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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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Ellen. Jenny und Nikki warteten gespannt auf den Rest des Satzes. »Als ich angefangen habe, Carrie-Mae-Kosmetik zu verkaufen …« Sie warteten drei weitere Schritte. »… hätte ich nicht gedacht …«
Noch mal zwei Schritte. »Dass man dabei so viel laufen muss.«
    »Laufen ist mir lieber als Kosmetik zu verkaufen.« Nikki dachte nur ungern an ihren ersten und einzigen Verkaufsversuch, der ziemlich desaströs verlaufen war.
    »Du hast gut reden«, meinte Ellen. »Du kannst ja auch laufen.«
    Das stimmte allerdings. Nikki konnte laufen. Wann immer eine längere Phase der Arbeitslosigkeit sie gezwungen hatte, wieder bei ihrer Mutter einzuziehen, hatte sie schon allein deshalb wieder mit dem Laufen angefangen, um aus dem Haus zu kommen. Sie wusste allerdings auch, dass das Laufen nur eine ihrer vielen, im Laufe der Jahre perfektionierten Vermeidungsstrategien war.
    »Ab und an laufe ich ganz gern«, gab Nikki zu. Dass sie eigentlich nur lief, weil sie unfähig war, mit ihrer Mutter klarzukommen, war nichts, worauf sie stolz war - selbst wenn sie diesem Umstand ihre stahlharten Pobacken verdankte.
    »Und ich würde Dina ab und an ganz gern einen Arschtritt verpassen«, sagte Jenny, was wegen ihres kultivierten Akzents irgendwie drollig klang, aber Nikki wusste, dass es genau so gemeint war. »Nein, jetzt ganz im Ernst, was sollen wir wegen ihr unternehmen?«, fragte Jenny.
    »Tut mir leid, aber ich bin zu müde, um mir etwas ein - fallen zu lassen. Ich schlage mir gerade die Nächte um die Ohren, um den Stoff der letzten Wochen aufzuholen, und bin echt fertig«, meinte Nikki, und Ellen nickte mitfühlend.
    Den Rest der Strecke legten sie schweigend zurück. Die Sonne hatte ihren Höhepunkt überschritten und warf lange Schatten, als sie schließlich in moderates Schritttempo verfielen.

    »Wollen wir nach dem Abendessen noch Schießen gehen?«, fragte Jenny plötzlich. Nikki stöhnte. Sie war jetzt schon hundemüde, und die Aussicht, nachher noch zum Schießplatz zu laufen, war längst nicht so verlockend wie nach dem Abendessen vor dem Fernseher abzuhängen.
    »Könnte bestimmt nicht schaden«, fuhr Jenny fort, »denn - ohne dich beleidigen zu wollen, Nikki - ich glaube, die Bemerkung mit der Scheune war auf dich gemünzt.«
    »Na gut«, seufzte Nikki. »Danke«, fügte sie noch hinzu, denn sie wusste, dass Jenny es nur gut meinte. Jenny winkte ab, als wäre es nichts.
    »Ich komme auch mit«, bot Ellen an, wofür Nikki sie hätte umarmen können. Kaum zu glauben, dass sie Jenny und Ellen erst seit einer Woche kannte. Die beiden waren ihr jetzt schon bessere Freundinnen als alle Mädels, die sie je auf der Highschool gekannt hatte.
    »Aber zuerst«, sagte Ellen, »schnappe ich dir den Platz in der Dusche weg!«
    »Hey!«, rief Nikki und lachte, als Ellen einen respektablen Sprint zu ihrem Zimmer hinlegte.
    »Und das lässt du dir gefallen?«, fragte Jenny mit gespielter Entrüstung.
    »Klar«, sagte Nikki, und Jenny lachte. »Wir sehen uns beim Abendessen.« Sie winkte Jenny zum Abschied zu und ging in das Zimmer, das sie sich mit Ellen teilte.
    Die Dusche lief schon, als Nikki sich ihr Haargummi abstreifte und ihr verschwitztes T-Shirt auszog. Als sie in den Spiegel schaute, stöhnte sie. Ihre roten Haare waren so kunstvoll zerzaust, als hätte ein Haarstylist zwei Stunden daran gearbeitet. Es würde Stunden dauern und ein Kilo Conditioner verschlingen, um das Chaos zu bändigen. Aus dem Spiegel starrten ihre grauen Augen müde zurück, und
Nikki winkte sich zu, um sich aufzumuntern. Leider funktionierte es nicht. Sie ließ sich auf ihr Bett plumpsen und dachte darüber nach, das Abendessen ausfallen zu lassen und lieber ein kleines Nickerchen zu machen.
    Die vorige Woche, die sie hauptsächlich damit verbracht hatte, mit Mr Merrivel Golf zu spielen und Swingklassiker zu singen, war sehr erholsam gewesen und hatte ihr das träge Gefühl von Sommerferien gegeben. Leider hatte das nicht lange angehalten, denn sobald sie sich entschieden hatte, bei Carrie Mae anzufangen, hatten die Ereignisse sich derart überschlagen, dass Nikki nicht mal Zeit geblieben war, ihre Sachen auszupacken. Folglich sah Nikkis Seite des Zimmers aus, als wäre ihr Rucksack explodiert - und als wäre das nicht schon schlimm genug, musste sie irgendwo unterwegs auch noch ihre Haarbürste und ein paar T-Shirts verloren haben.
    Auf Ellens Seite herrschte peinliche Ordnung. Alles lag feinsäuberlich an seinem Platz, und Nikki sah, dass Ellen sogar
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