einen Bachelor in Linguistik mit den Nebenfächern Klassische Literatur - wo du Italienisch und Latein gelernt hast - und Sport.«
    »Ich habe hauptsächlich Aerobic-Kurse belegt«, murmelte Nikki.
    »Sowie Kurse in Judo und Kampfsport«, fügte Mrs Merrivel hinzu und blätterte weiter. »Dein Abschlusszeugnis von der Highschool bescheinigt dir, dass du sowohl Spanisch als auch Französisch beherrschst.«
    »Mein Vater kommt aus Quebec«, erklärte Nikki. »Zu Hause haben wir immer Französisch gesprochen.«
    »Ja, mir war aufgefallen, dass in deiner Grundschul-Akte
vermerkt war, dass du bis zur dritten Klasse eine katholische Schule in Quebec besucht hast. Nachdem deine Eltern sich haben scheiden lassen, bist du nach Washington gezogen. Folglich hast du sowohl die amerikanische als auch die kanadische Staatsbürgerschaft - das stimmt doch, oder?«
    »Was meinen Sie mit ›meiner Grundschul-Akte‹?«, fragte Nikki, ohne auf Mrs Merrivels Frage einzugehen. »Wo haben Sie diese Informationen eigentlich her?«
    »Ich habe deine Schulakten eingesehen«, sagte Mrs Merrivel und blätterte weiter.
    »Meine Schulakten?«, fragte Nikki ungläubig. »Es gibt überhaupt keine Schulakten. Das haben sich irgendwelche Erwachsenen ausgedacht, um Kindern Angst zu machen. So wie der schwarze Mann oder …«
    »Was ich damit sagen will, Nikki«, unterbrach Mrs Merrivel sie, »ist Folgendes: Du besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft,
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