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Lizenz zum Kuessen

Lizenz zum Kuessen

Titel: Lizenz zum Kuessen
Autoren: Bethany Maines
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Staub gewischt hatte. Neben Ellens Bett stand ein Bild von einem fröhlich lachenden Mann, der ungefähr in Ellens Alter war. Sie hätte gern gewusst, ob das Ellens Mann war, und wenn ja, was er von Ellens neuem Job hielt.
    Nikki streckte sich der Länge nach auf dem Bett aus. Wen kümmerte es, was andere davon hielten - was hielt sie selbst davon?
    Das Fitnesstraining war okay. Die seltsamen Unterrichtsfächer gingen auch - bis auf Zielschießen. Es machte ihr auch nicht sooo viel aus, den bislang verpassten Stoff nachzuholen oder den daraus resultierenden Schlafmangel zu verkraften. Viel schlimmer war, dass sie jetzt tagtäglich von fünfzehn anderen Frauen umgeben war, die allesamt klüger, hübscher und selbstbewusster waren als sie. Zumindest kam
es ihr so vor. Wieder einmal hatte Nikki das unschöne Gefühl, nicht dazuzugehören, weswegen sie für Ellens und Jennys Freundschaft noch dankbarer war.
    Sie trat sich ihre Turnschuhe von den Füßen und hörte sie gegen die Wand knallen und zu Boden fallen. Dann versuchte sie, sich mit den Zehen die Socken auszuziehen. Nachdem sie sich ein Weilchen vergeblich bemüht hatte, zog sie sich eine Socke mit der Hand aus und versuchte dann die andere mit den nackten Zehen vom Fuß zu streifen. Ellen kam summend aus dem Bad.
    »Die Dusche ist dein«, sagte sie und zog sich frische Sportklamotten an.
    »Schön«, sagte Nikki und rührte sich nicht.
    »Ich gehe schon mal runter. Sarah wollte mir ihre Aufzeichnungen zum Kurzschließen zeigen.«
    »Cool«, sagte Nikki.
    »Kommst du dann auch gleich?«, fragte Ellen, sichtlich besorgt - und sichtlich bemüht, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Nikki lächelte Ellen an. »Sowie ich es schaffe, mich aufzusetzen.«
    »Okay.« Ellen lachte. »Dann sehen wir uns unten.«
    Die Tür schloss sich hinter Ellen, und wenig später wälzte Nikki sich vom Bett und stolperte in die Dusche. Als das Wasser auf sie herabströmte, ließ sie sich an die Wand sinken und überlegte, ob sie verrückt war oder nicht. Noch war es nicht zu spät. Sie könnte immer noch Lehrerin werden, bei Starbucks jobben, weiterstudieren, was auch immer werden.
    »Was auch immer« wollte sie jetzt schon seit vier Jahren werden. Nach dem College war sie von einem sinnlosen Job zum nächsten gezogen. Sie wartete noch immer darauf, eines Tages zu wissen, was sie mal werden wollte, wenn sie erwachsen
war. Nur war sie mittlerweile fünfundzwanzig, was gemeinhin als erwachsen galt. Eigentlich sollte sie mittlerweile wissen, was sie wollte. Sollte irgendetwas vorzuweisen haben. Hatte sie aber nicht. Nikki seufzte, stieg aus der Dusche und wickelte sich in ein Handtuch. Carrie Mae … gut möglich, dass es verrückt war, aber es war besser als nichts.
    Sie lieh sich Ellens Bürste, bändigte ihr störrisches Haar in einen Pferdeschwanz und ging mit dem festen Entschluss nach unten, sich nicht vor Jennys Angebot zu drücken, nachher noch Schießübungen zu machen. An mangelndem Engagement sollte ihre Karriere bei Carrie Mae nicht scheitern.
    Im Aufenthaltsraum saßen die meisten Mädchen noch auf den Sofas herum und schwatzten. Die Köchin schob das Schiebefenster zwischen Küche und Essbereich auf und fing an, Teller auf der Theke aufzureihen.
    »Essen ist fertig!«, rief sie. Die Mädchen standen auf und stellten sich an.
    »Also, es bleibt doch dabei«, fragte Nikki und zog Jenny vor sich in die Schlange, »dass wir nach dem Essen noch auf den Schießplatz gehen, oder?«
    »Ja, natürlich.« Für Jenny schien das ganz selbstverständlich.
    »Ich weiß wirklich zu schätzen, dass du mir hilfst«, sagte Nikki.
    »Ach, das ist doch keine große Sache«, meinte Jenny lachend. »Du kannst nicht schießen, und ich kann es - trifft sich doch bestens.«
    »Bevor ich hierherkam, habe ich noch nie geschossen«, fuhr Nikki fort. Jenny schaute sie ungläubig an. Ihre blassblauen Augen passten wirklich perfekt zu ihren blonden Haaren.
    »Ich hatte vor meinem vierzigsten Geburtstag auch noch
nie eine Waffe in der Hand«, meinte Ellen und stellte sich hinter Nikki an. Nikki drehte sich um und lächelte dankbar. »Am Anfang war ich auch ziemlich schlecht. Aber das wird besser, wenn du nur deine Muskeln in Form bringst und fleißig trainierst.«
    Beim letzten Schießtraining hatte Nikki sich mit eigenen Augen davon überzeugen können, wie fleißig Ellen trainiert haben musste. Die meisten Schießstände auf dem Platz hatten vorne eine Brüstung, auf der man Waffen und Munition ablegen
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