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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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Antidepressiva nimmt, heißt das noch lange nicht, daß er Selbstmord oder Mord begeht.“
     
    „Komisch, daß Sie das zur Sprache bringen.“
     
    „Donald Turow war ein Einzelfall.“
     
    „Der mit Prozac voll war.“
     
    „Ein Einzelfall!“
     
    „Ein bedauerlicher Einzelfall, der dazu benutzt wird…“
     
    „Einer in zwanzig.“
     
    „Was?“
     
    „Das ist, was die Pharmaindustrie auf den Beipackzetteln schreibt, Sie wissen schon, in den Zetteln, die sowieso keiner liest, weil die verdammten Dinger so klein gedruckt sind, daß man schon beim Hinsehen Augenkrebs bekommt.“
     
    „Das sind nur statistische Werte.“
     
    „Das sind 5 Prozent.“
     
    „Wie gesagt, Statistik.“
     
    „Einzelfälle, nicht wahr?“
     
    „Ja.“
     
    „Können Sir mir sagen, wieviele Einzelfälle es gab, bei denen Ein Amoklauf von jemanden verübt wurde, der ebenso auf Antipsychotika or Antidepressiva war?“
     
    „Da gibt es keine Studien…“
     
    „Ich habe mir mal die Mühe gemacht.“
     
    „… die wissenschaftlich belegen könnten…“
     
    „Und wissen Sie, was ich gefunden habe?“
     
    „… welche Zusammenhänge da bestehen.“
     
    „Das Columbine Massaker. Antidepressiva. Der Virginia Tech Amokläufer. Antidepressiva. Und der Amoklauf von Donald Turow? Antidepressiva.“
     
    „Einzelfälle!“
     
     
     
    Sieben Wochen später
     
    Susan Miller wußte schon, was passieren würde, bevor sie in das Büro von Claire Weizak kam. Es gab nicht viel, worauf man sich bei Journalisten verlassen konnte, aber die schnelle Verbreitung von Gerüchten gehörte definitiv dazu.
     
    Es hatte mit Blicken angefangen, und damit, daß man sich nicht mehr gerne mit Susan sehen ließ. Einladungen zum Lunch oder  zwanglose Treffen nach der Arbeit wurden von den anderen bei MSNBC immer häufiger abgesagt, mit einer Liste von zunehmend unglaubwürdig klingenden Ausreden.
     
    Zumindest hat noch keiner gesagt, er müßte eben nach Syrien, um sich da von Assad zusammenschießen zu lassen , meinte eine Stimme in Susans Verstand. Das ist doch schon was, Susie, oder etwa nicht?
     
    Sie würden es nicht Entlassung nennen.
     
    Nein, es würde vielmehr sein, daß sich Susan Miller und MSNBC darauf geeinigt hätten, wegen kreativer Differenzen getrennte Wege zu gehen. Schön, daß wir nicht mehr drüber sprechen müssen, man sieht sich, okay?
     
    „Ich habe es dir gesagt, Susie“, meinte Claire, nachdem sie es Susan mitgeteilt hatte.
     
    „Es war die richtige Story“, sagte Susan.
     
    „Das ist Unsinn“, sagte Claire. „Die richtige Story, das war die Nacht im Harper’s, Susie. Das war Fernsehen! Das war live! Willst du wissen, woran man sich erinnern wird, wenn das hier  vorbei ist? Wenn jemand gefragt wird, wer Susan Miller war? Das war der Moment, Susie. Dafür wirst du in Erinnerung bleiben, nicht für diese Scheiße.“
     
    „Scheiße.“
     
    „Ja… Scheiße, Susie.“
     
    Claire verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
     
    In dem Büro liefen mehrere Fernseher, es schienen immer und überall Fernseher zu laufen, dachte sich Susan.
     
    In den Monitoren, auf den Live-Übertragungen, das schien die Wirklichkeit zu sein, und die Realität nur ein verzerrtes Abbild dessen, was in hoher Auflösung in den Wohnzimmer gesendet wurde.
     
    „Wir haben 47 unserer Sponsoren verloren, Susie! Ja, 47! Wir bluten Geld. Und wir sind nicht Fox News, wir können uns das nicht leisten.“
     
    „Warum feuert man mich nicht einfach?“ fragte Susan.
     
    „Weil du von alleine gehen wirst.“
     
    „Wirklich?“
     
    „Du wirst gehen, und MSNBC wird dir eine Menge Geld dafür geben, daß du gehst.“
     
    „Wieviel?“
     
    „So viel, daß dieses Gespräch hier nie stattgefunden hat.“
     
    „Oh.“
     
    „Verstehen wir uns, Susie?“
     
    „Wer?“
     
    „Was?“
     
    „Wer will, daß ich gehe?“
     
    „Die Frage mußt du doch nicht wirklich stellen, oder?“
     
     
     
    Neun Wochen später
     
    Der 11. September kam und ging.
     
     
     
    Elf Wochen später
     
     „Für wen arbeitet ihr?“
     
    „Wessen Polizei seid ihr?“
     
    Jeder der Sätze wurde von einer Person gerufen, dann von der Masse wiederholt, die sich am Zucotti Park versammelt hatten. Einige der Leute hatte schon seit zwei Wochen hier ausgeharrt, unbeachtet von der Presse, zusammengehalten von Idealismus, Wut und von enttäuschten Träumen.
     
    Um den besetzten Park herum waren die Polizisten aufgereiht, wie Perlen an einer
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